Nachdem Atom Egoyan Salomé bereits in der Opernfassung malträtierte, zelebriert und multipliziert er seine verstaubte Aufführung in Filmform. Nach Wildes Maxime, das Leben imitiere die Kunst, entfaltet sich ein perverses Potpourri. Das sagt nichts über kreative Katharsis oder psychosexuelle Projektion, dafür über die narzisstischen Neurosen des Regisseurs. Der tilgt die Queerness aus Wildes Stück, aber sublimiert in der kruden Handlung sexuellen Missbrauch. Blechern gespielt und dramaturgisch abstrus, demaskiert das überspannte Beziehungsdramolette unbeabsichtigt seinen Autor.