Bildnachweis: © Electronic Arts / Bioware

"Dragon Age: The Veilguard" - Videospiel - Test / Review

von Sebastian Stumbek

Story

In Dragon Age: The Veilguard will Solas, der Schreckenswolf, den Schleier zerreißen, der Thedas von der Welt der Dämonen trennt, um die Unsterblichkeit und den Ruhm seines Volkes wiederherzustellen – egal, wie viele Leben es kostet. Sein Ritual scheitert jedoch und seine größten Ängste werden Wirklichkeit, als zwei seiner ältesten und mächtigsten Widersacher befreit werden. Spielende schlüpfen in die Rolle von Rook und müssen sich mit ihren Gefährten vereinen, um diese beiden mächtigen Gottheiten auf einer Reise zu stoppen, die durch ganz Thedas führt – pulsierende Städte, tropische Regionen, Urwälder, feuchte Sümpfe und die tiefsten Tiefen.

Kritik

Wenn es um Rollenspiele geht, war Bioware einst das wohl führende Entwicklerstudio auf dem Markt. Mit Spielen wie Baldur’s GateStar Wars: Knights of the Old Republic, Jade Empire, Mass Effect, Neverwinter Nights oder Dragon Age folgten über Jahre hinweg regelrechte Kracher in ihrem Bereich, die heute Kultstatus genießen. Die Glanzzeiten des Studios sind allerdings schon eine Weile vorbei und in den letzten Jahren war der Weg mit Titeln wie Mass Effect: Andromeda und vor allem dem zuletzt erschienen Anthem eher holprig. Nach fünf Jahren melden sich die Kanadier nun mit Dragon Age: The Veilguard zurück, dem mittlerweile vierten Teil ihrer beliebten Reihe. Kann das Game die ruhmreichen Tage von einst wieder aufleben lassen?

Zunächst bauen wir uns in einem umfangreichen Editor unseren Charakter zusammen. Neben zahlreichen Optionen für kosmetische Details wählen wir hier auch die gewünschte Rasse (Mensch, Elf, Zwerg oder Qunari) und Klasse (Magier, Kämpfer oder Schurke) und legen anschließend noch den bevorzugten Hintergrund aus einer Fraktion fest. All das hat sowohl spielerische Auswirkungen als auch inhaltliche, da spätere Gespräche entsprechend unserer Wahl hin und wieder in eine andere Richtung verlaufen. Zudem können wir noch minimal die Weltlage definieren, die Bezug auf den Ablauf und Ausgang des Vorgängers nimmt. Nun kann das Abenteuer beginnen.

Die Story von The Veilguard knüpft rund 10 Jahre nach den Geschehnissen von Dragon Age: Inquisition an und setzt diese an einem neuen Ort mit größtenteils neuen Charakteren fort. Solas will den Schleier zerreißen, der Thedas von der Welt der Dämonen trennt, um die Unsterblichkeit und den Ruhm seines Volkes wiederherzustellen. Wir verhindern zu Beginn das Ritual und lösen damit noch viel beunruhigendere Ereignisse aus, die zur Bedrohung für die ganze Welt werden. The Veilguard setzt dabei mehr oder weniger voraus, dass man sich in der Welt von Dragon Age ein wenig auskennt und wirft mit allerlei spezifischen Begrifflichkeiten um sich. Fans wird es freuen, fühlen sie sich nämlich schnell zu Hause, freuen sich auf ein Wiedersehen mit einigen bekannten Gesichtern und lernen zig neue Lore-Details aus der magischen Welt kennen. Einsteigern wird jedoch nichts anderes übrig bleiben als auf externe Quellen zur Recherche zuzugreifen oder das beigefügte Glossar ausgiebig zu studieren, um den Überblick zu behalten.

Sich mit der Story auseinanderzusetzen kann sich durchaus lohnen, da sie eine der großen Stärken von Dragon Age: The Veilguard ist. Mit der Zeit nimmt einen immer dramatischeren Verlauf und kann mit einigen netten Überraschungen punkten. Auch nehmen wir mit diversen getroffenen Entscheidungen spürbaren Einfluss auf sie, was sich oftmals auch erst nach vielen Stunden auf unerwartete Weise bemerkbar macht. Und auch unsere Begleiter gewinnen mit der Zeit immer mehr an Profil und wachsen einem regelrecht ans Herz. Mit eigenen Questreihen lernen wir sie im Laufe des rund 50-70-stündigen Abenteuers (je nach Spielstil) immer besser kennen und erleben dabei auch spannende Geschichten abseits der Hauptquest. Unsere Hauptfigur Rook interagiert mit den Bewohnern von Thedas wahlweise freundlich oder auch etwas provokant, darf jedoch nie wirklich böse sein. Wer also richtig gemein sein und als Badass durch die Lande ziehen will, wie einst im Dragon Age: Origins oder einem Baldur's Gate 3, bekommt hier einen Dämpfer. 

Ausgangspunkt unserer Reise ist stets der Leuchtturm im Nichts, der quasi das Hub-Areal des Spiels darstellt. Hier unterhalten wir uns mit unseren Begleitern, werten Waffen auf und planen den nächsten Einsatz, der entweder Haupt- oder Nebenquest sein kann. Um nicht den Überblick zu verlieren, führen wir ein Journal, das alle offenen Aufträge auflistet und auf unserer Weltkarte markiert. Mit zwei in der Regel frei wählbaren Begleitern geht es dann zum gewünschten Einsatzort, an dem wir unserer Mission nachgehen oder die Umgebung erkunden. Zu entdecken gibt es dabei fast immer etwas, da kleinere Rätsel und verborgene Passagen überall existieren und Spieler mit neuer Ausrüstung oder wertvollen Ressourcen belohnen. Findet man dabei ein Duplikat eines bereits vorhandenen Items, wird das bereits vorhandene aufgewertet, sodass sich selbst solch ein Fund lohnt.

Dragon Age: The Veilguard ist auf mehrere geschlossene Einzelbereiche aufgeteilt, eine zusammenhängende Open World liegt hier nicht vor. Wer sich im Falle von Letzterem in anderen Spielen schnell erschlagen fühlt, dürfte den Ansatz also sicherlich begrüßen. Bedeutet aber auch, dass sich The Veilguard trotz aller Erkundungsmöglichkeiten und Abzweigungen in vielen Teilen recht linear spielt. Auch ist der Einfluss auf die Welt nicht annähernd so komplex wie beispielsweise in einem Baldur's Gate 3. An vorgegebenen Stellen sind hier nur vorgesehene Aktionen möglich, kreative Spielereien und Experimente haben da keinen Platz, um anderweitige (vielleicht auch abgedrehte) Lösungswege zu finden. Muss nicht unbedingt etwas Schlechtes sein. Man sollte es aber im Hinterkopf behalten, um nicht mit falschen Erwartungen heranzugehen.

Selbstverständlich trifft man unterwegs auch auf zahlreiche Gegner, was zu ziemlich spaßigen Fights führt. Das Kampfsystem von Dragon Age: The Veilguard wurde nämlich grundlegend überarbeitet und spielt sich nun sehr modern und actionlastig. Zum einen ist Geschick gefragt, wenn im richtigen Moment ausgewichen, pariert oder attackiert wird, zum anderen lassen sich Combos mit der korrekten Tasteneingabe ausführen und Spezialfähigkeiten und Zaubersprüche kraftvoll im Team miteinander kombinieren. Geht alles gut von der Hand und wird eindrucksvoll inszeniert. Lediglich die Gegnervarianz könnte etwas größer sein, da man doch recht häufig auf die gleichen Vertreter trifft.

In einem umfangreichen Skill-Tree vergeben wir nach Levelaufstiegen unsere Punkte und schalten dort sowohl passive Vorteile als auch neue Fähigkeiten frei. Jederzeit haben wir im Spiel die Möglichkeit, alle Punkte neu zu vergeben, was es einem erlaubt, seinen Build flexibel umzugestalten und sich an einem anderen Stil zu probieren. Das gilt auch für unsere Begleiter, für die wir ebenfalls in eigenen (etwas kleineren) Bäumen Fähigkeiten freischalten. Mit der passenden Ausrüstung, die diverse Buffs mit sich bringt und die zuvor gewählten Fähigkeiten noch verstärken kann, hat man also etwas Spielraum, seine Charaktere optimal anzupassen. 

Unsere Testversion auf der PS5 lief technisch sehr sauber und gab keinerlei Anlass zur Beanstandung. Bugs traten nahezu keine auf und die Performance war überraschend gut. Für ein Spiel dieser Größenordnung mit durchaus aufwendigen Grafiken keine Selbstverständlichkeit. Dragon Age: The Veilguard ist ein visuell sehr hübsches Game – auch weil neben der guten Technik das Art Design sehr stimmungsvoll ausfällt. Zudem ist die Sprachausgabe sowohl auf Englisch als auch auf Deutsch sehr gut. Kleiner Hinweis an dieser Stelle: Man setzt hierbei auf gegenderte Sprache, was vielleicht nicht Jedermans Sache ist und ohne vorherige Erläuterung auch verwirrend sein kann. Wie man das Ganze letztendlich bewertet muss jeder für sich selbst entscheiden. 

Zu guter Letzt noch ein paar Worte zum Soundtrack: Dieser stammt von Hans Zimmer (Gladiator) und Lorne Balfe (His Dark Materials) und sorgt für die passenden Klänge. Allerdings setzt Dragon Age: The Veilguard diese eher zurückhaltend ein, sodass sie einem während des Abenteuers kaum auffallen dürften. Auch in diesem Punkt hat Baldur's Gate 3 mit erinnerungswürdigen Melodien die Nase vorn.

Fazit

Ein gelungenes Action-RPG mit spaßigem Kampfsystem, guter Story und stimmungsvoller Spielwelt. "Dragon Age: The Veilguard" mag nicht der komplexeste Vertreter unter den Rollenspielen sein, da hat die Konkurrenz in mancher Hinsicht schon mehr getan, gerade was Freiheiten bei der Interaktion mit der Umgebung und den Charakteren angeht. Als Genre-Fan wird man darin aber dennoch für etliche Stunden versinken und viele denkwürdige Abenteuer erleben. 

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