Für all die Leute, die sich in diesem Jahr lieber aus dem Kino zurückgezogen haben, gab es natürlich noch eine hochgradig attraktive Alternative: Streaming. Und wenn wir über Streaming reden, dann reden wir natürlich in erster Linie von Netflix. In dieser Liste wollen wir euch nun 10 filmische Netflix-Neustarts, die sich 2020 gelohnt haben.
Auch wenn "Wasp Network" nicht an die letzten Filme von Olivier Assayas heranreicht, hat der französische Autorenfilmer hier erneut ein äußerst sehenswertes Werk abgeliefert. Die Mischung aus Flüchtlingsdrama, zweifelhafter Regimeabkehr und Spionage-Thriller geht in den Händen von Assayas über weite Strecken der Handlung tatsächlich sehr gut auf, verwässert aber im letzten Drittel dadurch, dass sich der Film doch etwas zu viel Plot und Informationen zumutet. Ein sehr gut gespielter, gekonnt inszenierter und erzählerisch interessant arrangierter Eintrag in den Netflix-Katalog ist "Wasp Network" aber definitiv.
Zusammen mit "Die Woche" die wohl beste Kooperation zwischen Adam Sandler und Netflix. "Hubie Halloween" ist ein fabulierlustiger Halloween-Ulk, der nicht nur viel Spaß dabei beweist, sein Gruselsetting beschwingt in Szene zu setzen, sondern auch mit herrlich-herzlichen Albernheiten aufwartet. Dass "Hubie Halloween" aber trotz seines bisweilen ins Brachiale ausschlagenden Humors charmant bleibt, liegt daran, dass der Film niemals auf seinen Protagonisten herabblickt, sondern ihm tatkräftig und motivierend bis zum Ende beisteht. Halloween lebe hoch!
Es gibt einige Dinge, die nicht so gut funktionieren, aber das macht nichts. Hier steht die Action im Fokus und die ist ohne Wenn und Aber sensationell. Was die Macher hier auf den Streamingdienst loslassen ist hochgradig zufriedenstellende Genre-Ware, auf technisch allerhöchstem Niveau. In den besten Momenten ist "Tyler Rake: Extraction" ein Rausch aus Adrenalin, Schweiß, Blut und Feuer. Wer ein Herz für Action hat, MUSS diesen Film sehen.
Als tiefergehende Gesellschaftssatire will der Netflixhype "Der Schacht" nur bedingt funktionieren - dazu lädt sich der Film einfach zu viel auf. Als roher, düsterer Horrorritt überzeugt "Der Schacht" jedoch mit einer konsequent nihilistischen Atmosphäre, interessanter Figurenzeichnung sowie straffem Pacing. Nicht die subtilsten 94 Minuten aller Zeiten, aber zweifellos unterhaltsam.
Mit "Da 5 Bloods" liefert Spike Lee seinen besten Film seit vielen Jahren ab. Nicht nur beweist der Begründer des New Black Cinema eindrucksvoll seine Liebe zum Kino, wenn er mit einer beinahe an Quentin Tarantino gemahnenden Fabulierlust zu Werke schreitet. Er unterstreicht auch noch einmal seine Relevanz als Filmemacher, weil er nach unzähligen thematisch ähnlich gelagerten Filmen immer noch in der Verfassung ist, eine neue Perspektive auf das Kernmotiv seines Schaffens zu finden. Ein eindringlicher, packender und nicht zuletzt wichtiger Film.
In atmosphärisch unheimlich dichten Bildern entführt Charlie Kaufman die Figuren und die Zuschauer in einen (alp)traumhaften Abgesang auf die Liebe und das Leben. “I’m Thinking of Ending Things” ist ein äußerst eigenwillig fabriziertes Enigma, das stets am Abgrund der Beliebigkeit balanciert und dennoch in seinen Bann ziehen kann. Selten war ein Essen bei den Schwiegereltern in Spe unangenehmer.
"Mank" ist eine Liebeserklärung an Hollywood, einhergehend mit einer deutlichen Kritik an das System dahinter. Getragen wird das Ganze von der umwerfenden Inszenierung, dem tollen Script und Hauptdarsteller Gary Oldman. "Mank" ist ein Meisterwerk im schwarz-weißen Glanz.
"Crip Camp" ist eine Perle unter den Dokus von Netflix. Ein leidenschaftlicher Lobgesang auf Humanismus und das Leben, aber auch ein klar ausformuliertes Manifest dafür, wie wichtig es ist, gegen Diskriminierung vorzugehen.
Ein 135-minütiger Bewegungsrausch; ein panischer Rauschzustand, immer nah am Herzinfarkt gelegen. Adam Sandler darf in der Hauptrolle die Performance seines Lebens abrufen und allen Zweiflern einen weiteren, dicken Mittelfinger entgegenstrecken, während die Safdie Brothers in teilweise beängstigender Brillanz ihr inszenatorisches Gespür unter Beweis stellen.