2024 liegt hinter uns, und es ist Zeit, auf die Filme zurückzublicken, die von Moviebreak in den letzten 12 Monaten die besten Kritiken erhalten haben. Die Auswahl ist nach MB-Wertung und alphabetisch sortiert. Voraussetzung um in die Liste aufgenommen zu werden: Ein deutscher Kinostart und eine MB-Bewertung von mind. 8 Punkten.
Zu den schlechtesten Kinostarts 2024 geht es hier lang.
Fehlt euch ein Titel in dieser Liste, oder gibt es einen Film, den ihr hier nicht erwartet hättet?
28: Alien: Romulus
8,0
"Alien: Romulus" destilliert die Stilistik der ersten beiden Teile zu purer Atmosphäre. In diesem Setting entfaltet sich eine schlichte, aber effektive Handlung, die insbesondere durch die beiden Hauptfiguren getragen wird. Weniger gelungen ist eine überflüssige Referenz, die Regisseur Alvarez über das Ziel hinausschießen lässt und seinem ansonsten visuell betörenden Film ein Bein stellt. Trotz dieses Mankos erweist sich "Romulus" als überzeugender Beitrag zur Reihe und zählt zu den besten Titeln – vorausgesetzt, die Erwartungen an den Film sind nicht auf grundlegende Neuerungen gerichtet.
27: Alles steht Kopf 2
8,0
Ein bunter fröhlicher Spaß, der dazu animiert all seine Emotionen zu akzeptieren. "Alles steht Kopf 2" ist genauso fantasievoll und kreativ gestaltet wie Teil 1, bloß weniger sentimental, doch umso lustiger. Die neuen Emotionen sind eine absolute Bereicherung für das "Alles steht Kopf"- Universum.
26: The Bikeriders
8,0
Eine ausdrucksstarke, hervorragend inszenierte Geschichte über echte Männer, die eine harte Schale, aber einen weichen Kern haben. Sie streben nach grenzenloser Freiheit, doch zeitgleich auch nach einer starken Gemeinschaft. "The Bikeriders" bietet einen spannenden Einblick in die Welt einer Motorradgang, wobei die großartigen Darsteller wie Austin Butler, Jodie Comer und Tom Hardy der Geschichte ihre rohe Intensität verleihen.
25: Blink Twice
8,0
Mit kraftvoller Bildsprache und couragierten stilistischen Entscheidungen bietet das Regiedebüt von Zoë Kravitz eine fesselnde Mischung aus düsterem Thriller und bissiger Satire. Ein raffinierter Spaß, der seinen Unterhaltungswert ebenso gekonnt steigert wie seine scharfe Gesellschaftskritik.
24: La chimera
8,0
Alice Rohrwacher hat mit „La Chimera“ selbst eine filmische Schatztruhe gedreht, die mit einer spielerischen Inszenierung, einem fordernden wie einnehmenden, theoretischen Fundament, Fragen über den Wert der Vergangenheit und einem präzisen wie schwelgerischen Auge für die Schönheit nahezu alles bietet, was das Kinoherz begehrt.
23: Civil War
8,5
Ein erschreckend realistisches Zukunftsszenario, das nicht nur als Warnung dient, sondern die Bedeutung der Presse insbesondere während der Kriegszeiten hervorhebt. Es geht nicht darum, die schlimmsten Bilder abzulichten und tote Menschen als Trophäen darzustellen, sondern die ungeschönte Realität zu zeigen. "Civil War" ist eindringlich und bewegend auf eine seltsam subtile Art. Es wird nichts dramatisiert oder romantisiert. Ebenso ergreift man nicht Partei für irgendeine Seite. Trotzdem zeichnet sich das ungewöhnliche dystopische Roadtrip-Abenteuer durch seine Wahrhaftigkeit aus und das, obwohl niemand da ist, der einem die Bedeutung dieser Wahrheit erklärt. Doch manche Bilder sagen bekanntlich mehr als tausend Worte …
22: Critical Zone
8,0
Ali Ahmadzadeh trotzt dem auferlegten Drehverbot seitens der iranischen Zensoren und präsentiert mit „Critical Zone“ direkt und ungeschönt ein Abbild jener Gesellschaft seit den Protesten in Folge des Todes von Mahsa Amini. Mit kleinen technischen und akustischen Kniffen ebnet er den Weg für ein nächtliches Road-Movie, das nach kleinen Schwierigkeiten, zu Beginn der Fahrt, von Episode zu Episode einen starken Sog entwickelt. „Critical Zone“ bietet Raum für Gedanken, für Beistand, und dient als Speicher der Energie des Widerstands, auf die Zuschauer:innen und Iraner:innen im Exil in Folge der härter durchgreifenden Sittenpolizei zurückgreifen können.
21: The Dead Don't Hurt
8,0
Ein introspektiver Western, der durch spannende Charaktere und eine melancholische sowie naturalistische Atmosphäre überzeugt. Die elegische Erzählweise könnte für einige ein Hindernis darstellen, doch gerade diese hebt die Geschichte auf ein beeindruckendes Niveau.
20: The Holdovers
8,0
„The Holdovers“ ist einer der schönsten Weihnachtsfilme aller Zeiten. Nostalgisch ohne jede Verklärung kommt diese Liebeserklärung an Außenseiter und Solidarität mit einer sanften Unaufgeregtheit und einem Gespür für seine Figure daher, dass jeden Zynismus entwaffnet und für eine tief besinnliche Winteratmosphäre sorgt. Ab jetzt jedes Jahr wieder!
19: Der Junge und der Reiher
8,5
Mit Der Junge und der Reiher liefert Autor und Regisseur ein fantastisches Spätwerk ab, welches erneut fantasievolle Welten mit philosophischen Fragen vereint. Es geht um Wut, Leid, Zerstörung, Hoffnung und Balance. Dies zusammen mit der erneuten Musik von Joe Hisaishi, den beeindruckenden Bildern, den vielschichtigen Figuren und einer Reise, die wir zusammen mit Protagonist Mahito erleben können, ergibt ein weiteres Meisterwerk Miyazakis, welches noch in Jahrzehnten Freude und Neugier auslösen wird.
18: Morgen ist auch noch ein Tag
8,0
Das Regiedebüt von Paola Cortellesi ist eine liebevolle Hommage an den italienischen Neorealismus sowie eine einfühlsame, dennoch kraftvolle und leicht verspielte Auseinandersetzung mit dem Martyrium einer unterdrückten Frau. Sie fungiert hier als Stellvertreterin einer bedeutenden Geschichte, deren volle Absicht sich erst am Ende offenbart. Ein bemerkenswertes Werk, das nach seinem immensen Erfolg in Italien hoffentlich auch international ein großes Publikum finden wird.
17: Longlegs
8,0
„Longlegs“ ist nicht der „beste Horrofilm der Dekade“ und der Wehrmutstropfen der Marketingkampagne um den Film wird in der Gefahr um zu hohe oder fehlegleitete Erwartungen liegen. Osgood Perkins Mischung aus Ermittlungsdrama, Psychogramm und Okkulthorror erreicht weder ein neues Schocklimit, noch erfindet er das Genre neu. Viel mehr gelingt es Film durch eine gekonnt bedrohliche Atmosphäre und einem Auge für genüssliche schwarze Komik einen soghaften Abgrund in Form eines weniger grafischen sondern explizit metaphysischen Horrors zu manifestieren, in dessen Zentrum in eindringlicher, beklemmender Form die Angst vor dem Unaussprechbaren sich befindet.
16: Look Back
8,0
Mit “Look Back” ist Kiyotaka Oshiyama ein überraschend starkes Werk fernab seiner sonstigen Arbeiten gelungen. Außerdem ist “Look Back” inszenatorisch ziemlich brillant und mit viel Liebe zu Mangas gestaltet, welche sich auf den Zuschauer überträgt. Tragischerweise bleibt die emotionale Bindung des Zuschauers zu den Protagonistinnen durch die etwas zu knappe Erzählung auf der Strecke, was den Gesamteindruck aber nur marginal abschwächt. Für alle Anime Fans deshalb trotzdem ein absolutes Muss und ein Lösen des Kinotickets wert.
15: Radical - Eine Klasse für sich
8,0
Trotz allzu vertrauter Muster überzeugt der Film durch seine Wirkkraft, die durch beeindruckende Authentizität und herausragende Darbietungen erreicht wird. Die Assoziation mit "Der Club der toten Dichter" mag vereinfacht und faul erscheinen, ist jedoch als großes Lob gemeint.
14: Reality - Wahrheit hat ihren Preis
8,0
In lichter Kulisse, deren Offenheit in bedrückendem Kontrast zu den Haftbedingungen der Whistleblowerin Reality Winner steht, entfaltet Tina Satters differenziertes Kinodebüt eine erstickende Atmosphäre beständig wachsender Spannung. In schauspielerisch und dramaturgisch gleichermaßen ausgefeilten Szenen enthüllt sich die Perversion eines Staatsapparats, der Regelhörigkeit und Systemtreue über demokratische Verantwortung stellt. Unter dieser politischen Ebene eröffnet sich ein soziologischer Subtext über den Zustand permanenter Wachsamkeit, deeskalierendem Entgegenkommen und unterschwelliger Anspannung, geboren aus dem Zustand sozialkultureller und körperlicher Unterlegenheit.
13: Teaches of Peaches
8,0
"Teaches of Peaches" ist ein sehr kompetent umgesetztes Porträt über eine der schillerndsten Ausnahmekünstlerinnen der 2000er. Der Film von Judy Landkammer und Philipp Fussenegger lädt dazu ein, sich mit der politischen und musikalischen Bedeutung Peaches auseinanderzusetzen. Dabei begeistert er seine Zuschauenden mit Interviews, Archiv- und Konzertaufnahmen für Peaches´ Bühnenpräsenz und den Safe Space, den sie schafft.
12: Des Teufels Bad
8,0
Nach ihrem packenden Hütten-Horror "The Lodge" tauchen Veronika Franz und Severin Fiala erneut in die archaischen Abgründe fanatischen Glaubenseifers. Dessen mit faszinierender Detailtreue auf die Leinwand gebanntes Abbild verstört umso mehr, da unter der mittelalterlichen Patina der von realen Gerichtsprotokollen inspirierten Handlung die Gegenwart immer greifbar bleibt. Der kriminalistische Prolog und allegorische Schlussakkord erweitern das schaurig-schöne Sittengemälde zu einem künstlerisch und kritisch scharfsinnigen Plädoyer gegen bis heute überdauernde christlichen Dogmen, deren Lebenszwang den Tod provoziert.
11: Wunderland - Vom Kindheitstraum zum Welterfolg
8,0
Diese Doku entstand mit ganz viel Liebe zum Detail, genauso wie das Wunderland selbst. Es ist eine Geschichte über wahre Berufung, Freundschaft und Erfolg. Ebenso wie die Geschichte zweier Brüder, die nie aufgehört haben, Kinder zu sein.
10: Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim
8,5
"Der Herr der Ringe: Die Schlacht der Rohirrim" ist ein bildgewaltiges Anime-Fantasy-Epos, das eigene Akzente innerhalb des Franchises setzt. Die Umsetzung von Kenji Kamiyama kann aufgrund der eindrucksvollen Animationen, einer epischen Inszenierung und einem Gespür für eine Legenden-Erzählung überzeugen. Mit Héra und Wulf schafft er über Helm Hammerhand hinaus eine symbolisch faszinierende und eine emotional treibende Figur. Am Ende bleibt ein Mythos aus Mittelerde, den ich mich gerne öfter erzählen lassen würde!
9: Rite Here Rite Now
8,5
"Rite Here Rite Now" ist ein fantastischer Konzertfilm: Nicht nur wurde die beeindruckende Performance filmisch kompetent eingefangen. Auch wurden Elemente der eigenen Webisoden-Serie aufgegriffen, um einen erzählerischen Bogen um das musikalisch-inszenatorische Feuerwerk zu spannen. Verschiedene Ästhetiken bespielen unsere Stimmungsklaviatur, wie es die Songs ohnehin tun. Und ein wenig Lore gibt es auch. Ein unvergesslicher Konzertabend – auch aus dem Kinosaal heraus!
8: All of Us Strangers
9,0
"All of Us Strangers" entführt in die Welt der Erinnerungen und Sehnsüchte. Ein gefühlvoller Film, der auf beeindruckende Weise die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart zeigt, ohne in Klischees zu verfallen. Ein eindringliches Werk, das die Melancholie des Lebens einfängt und zeigt, wie bewegend, sanft, wunderschön, berührend und herzerwärmend wie herzzerschmetternd das Kino sein kann. Ein Meisterstück.
7: Anora
9,0
Mit „Anora“ liefert Sean Baker nicht mehr und nicht weniger als die Kulmination und gigantischste Ausformulierung der Themen seines filmische Gesamtschaffens, von kapitalistischer Ausbeutung, trügerischen Illusionen der Popkultur und der respektvollen Beständigkeit seiner Sexarbeiter-Protagonisten. In 139 Minuten durchleben wir dank meisterhafter, bombastischer Inszenierung und eines dennoch zutiefst feinfühligen Drehbuchs von rauschhafter Euphorie bis zur erschütterndsten Ernüchterung nahezu alle Emotionen, die die Klaviatur der Leinwand nur beherrschen kann und verlassen das Kino als veränderte Menschen.
6: The Beast
9,0
Wie wenigen Filmschaffenden seiner Generation gelingt es Bertrand Bonello, unserer digital komplementierten Gegenwart eine Poetik der Instabilität abzutrotzen, die sich in ihrem unmöglichen Streben nach ganzzeitlicher Ganzheitlichkeit auf Höhe der Zeit beweist, und vielleicht sogar, mit Jahren des Abstands, über diese hinaus verweisen wird.
5: ᑐ ᑌ ᑎ ᕮ : Part Two
9,0
"Dune: Part Two" manifestiert 2024 ein kraftvolles sowie epochales Statement für das Kino. Denis Villeneuve illustriert eindrucksvoll die Dynamik der Macht und bietet eine nicht zimperliche Religionskritik, eingebettet in majestätisches, voluminöses Überwältigungskino.
4: Joker: Folie à Deux
9,0
Der kakophone Kontrast der düster-dreckigen Welt, in der Todd Phillips rasant zum Kult-Charakter aufgestiegener Protagonist buchstäblich und figürlich gefangen ist, mit der zwanghaft fröhlichen Buntheit des Musicals spiegelt sowohl die seelische Spaltung des Antihelden als auch die zynische Zäsur innerhalb einer Gesellschaft, deren drakonische Rechtsauffassung im Widerspruch zum fanatischen Bedürfnis nach unmenschlicher Unterhaltung steht. Beschwingt von Hildur Guðnadóttirs oscarwürdigem Score singen sich die toxischen Titel- und Tanzpartner durch die halluzinogene Hölle einer packend psychopathischen Parodie.
3: One Life
9,0
Eine bewegende und höchst emotionale wahre Geschichte eines Helden, der während des Zweiten Weltkrieges 669 Kinder von den Nazis rettete und sie sicher aus Prag nach England brachte. Anthony Hopkins liefert mit seiner Vorstellung eine oscarreife Glanzleistung ab. "One Life" ist großartig gespielt und perfekt inszeniert. Das Kriegsdrama soll uns daran erinnern, dass gute Taten von jedem vollbracht werden können, egal wie ausweglos die Lage auch zu sein scheint. Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft sind Werte, die nicht in Vergessenheit geraten dürfen, denn wie bei dem Schmetterlingseffekt hat eine kleine Tat manchmal große Wirkung.
2: No Other Land
9,0
„No Other Land“ ist ein kraftvoller Appell an die Menschlichkeit und den Frieden. Durch intime, erschütternde Bilder wird die fortwährende Ungerechtigkeit im Westjordanland sichtbar gemacht und ein dringender Handlungsaufruf zur Veränderung lanciert. Starkes Doku-Kino, dessen nüchterne Digitalbilder von erschossenen Menschen und zerstörten Häusern sich tief in die eigene Seele graben. Unangenehm und dennoch notwendig.
1: Die Saat des heiligen Feigenbaums
9,0
Die unverhohlene Ausformulierung politischer Statements mag für hiesige Zuschauende mitunter plakativ wirken, ist jedoch vor dem Hintergrund der iranischen Zensur ein meta-textueller Affront gegen das repressive Regime, dessen toxische Triebe die trügerisch harmonische Familie durchziehen. Grandios gespielt und in zurückgenommener Optik mit bedeutsamen visuellen Akzenten gezeichnet, seziert Mohammad Rasoulofs messerscharf geschliffene Fanatismus-Fabel die monströsen Mechanismen religiöser Radikalisierung und konspirativer Komplizenschaft mit einer ethisch und strukturell korrupten Institution, deren archaische Aggression Sicht nur scheinbar besänftigen lässt.