7.8

MB-Kritik

Sweetie, You Won’t Believe It 2020

Comedy, Horror, Drama

7.8

Daniar Alshinov
Asel Kaliyeva
Azamat Marklenov
Yerlan Primbetov
Dulyga Akmolda
Almat Sakatov
Almat Sakatov
Erkebulan Dairov
Bekaris Akhetov
Kadirgali Kobentay
Kilishbek Kassymbek
Gauhar Sagingalieva
Eduard Shchokin
Gulmira Zhaklieva

Inhalt

Dastan (Daniar Alshinov) ist genervt von seiner hochschwangeren Ehefrau, deswegen begibt er sich mit seinen Kumpels auf einen Angel-Trip. Doch dieser Ausflug entpuppt sich als ein krasser Horrortrip, denn sie werden unfreiwillig Zeugen eines Mordes und werden von den Gangstern gejagt.

Kritik

Was tun, wenn ein harmloser Angel-Ausflug zu einem krassen abgedrehten Horrortrip ausartet? Diese Frage stellen sich die drei Freunde bei Sweetie, You Won't Believe It. Hier trifft abgedrehter schwarzer Humor mit Slapstick-Einlagen auf einen Slasherfilm. Dieser Film macht einfach nur Spaß, und zwar von Beginn an, wenn im Supermarkt die Affensexszene auf der großen Leinwand gezeigt wird und der genervte Ehemann Dastan (Daniar Alshinov) während des Einkaufens mit seiner zickigen Ehefrau Zhanna (Asel Kaliyeva) telefoniert, die ihn einfach nicht in Ruhe lassen will. Natürlich ruft auch noch gleichzeitig eine Bankangestellte an, während er an der Kasse steht. Er muss sich also gleichzeitig mit drei Frauen auf einmal unterhalten. Da sind Tritte ins Fettnäpfchen vorprogrammiert.

Diese Art von Humor kennt man, doch bei Sweetie, You Won't Believe It wirkt es dennoch irgendwie originell, wenn Dastan die Kassiererin anstarrt und immer wieder das Wort „Schlampe“ sagt, während er eigentlich die Bankangestellte meint, doch in Wirklichkeit mit seiner Frau Zhanna redet, die deswegen am Telefon ausrastet. Dastans Gesichtsausdruck ist unbezahlbar. Resigniert und fertig. Als er dann auf seine hochschwangere Gattin im Auto trifft, geht es dann richtig los, dann bekommt ihr Streit noch eine ganz andere Dynamik. Zhanna wirft ihm vor, ihre Mutter zu hassen, bis Dastan schließlich voller Inbrunst schreit: „Ich liebe deine Mutter!“ Das Ganze mit einem hasserfüllten Gesicht. Die Streitszenen zwischen den beiden sind genial inszeniert. Die Hauptfigur tut einem richtig leid, doch man lacht trotzdem, wenn er von seiner Frau jedes Mal grundlos fertig gemacht wird.

Der Angel-Ausflug mit seinen Kumpels erscheint ihm wie der rettende Strohhalm, der ihn aus den Fängen seiner Psycho-Frau befreien soll. Seine Freunde Arman (Azamat Marklenov) und Murat (Yerlan Primbetov) wirken wie zwei Junggesellen, die im Stil von Hangover ihren Kumpel auf seinen letzten Ausflug in Freiheit begleiten sollen, bevor sein Kind geboren wird. Mit einem Wagen voller Sexpuppen machen sich die Männer auf in die Wildnis. Als die drei an einer verlassenen Tankstelle vorbeikommen, landen sie in einer typischen Horrorfilm-Szenerie, die stark an eine Mischung aus Wrong Turn und Texas Chainsaw Massacre erinnert. Nur dass noch nichts Schlimmes passiert, außer dass sie zwei schrägen Gestalten begegnen, die sie das Fürchten lehren.

Bei Sweetie,You Won't Believe It landet man in einer abgedrehten Welt, in der ein Gangster zu kasachischem Hip-Hop ein Tänzchen aufführt, bevor er mit seinen Kumpels ein Entführungsopfer drangsaliert. Die Musikauswahl ist bei diesem Film besonders gut gelungen. Bedrohliche Szenen werden mit unheimlicher Musik unterlegt, die wie harmlose Kinderlieder klingt, aber im Zusammenhang mit perfekt inszenierten Gewaltszenen eine ganz andere Bedeutung erhält. Als ein Psychopath sich seinem Opfer widmet, ertönt das russische Volkslied „Ah, Samara Gorodok“ (Ach, Samara Städtchen) von Roza Baglanova und beschert einem Gänsehaut. Auch die Special Effects sind erstklassig. Gerade die Goreelemente sind realistisch gemacht.

Was noch überragend gelungen ist, ist das Timing bei den Witzen. Die Schauspieler bringen es auf den Punkt. Während die drei Freunde Zeugen eines Mordes werden, tun sie einfach so, als wäre nichts passiert und paddeln schnell weiter, während am Ufer die Gangster parallel zum Boot rennen. Und ab geht die wilde Kamerafahrt im Selfiemodus mit Gesichter Close-ups a la Blair Witch Project inklusive Zeitrafferaufnahmen. Es gibt auch jede Menge Slapstick-Einlagen im Stil von Dick und Doof, wenn es darum geht, dem Psychopathen zu entkommen und sich immer wieder hinter seinem Rücken zu verstecken, ohne, dass er einen sieht.

Die Gewaltszenen sind blutig, aber witzig inszeniert, sodass man mehr lacht, als sich fürchtet. Die brutalen Morde inklusive abgetrennter Körperteile werden von einem der Protagonisten mit dem Spruch quittiert: „Ich war schon ein Revierpolizist in einer Schule, aber so etwas habe ich noch nie gesehen.“ Das Ganze natürlich mit einer ernsten Miene erzählt und schon lacht man darüber. Sweetie,You Won't Believe It erntet Lacher auch dann, wenn Regisseur Yernar Nurgaliyev nur ein Pferd im richtigen Moment durchs Bild laufen lässt. Das muss man erst Mal schaffen. Man weiß nicht, wie er das macht, aber er macht es mit einer großen Raffinesse.

Fazit

"Sweetie,You Won't Believe It" ist ein absoluter Geheimtipp für künstlerisch anspruchsvolle Slasher-Horror-Komödien-Fans, die auf Hangover-Humor und Slapstick abfahren. Bei "Sweetie,You Won't Believe It" gibt es abgetrennte Körperteile, gut inszenierte Kampfszenen und tolle Special Effects, Psychopathen sowie Sexpuppen-Humor, aber das Ganze mit einer solchen Leichtigkeit und Genialität, dass man jetzt schon von einem kasachischen Kultfilm sprechen könnte.

Autor: Yuliya Mieland
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