Inhalt
Shaun (Simon Pegg) ist 29 Jahre alt, Verkäufer in der Londoner Filiale einer Elektronik-Fachmarktkette und verbringt seine Freizeit lieber im Pub Winchester mit seinem drogendealenden Mitbewohner Ed (Nick Frost), als mit seiner Freundin Liz (Kate Ashfield). Nicht mehr wollends sich mit der verantwortungslosigen Attitüde Shauns außereinanderzusetzen und ihre Jahre in einem Pub zu verschwenden, gibt Liz ihm den Laufpass, als London zunächst subtil, später explosionsartig von Zombies überrannt wird. Von Reue und Aktionismus ergriffen, macht sich Shaun auf, sowohl seine Mutter, als auch Liz an den einzig sicheren Ort zu bringen, den er kennt: Ins Winchester.
Kritik
Am 12. September findet hierzulande die Cornetto-Trilogie ihren glorreichen Abschluss, wenn der finale Teil „The World's End“ Simon Pegg und Kollege Nick Frost durch eine Sci-Fi-Verschwörung stolpern lässt. Gestolpert sind sie im Jahr 2004 aber bereits durch eine Londoner Zombie-Apokalypse, die nicht nur den Stil der kommenden Teile des „Blood-&-Ice Cream“-Dreiteilers definierte, sondern sowohl liebevolle Hommage, als auch freche Parodie alter Zombie-Klassiker darstellt (allen voran Romero's „Dawn of the Dead“). Zu erkennen ist dies bereits an den Untoten selbst. In Zeiten, in denen den Zombies vor Realismus strotzend das Fleisch schimmelnd vom Gesicht fällt („The Walking Dead“), sind die Londoner Infizierten mit ihren weißen Pupillen, der bleichen Haut und der extremen Trägheit, eindeutig ein Relikt aus Zeiten, in denen Romero noch den Zombiefilm revolutionierte. Dass „Shaun of the Dead“ am Ende nicht nur eine peinliche Nachmache alter Filme ist, hat der Streifen dies allen voran seinem Autoren-Duo Edgar Wright und Simon Pegg zu verdanken. Geschickt schaffen sie es nicht nur, Stereotypen und Klischees zu umschiffen, sondern balancieren geradezu kaltblütig tanzend auf dem dünnen Faden zwischen wirkungsloser Imitation und ultraeffektiver Gags, ständig auf übliche Plotlöcher und der bizarren Logik alter Zombie-Klassiker verweisend. Wenn Shaun und seine Gruppe, mehr schlecht als recht, in gröhlender Zombie-Manier durch eine Untoten-Masse schleicht, eine Zombie-Menge rumhampelnd weglockt oder zahlreiche Hirnsüchtige durch einen banalen Klapps auf den Kopf mit einem Cricket-Schläger ausschaltet, ist der humorvolle Verweis mehr als eindeutig. Nebenbei bedient sich Regisseur Edgar Wright kontinuierlich subtileren Elementen des Humors. Sei dies perfekt gefilmte Situationskomik (Shaun's morgendlicher Gang zum Kiosk) oder seien es die Dialoge, die den Zuschauer zwar nie in wildes Gelächter ausbrechen lassen, aber mit dem augenzwinkernden Subtext ein konstantes Schmunzeln abringen. Alleine schon die Diskussion zwischen Ed und Shaun, ob man die Zombies nun „Zombie“ nennen soll oder nicht, ist Drehbucharbeit vom Feinsten und ein immer wieder zitiertes Stück Filmgeschichte. Rückblickend parodiert diese Szene sogar aktuelle Zombie-Produktionen (u.a. „The Walking Dead“), die das Vorhandensein von „Zombie-Fiktion“ in ihrem Universum leugnen und in denen das „Z-Word“ nicht ein einziges Mal fällt. Als weiteres Merkmal der Cornetto-Trilogie hat sich, neben den extrem schnell-geschnittenen Zoom-Collagen banaler Alltäglichkeiten, auch die brillante Art und Weise des „Foreshadowings“ festgesetzt. Wenn Ed mit Shaun im Pub sitzt und in seinem Monolog, was sie am nächsten Tag tun sollten, quasi den gesamten Film-Plot spoilert, in fast jeder Szene eine Radio-Nachrichtensendung oder ein Song im Hintergrund läuft, die die Ereignisse des Films schildern, ist diese Subtilität auf solch einem hohen Level, die dem Zuschauer erst beim vierten oder fünften Angucken auffallen. Oder beim ersten Mal, wenn die Untertitel eingeschaltet sind, da diese auf die im Hintergrund zu hörenden Gimmicks aufmerksam machen. Etwas offensichtlicher sind die Vorausdeutungen in den Dialogen, die clever auf die kommende Zombie-Welle verweisen. "I was wondering if she wanted anything special for lunch. Cause these days a lot of people don't eat meat." "It's not hip hop. It's Electro. Prick. Next time I see him, he's dead."
Fazit
Letztendlich ist es die extrem erfolgreiche und effektive Kombination dieser Comedy-Elemente aus hauchdünnem Slapstick und subtiler Vorausdeutung mit dem britischen Humor („You've got red on you.“), die Wright, Pegg und Frost bereits Jahre zuvor in der Serie „Spaced“ zelebrierten, die „Shaun of the Dead“ zu dem machen, was es ist. Eine liebevolle Hommage an alte Zombie-Filme, die aber selbst als eigenständige, halb-romantische Horror-Komödie exzellent funktioniert. „Shaun of the Dead“ bietet sowohl flache Lacher, wenn Shaun immer wieder über den Hubbel stolpert, als auch Komik auf aller höchster Metaebene, welches nur auffällt, wenn direkt darauf hingewiesen wird oder der Zuschauer 30 Jahre Zombiefilm-Erfahrung aufweist. Zwischen all dem navigiert ein sympathischer Halb-Loser durch die Zombie-Apokalypse, der versucht ein Held zu sein, seine Freundin zu retten, am Ende mit seinem zombiefizierten besten Freund im Geräteschuppen sitzt und Timesplitters 2 auf der PlayStation 2 spielt, begleitet von „You're My Best Friend“ von Queen. ... Und Bill Nighy spielt mit.
Autor: Kadir Güngör