Inhalt
Zehn Jahre ist der legendäre Axtmörder Victor Crowley nun schon tot, so glaubt man. Andrew, der einzige, der das grausame Massaker von damals überlebte, hat ein Buch über seine schrecklichen Erlebnisse geschrieben. Viele glauben aber dass nicht Victor Crowley all die Menschen abgeschlachtet hat, sondern Andrew selbst. Um nun seinem Buch zum Erfolg zu verhelfen, will seine Verlegerin eine Show direkt aus den Sümpfen senden. Andrew wollte aber nie wieder an den Ort des Geschehens zurück. Und das mit Recht. Denn kaum angekommen, geht das blutige Gemetzel von vorne los.
Kritik
Übung macht den Meister, behauptet zumindest ein deutsches Sprichwort. Offenbar erpicht darauf wenigstens als lebender Gegenbeweis erfolgreich zu sein, entwickelt sich Hatchet-Schöpfer Adam Green (Chillerama) kontinuierlich rückwärts. Okay, um fair zu bleiben, lieber soll er wieder seinen selbstkreierten Jason Vorhees-Abklatsch Victor Crowley zum inzwischen vierten Mal durch die Sümpfe jagen anstatt wie davor den bemitleidenswerten Ray Wise (Twin Peaks) durch den peinlichen Mockumentary/Found Footage-Schrott How to Catch a Monster – Die Monster-Jäger, da verliert wenigstens niemand sein (nicht vorhandenes) Gesicht und schlussendlich dürfte jeder wissen, auf was er sich einlässt. So gesehen erfüllt Hatchet – Victor Cowley exakt die sehr niedrig gesetzten Erwartungen oder besser gesagt Befürchtungen.
Mit seinem 2007 veröffentlichten Hatchet – Old School American Horror konnte Green durchaus Sympathiepunkte sammeln. So was wie ein Fan-made Slasher-Movie, das kein Klischee und kein kreatives Luftloch ausließ, aber zu seiner Zeit wirklich leicht erfrischend-retro wirkte. In all seiner Beschränktheit, in seiner Primitivität, in seiner geekigen Schlichtheit. Als ersten Gehversuch kann man so was abliefern, aber das ist jetzt 11 Jahre her. Schon die beiden Sequels hatten den platten Charme des Originals restlos aufgebraucht und da ihr geistiger Vater bis heute nicht viel Bedeutendes auf die Kette bekommen hat, tata, da ist er wieder. Der grob gehackte und Furunkel-freundliche Gesichtsunfall Victor Crowley zerreißt erneut alles in Stücke, was sich in seine Sümpfe wagt. Wieso, weshalb und warum sich wieder der Rollen-variable Franchise-Veteran Parry Shen (Starship Troopers) und ein Gefolge wie gewohnt beschränkt-assiger Spackos dorthin verirren ist genauso so irrelevant wie Adam Green daran interessiert, hier mehr abzuliefern als puren Fan-Service, reduziert auf die niedrigsten aller Bedürfnisse und mit dem kalkulierten Blick auf den dringend benötigten Portokassen-Push.
Getreu der alten Sequel-Faustformel „Mehr von allem, wieso wir hier sind“ muss man Hatchet – Victor Crowley wenigstens das zugestehen: Da war man echt konsequent. Sogar so konsequent, dass sein potthässlicher Kompost-Killer sogar bei relativ begrenzten Screentime mehr rumschmaddert als in allen drei Teilen zusammen. Die Gore-Latte ist irre hoch, warum die FSK Teil 2 & 3 nicht uncut freigab und den hier schon, noch das Interessanteste am ganzen Film. Womöglich weil dieser Teil auch seinen „selbstironischen“ Flachzangen-Humor diesmal so radikal aufdreht, dass selbst wüsteste Splatter-Einlagen unter den Augen biederer FSK-Spielverderber nur wirken wie ein schlechter Scherz. Und was soll man sagen: Das stimmt leider auch. Notdürftig wird mit aufdringlichen 2-Promille-Aufwärts-Lachern und extrem triefendem Hackepeter alles andere so stringent zurückgefahren, wohl in dem Bewusstsein, das jetzt eh nur noch der harte Kern zuguckt und die gar nicht mehr wollen (oder verdienen?).
Letztlich ist Adam Green somit vielleicht nah an der Basis geblieben, immer noch „einer von uns“, weshalb er auch das Fan-Convention-Grundgehalt von Kane Hodder (The Devil's Rejects), Tony Todd (Candymans Fluch) und Danielle Harris (Halloween) durch seine Freundschaftsdienste beständig aufbessert. Wer ihn dafür feiern will, bitte, ist ja nicht verboten. Wem das Ganze inzwischen echt zu blöd geworden ist sollte sich deshalb aber nicht schämen. Erwachsenwerden ist nicht nur spießig, gerade wenn man durchaus noch den amüsierten Blick zurückwagen kann, ohne darin offenkundig gefangen zu sein.
Fazit
Albern-zünftiges Revival einer Reihe, die ursprünglich mal die 80er, und nicht sich selbst grobschlächtig huldigen wollte. Damals war das auch noch okay, inzwischen ist das eher peinlich und die Kapitulation vor den einst geflüsterten Hoffnungen, dass Adam Green eventuell eine junge Genre-Hoffnung sein könnte. Aber Franchise sei Dank, er wird so schnell nicht arbeitslos.
Autor: Jacko Kunze