Inhalt
Eine 300kg schwere Killermaschine treibt in der niederländischen Metropole sein Unwesen. Die Bestie hinterlässt eine Spur der Verwüstung. Zerfetzte Menschenteile werden gefunden und stellen die Polizei zunächst vor ein Rätsel. Doch schon bald wird klar, dass es ein riesiger Löwe ist der offenbar jegliche Scheu vor der Menschheit verloren hat. Der König des Dschungels wird im urbanen Lebensraum zum blutrünstigen Predator. Die Öffentlichkeit ist in Aufruhr. Da helfen jetzt nur sogenannte Experten, die das Biest ein für alle Mal erlegen sollen.
Kritik
Das niederländische Kino war international nie wirklich konkurrenzfähig im kommerziellen Sinne. Selbst zu uns schwappt nur selten ein filmischer Beitrag unseres Nachbarlandes. In den 80ern gelang Dick Maas mit Eine Familie zum Knutschen und Verfluchtes Amsterdam dieses Kunststück gleich zweimal in Folge, bis heute zählen sie zu den erfolgreichsten einheimischen Produktionen. Zum Durchbruch in Übersee langte es jedoch nicht. Nach zwei TV-Arbeiten und dem Remake zu seinem eigenen Spielfilm Fahrstuhl des Grauens (Down, 2001) war es mit den Gehversuchen in den USA auch wieder vorbei. Seitdem hechelt der Regisseur, Produzent, Autor und Komponist in Personalunion dem einstigen Ruhm hinterher. Sein bis heute letztes Werk stellt Prey – Beutejagd aus dem Jahr 2016 dar, welches durch seine so schlichte wie darin auch knackige Prämisse durchaus das Zeug besitzt zumindest wieder für etwas Aufsehen zu sorgen.
Eine Blutspur zieht sich durch Amsterdam. An den Tatorten bleibt nicht mehr viel übrig und die zu den Ermittlungen dazu gezogene Tierärztin Lizzy macht der Polizei wenig Hoffnung: Kein tollwütiger Hund ist er Übeltäter, sondern aus unerfindlichen Gründen treibt ein ausgewachsener Löwe in der Grachten-Metropole sein Unwesen. Vor der Öffentlichkeit lässt sich die Gefahr nicht lange geheim halten, denn Nacht für Nacht fallen mehr Menschen der Bestie zum Opfer und der gierige Menschenfresser verlagert sein Jagdrevier schnell von den Vororten in das rund um die Uhr belebte Zentrum. Nachdem die tollpatschigen Safari-Versuche überheblicher Hobby-Jäger in einem Desaster enden, ruft Lizzy ihren alten Freund Jack zu Hilfe. Der kennt sich zwar aus mit der Jagd auf große Raubkatzen, sitzt nur inzwischen im Rollstuhl und ist auch psychisch alles andere als in Topform. Muss in dem Fall ausreichen, denn wirklich viele Alternativen bleiben nicht mehr übrig.
Urbaner Tierhorror ist meistens ziemlicher Unfug, besitzt aber seinen ganz eigenen, besonderen Reiz. Wenn ein wildes Tier plötzlich in einem für uns ganz normalen, alltäglichen Setting wütet beinhaltet dass reichlich kreative Möglichkeiten für ungewohnte Szenarien. Von ernsthaft spannend bis augenzwinkernd amüsant. Da ist noch nicht mal das Budget ausschlaggebend. Bestes Beispiel sind da der kleine B-Movie Klassiker Der Horror-Alligator (1980) oder gar das unterschätzte Meisterwerk Wolfen (1981). Prey – Beutejagd hätte zumindest grob ähnliches Potenzial. Amsterdam ist als Setting immer etwas ganz Besonderes und Dick Maas ist auf jeden Fall jemand, dem es nicht an ungestümen Mut mangelt. So gibt es auch hier ab und zu den Anflug von guten Ideen. Ein Löwe in der vollbesetzten Tram oder mit dem Maul am Ende einer Spielplatzrutsche, das hat schon was und Welpenschutz kennt der kompromisslose Provokateur von Haus aus nicht. Dick Maas-Filme wirken immer sehr engagiert, aber oftmals auch lose aus der Hüfte und der Hose gefeuert. Dieser hier ganz besonders. Ein flapsiger, ironischer Ton schadet einem solchen Projekt nicht per se, die übertrieben cartoonesken Figuren sind in dem Fall jedoch hart an der Grenze. Die bescheidene Synchro sollte man dabei zwingend auslassen, im Original ist das definitiv besser erträglich. Gore-Fetischisten bekommen ein paar zünftige Hackepeter-Einlagen aufgetischt, im Gegenzug werden sie von einem CGI-Unfall im Löwengestalt ausgeführt, bei dem sich einem eher der Magen umdreht. Da doch lieber billige Attrappen-Arbeit, das hat wenigstens Charme.
Fazit
Horror-Trash mit recht hohem Tempo, einem tollen Setting (das maximal mittelmäßig genutzt wird), viel Geschmodder und zwei bis drei guten Einfällen. Im Gegenzug aber auch wahnsinnig hässlich animiert, Humor erst ab 2 Promille aufwärts und insgesamt dem abgestandenen Geschmack eines sehr verspäteten 80er-Jahre Films, den man heute besser nicht mehr gedreht hätte.
Autor: Jacko Kunze