MB-Kritik

Mamma ante Portas 2021

Comedy

Josiane Balasko
Mathilde Seigner
Jérôme Commandeur
Philippe Lefebvre
Didier Flamand
Jean François Cayrey
Jean-Marie Marion
Sébastien Castro
Jean-Michel Lahmi
Claudine Vincent
José Paul
Sophie Le Tellier
Marie Benati
Antoine Robert
Ilyana Leclerc
Zoé Leclerc

Inhalt

Als die Wohnung der rüstigen Seniorin Jacqueline (Josiane Balasko) wegen Renovierung unbewohnbar wird, zieht sie kurzerhand bei ihrer ältesten Tochter Carole und deren Ehemann Alain ein. Aus Tagen werden Wochen, in denen Mama für immer mehr Unruhe sorgt. dabei stecken Carole und Alain gerade mitten in einer Paartherapie und Oma ist auch zur Feier ihres 90. Geburtstags unterwegs ...

Kritik

Anders als der deutsche Verleih-Titel glauben machen möchte, ist Eric Lavaines (Happy 50) Familienfarce keineswegs eine Fortsetzung von Pappa ante Portas. Der Loriot-Klassiker führt im Gegenteil gerade jene krampfige Spießbürgerlichkeit vor, die das französische Boulevardstück prägt. Dass die puritanische Posse um die rüstige Rentnerin Jacqueline (Josiane Balasko, 15 Minutes of War), die sich im Haus von Tochter Carole (Mathilde Seigner, Ibiza - Urlaub mit Folgen) und Schwiegersohn Alain (Jérôme Commandeur, Asterix und Obelix - Im Reich der Mitte) einquartiert, nach zwei Jahren überhaupt in die hiesigen Kinos kommt, liegt wohl am Erfolg des Vorgängerfilms. 

Letzter bediente das gleiche Schema unter umgekehrten Vorsätzen. Carole zog unverhofft wieder bei Mama ein und störte deren Liaison mit Nachbar Jean (Didier Flamand, Tanz zum Ruhm). Nun ist es an Jacqueline, Caroles eheliches Liebesleben zu stören, sie auf Arbeit mit peinlichen Anrufen zu nerven und den Flur umzudekorieren. Über derlei phantasielose Plattitüden und Mamas unglaubwürdige Unfähigkeit, einen Touchscreen um bedienen oder das Konzept einer Mediathek zu erfassen, darf das vergleichbar wohlständische und wohlgesittete Zielpublikum sich nun amüsieren. 

Komödiantischer Biss ist hier genauso wenig vorhanden wie ein Bewusstsein für die realitätsferneren Privilegien der Figuren. Deren belanglose Querelen entstehen nicht etwa aufgrund notwendiger räumlicher Bedrängnis, sondern weil Mama im Hotel einquartieren kein guter Ton wäre. Die Geldmittel für Großrenovierung, Paartherapie und Kurzurlaub sind so selbstverständlich vorhanden wie Residenzwohnungen und Kaviar-Dinner. In diesem Milieu mokiert man sich dafür darüber, wenn Flurkommode und Deko farblich nicht übereinstimmen und das Mineralwasser für Omas Geburtstagsfeier zu sehr sprudelt.

Fazit

Gespielt mit der augenrollenden Aufdringlichkeit eines Boulevardstücks und inszeniert mit dem phantasielosen Pathos einer Seifenoper, ist Eric Lavaines Nachläufer seines mäßigen Kinoerfolgs von 2016 etwa so spaßig wie die Spätfolgen einer Gemütskrankheit. Eine Malaise ist wahrhaftig der enervierende Elitarismus nicht nur der papierenen Charaktere, sondern des gesamten Szenarios. Das adaptiert die Lebensrealität der Unterschicht als absurden Ausnahmezustand des Bürgertums, das sich darüber köstlich amüsiert. Dazu gibt es verklemmte Sexwitzchen, gespickt mit Heteronormativität, Klassismus und verkappter Xenophobie.

Autor: Lida Bach
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