Inhalt
Nach dem Tod ihres Vaters kehrt Parker, eine Soldatin einer Spezialeinheit, in ihre Heimatstadt zurück, um seine Bar zu übernehmen. Dort muss sie feststellen, dass eine kriminelle Bande die Stadt in Angst und Schrecken versetzt. Angetrieben von Loyalität und Pflichtgefühl stellt sie sich der zunehmenden Gewalt. Trotz vieler Hindernisse gelingt es ihr, die brutale Bande zu besiegen und Ruhe in die Stadt zu bringen. Am Ende verteidigt sie nicht nur die Bar ihres Vaters, sondern auch die gesamte Gemeinde.
Kritik
Einige wissen es vielleicht nicht und viele haben es wahrscheinlich vergessen, aber Jessica Alba hatte einst den Ruf eines Actionstars. Vor allem als sie mit der von James Cameron mitproduzierten TV-Serie Dark Angel (2000 - 2002) ihrer Karriere einen regelrechten Kickstart gab. Vergessen waren Nebenrollen wie im Horror-Ulk Die Killerhand. Sie wurde – wenn auch nur für begrenzte Zeit – als Genre-Heldin positioniert. Diese Position hielt sie jedoch nicht lange.
Übersexualisierte Rollen wie die der Tänzerin in Honey oder Sin City und Blockbuster-Misserfolge wie die beiden Fantastic Four-Filme führten dazu, dass aus der anfänglich toughen Kämpferin schließlich nicht mehr als das handelsübliche Hollywood-Püppchen übrig blieb. Da diese in der Regel alle zwei, drei Jahre ausgetauscht wurden, musste sie schnell darum kämpfen, nicht in Vergessenheit zu geraten. Über die Jahre hinweg war sie in mal größeren, mal kleineren Rollen zu sehen, doch keine davon vermittelte den Eindruck, dass sie kurz davor stand, richtig groß in Hollywood zu werden – eine Geschichte, die viele Darsteller*innen erlebt haben.
Mit dem Netflix-Film Trigger Warning spielt Alba nun ihre erste größere Filmhauptrolle seit einigen Jahren – zumindest in einer Produktion, die allein durch ihr Verbreitungsmodell eine wesentlich größere Chance besitzt, von einem breiteren Publikum wahrgenommen zu werden als ihre letzten Filme. Auf dem Papier ist Trigger Warning ungefähr so besonders wie schlechte Laune an einem Montagmorgen. Im Grunde ist es eine Mischung aus Road House (1989) und John Wick (2014), allerdings ohne den spaßigen Irrsinn des Eighties-Kultfilms und ohne den Hang zum Worldbuilding, wie es das mittlerweile vier Kapitel umspannende Actionfest rund um den kopfschussfreudigen Hundefreund bietet.
Als Elite-Soldatin mit Affinität zum Messerkampf kehrt Albas Figur in ihre alte Heimat zurück, nachdem ihr Vater (angeblich durch Suizid) gestorben ist. Schnell wird klar, dass hier etwas nicht stimmt. Waffenschmuggel, ein rechtsgerichteter Politiker (Halloween Kills-Demonstrant und -Keulenschwinger Anthony Michael Hall) und allerlei Rednecks (die guten wie die schlechten) werden narrativ zusammengestopft, und mit viel Mühe, aber ohne echten erzählerischen Flow, versucht das Drehbuch Situationen zu erzeugen, in denen Jessica Alba sich prügeln darf.
Wenn es zu den Kampfszenen kommt, was leider seltener geschieht als erhofft, wird solide Mittelklasse des Genres geboten. Richtig viszeral, durchschlagend und beeindruckend sind die dargestellten Konflikte jedoch nicht, auch wenn Alba durchaus überzeugend ihre Gegner ausschaltet. Aber die Regie von Mouly Surya macht deutlich, dass ein echter Action-Background fehlt. Zusammen mit der eher schlaffen Erzählung, die sich müde und überraschungsarm von Punkt A nach Punkt B schleppt, ergibt das insgesamt einen wenig überzeugenden Genre-Beitrag. Das größte Plus neben Alba als Star ist, dass der Film nach gut 100 Minuten vorbei ist – auch wenn sich diese wesentlich länger anfühlen.
Trigger Warning ist bei weitem keiner dieser Netflix-Filme, die ärgerlich sind, weil sie ihr Potenzial sträflich vergeuden und blindwütig den Regeln von Algorithmen folgen. Trigger Warning wirkt eher wie eine Produktion, der es an einer gewissen Kompetenz mangelt. Dort, wo der Film erzählerisch Tempo entwickeln sollte, wirkt er furchtbar träge und steif. Zu oft wird Action angedeutet, versprochen und prognostiziert. Wenn sie dann endlich einmal ausgespielt wird, wirkt das Gezeigte meist mehr wie eine pflichtschuldige Abarbeitung ohne Elan und Durchschlagskraft.
Auch weil Regisseurin Surya der dünnen Dramaturgie der Geschichte weitaus mehr Aufmerksamkeit schenkt, als sie es verdient. Wirklich schade, da die indonesische Filmemacherin doch 2017 mit dem Neo-Western Marlina - Die Mörderin in vier Akten einen interessanten Genre-Beitrag geliefert hatte. Von diesem Stellenwert ist Trigger Warning sehr weit entfernt. Und ob es dem Film gelingt, Alba wieder den Ruf eines Actionstars zu verschaffen? Wohl kaum. Sie besitzt aber klar das Zeug dazu, nur dieser Film ist als Sprungbrett deutlich ungeeignet.
Fazit
Jessica Alba hat die Präsenz für große Actionrollen, doch "Trigger Warning" ist kein großer Actionfilm. Stattdessen handelt es sich um eine Produktion, die in keinem Bereich durch besondere Raffinesse oder kreative Vision auffällt. Streaming-Hausmannskost. So gewöhnlich, dass der Titel im Grunde nicht einmal den Klick auf "Kein Interesse" wert ist.
Autor: Sebastian Groß