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TV-Verfilmung des gleichnamigen Arthur Miller-Stückes von Volker Schlöndorff. Der Handlungstreisende Willy Loman war nie sehr erfolgreich, obwohl er sich dafür immer hielt. Ständig streitet er sich mit seinem Sohn Biff und kommuniziert in Tagträumen mit seinem Bruder Ben. Das Drama erhielt zahlreiche Preise, u.a. einen Golden Globe für Dustin Hoffman.
Kritik
Mit „Der Tod eines Handlungsreisenden“ tritt Volker Schlöndorff („Die Blechtrommel“) wahrlich in große Fußstapfen. Das ursprünglich als Theaterstück von Elia Kazan („Endstation Sehnsucht“) am Broadway uraufgeführte Drama wurde im Laufe der Jahre immer wieder verfilmt. Die mit bekannteste Fassung ist wohl Laszlo Benedeks („Der Wilde“) Adaption mit Fredric March („Die besten Jahre unseres Lebens“) in der Hauptrolle, welche für 5 Oscars nominiert wurde. Doch auch Schlöndorff lässt sich nicht lumpen und obwohl es sich lediglich um einen Fernsehfilm handelt, versammelt er eine bekannte Riege an Schauspielern. Unter ihnen wissen vor allem Dustin Hoffman („Die Reifeprüfung“) und John Malkovich („Der Fremde Sohn“) zu glänzen.
Der Film wirft einen Blick auf die ärmliche Familie Loman. Der alternde Willy vermag es nicht länger seine Familie mit ausreichend Geld zu versorgen und auch seine beiden Söhne Biff und Harold tragen nur wenig bei. Unter der Situation leidend, flüchtet sich Willy in Tagträume und Halluzinationen, bildet sich ein, früher ein extrem erfolgreicher Handlungsreisender gewesen zu sein und streitet deswegen auch immer wieder mit Biff, weil dieser nichts aus seinem Potential macht. Die Wirklichkeitsflucht Willys ist ebenso zentrales Thema wie die Dekonstruktion des Verhältnisses zu seinem Sohn Biff. Schlöndorff fängt die Nüchternheit des Lebens ein, konfrontiert diese mit halluzinatorischem Wunschdenken und entwirft dadurch auch ein Porträt des modernen Menschen.
Problematisch wird es jedoch beim Drehbuch. Die allgemeine Aussage des Films ist intelligent und wirkungsvoll, doch verläuft sich das Skript auf dem Weg zum Ziel immer wieder in Nichtigkeiten. So manche Szene erscheint unnötig, was in letzter Konsequenz sowohl die Laufzeit des Films als auch die Geduld des Zuschauers strapaziert. Inszenatorisch packt Schlöndorff das kammerspielartige Drama in recht simple, aber nicht uneffektive Bilder. Auch die Nähe zum Theater, respektive die Herkunft der Vorlage suggeriert er gelegentlich, indem er Schauplätze als nachgebaute Kulissen entlarvt. Auch den Übergang von Realität zu (Tag)Traum gestaltet er durch inszenatorische Mittel interessant und eindeutig.
„Der Tod eines Handlunsreisenden“ lebt nicht zuletzt aufgrund der genialen Performance von Dustin Hoffman. An der Grenze zum Overacting verkörpert er den Irrsinn und Realitätsverlust seiner Figur punktgenau und fungiert dadurch als tragische Identifikationsfigur. Zurecht mit dem Golden Globe prämiert zeichnet sich seine Darstellung vor allem durch die Zwiespältigkeit seines Charakters aus. Zwischen selbsttäuscherischer Ehre und beißender Erkenntnis bleibt er undurchschaubar, seine Aktionen und Gefühlsausbrüche sind nicht berechenbar und deshalb enorm effektiv. Leider kann er den Wahn seiner Figur bei zunehmender Laufzeit nicht steigern, ein Versäumnis, welches man jedoch dem Drehbuch und nicht Hofmann zuschreiben muss.
Fazit
Auch wenn Schlöndorffs Film an der Langatmigkeit seines Drehbuchs leidet, schafft er es nichtsdestotrotz einen eindrucksvollen Einblick in die psychisch verwirrte Gedankenwelt seines Protagonisten zu liefern. Das liegt zum einen an der starken Performance von Dustin Hoffman und zum anderen an der wirkungsvollen Inszenierung. Trotz zahlreicher Längen erweist sich Schlöndorffs Auseinandersetzung mit dem modernen Menschen als sehenswert.
Autor: Dominic Hochholzer