5.0

MB-Kritik

The Viral Factor 2012

Action, Drama, Thriller – China, Hong Kong

5.0

Jay Chou
Nicholas Tse Ting-Fung
Lin Peng
Michelle Bai
Andy On Chi-Kit
Liu Kai-Chi
Carl Ng Ka-Lung
Tin Chiu Hung
Philip Keung Ho-Man
Crystal Lee
Elaine Jin Yan-Ling
Deep Ng
Jawed Berni
Issam M. Husseini
Man Biu Lee
Jared Robinsen

Inhalt

Bei einer geheimen Operation in Jordanien, in dessen Zuge ein Virologe für Poken und seine Familie in Sicherheit gebracht werden sollen, kommt es zu einer Katastrophe: Nicht nur das komplette Team von Jon (Jay Chou) wird durch einen Verrat aufgerieben, sondern der Elite-Soldat bekommt auch noch eine Kugel in den Kopf, die zu einer baldigen Lähmung führen wird. Jon zieht sich anschließend aus dem aktiven Dienst zurück und bereist seine Mutter in Beijing. Diese gesteht ihm indes ein lange zurückgehaltenes Geheimnis, was in ihm erneut ein Feuer entfacht. Denn Jon hat einen verschollenen Bruder, der in Malaysia lebt. Kurzerhand reist Jon nach Kuala Lumpur, um dort seine Familie aufzuspüren. Als er jedoch in der riesigen Metropole ankommt, muss er mit ansehen, wie die Medizinerin Rachel (Lin Peng) vor seinen Augen entführt wird. Doch damit nicht genug, denn einer der Kidnapper ist ausgerechnet sein älterer Bruder Yeung (Nicholas Tse). Ein Kampf der Brüder entbrennt – schnell müssen die beiden jedoch feststellen, dass sie nur gemeinsam einen anstehenden Anschlag mit Biowaffen verhindern können. Die Zeit läuft…

Kritik

Regisseur Dante Lam ist aktuell eine der größten Hoffnungen des Hongkong-Kinos in Sachen Action. Immerhin konnte der Effekt-Spezialist mit Jiang Hu – The Triad Zone , Beast Cops oder zuletzt mit The Stool Pigeon zumeist schnörkellose, adrenalingeladene sowie höchst stylische Action abliefern, die wahrlich an die alten goldenen Zeiten des HK-Kinos erinnern. So kommt es daher auch, dass nun Lam die Chance mit The Viral Factor hat, einen großen hochbudgetierten Blockbuster abzuliefern, der gar auf ein internationales Publikum zugeschnitten ist. So gibt es nicht nur reichlich Explosionen sowie Schießereien zu bewundern, sondern auch ein Setting, welches sich durchaus sehen lassen kann. Von dem sonnigen Jordanien, über das schneebedeckte Beijing bis hin zum heißen wie optisch ansprechenden Kuala Lumpur, gibt es so einiges zu bestaunen. Doch kann Lam neben Nonstop-Action und passender Optik auch inhaltlich überzeugen? Leider kaum – denn wie bereits seine Hollywood-Kollegen, hier allen voran Michael Bay, begeht auch Lam den großen Fehler vor allem auf Effekthascherei zu setzen. Was folgt ist ein Drehbuch, welches eher aus Zufällen sowie Logikfehlern besteht, als aus einem spanenden Zusammenhang. Einmal mehr trifft der Spruch außen Hui, innen Pfui zu, sodass mehr als Schauwerte kaum übrig bleiben.

Zumindest hier, macht The Viral Factor aber auch alles richtig. Seien es die atemberaubenden Verfolgungsjagden, über die Straße oder gar in luftigen Höhen, die langen wie harten Prügeleinlagen und Schießereien, oder schlichtweg ein Explosionsfeuerwerk, welches scheinbar eine halbe Stadt in Schutt und Asche legen könnte. Passend inszeniert wird das Ganze zudem mit einem treibenden Score sowie einer schnellen dichten Kamera, die stets das Adrenalin hochtreibt. Von Schauplatz zu Schauplatz getrieben, wird so gekämpft, gestorben und gelitten, sodass Action-Fans voll auf ihre Kosten kommen sollten. Wenn es aber um die Story geht, bleibt nicht viel mehr als ein kleines Kopfschütteln übrig. Dies fängt schon bei den Charakteren an, die einzig durch ihr übertriebenes Schauspiel überzeugen können. Denn obgleich Lam, der auch das Drehbuch schrieb, den beiden Brüdern eine gute Hintergrundgeschichte verpassen möchte, gelingt ihm dieses kaum. Zu oberflächlich bleiben beide Figuren, zu blass ihre Bindung und daher auch zu entfernt die Action. Ein Mitfiebern bleibt aus und auch die Handlungen der beiden ungleichen Charaktere bleiben zumeist fragwürdig. Warum beispielsweise die unbekannten Brüder recht schnell zusammenkämpfen, ist ein stetiges Rätsel. Zwar versucht gerade HK-Star Nicholas Tse durch sein übertrieben cooles Schauspiel zu punkten, doch wenn es um dramatische Szenen geht, gibt es nur einen Totalausfall. Jay Chou (The Green Hornet) indes,  ergeht es noch schlimmer. Denn bis auf ein paar Blicke, bleibt seine Mimik zumeist ausdrucksleer, was aufgrund seiner Verletzung gar etwas irritierend wirkt.

Doch damit nicht genug, denn für heutige Actionfilme (außer sie kommen aus dem B-Movie oder Trash-Bereich) gilt das Kredo: Realismus ist Trumpf. Regisseur Dante Lam ignoriert dieses aber vollkommen, was dafür sorgt, dass etwas Bodenständigkeit verloren geht. Denn die beiden Brüder sind zwar hart und verdammt gut ausgebildet, doch Sprünge aus großen Höhen, unzählige Kämpfe und auch brutale Schießereien, sollten zumindest etwas an Spuren hinterlassen. Doch bis zum Schluss agieren beide höchst vergnügt wie junge Götter, die bislang keinen einzigen Kratzer abbekommen haben. Und gerade bei der Figur des Jon, ist dies recht fragwürdig. Denn wer bereits eine Kugel im Kopf hat, sollte vielleicht nicht alle 10 Minuten einen Autounfall haben. Die vielen Zufälle (die Begegnung der Brüder, das Wiedersehen mit dem Verräter aus Jons Einheit, die Entführung von Rachel und vieles mehr) sorgen letztlich dann dazu, dass an Inhalt kaum mehr als ein Gerüst übrig bleibt, welches von Actionszene zu Actionszene führt. Wer dieses allerdings verschmerzen kann, bekommt dennoch seinen Spaß. Denn obgleich Inhalt sowie Charaktere als Oberflächlich bezeichnet werden können, punktet The Viral Factor dennoch in Sachen Action, Drehorte, Budget und somit Inszenierung. Substanz lässt sich hierbei jedoch nicht finden.

Fazit

Wer schnörkellose, schnelle, effektreiche sowie optisch ansprechende Action sucht, ist bei "The Viral Factor" genau richtig. Wer dagegen sich auch etwas Substanz sowie Inhalt wünscht, ist komplett falsch. Denn der Film von Regisseur Dante Lam setzt vor allem auf rasante durchgestylte Action, die von Ort zu Ort Jagd, ohne hierbei auf Logik oder Tiefe zu setzen. Wer dieses gerne verschmerzen kann, dem sei dieses neue Hongkong-Werk wärmstens empfohlen.

Autor: Thomas Repenning
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