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Während er den Sommer über an Athens Stränden abhängt, bietet der Mittdreißiger Demosthenes seinem besten Kumpel und aspirierenden Filmemacher Nikitas seine Hilfe bei dessen erstem Spielfilm an. Im Mittelpunkt soll ein bestimmter Hund namens Carmen stehen. Carmens Herrchen ist Demosthenes Ex-Freund Panos, bei dem Demosthenes vor zwei Jahren Trost suchte, als er sich um seinen kranken Vater kümmern musste. Doch Panos ist mit Carmen und der gegenwärtigen Situation wenig glücklich und Demosthenes sieht die Trennung von damals ebenfalls als Fehler ...
Kritik
„Wir sind, was wir zu sein vorgeben“, sagt Nikitas (Andreas Lampropoulos) zu seinem besten Kumpel und prospektiven Co-Drehbuchautoren Demosthenes (Yorgos Tsiantoulas) in einem Moment mokanter Metatextualität. Davon gibt es viele, genau genommen viel zu viele in Zacharias Mavroeidis zweitem Spielfilm, der dem Publikum die Geschichte der eigenen Genesis buchstäblich vor Augen führt - und noch einiges mehr. Jenes Mehr sind zum einen nackte Männerkörper, oft in sexueller Aktion, zum anderen pittoreske Kulissen von Stadt und Strand.
Der durch Stufen und Steigungen geprägte urbane Raum und der Cruising Spot auf dem Steinufer am Meere sind nicht nur symbolhaft mit den beiden Zeitebenen der zwischen der Gegenwart und dem zwei Jahre zurückliegenden Sommer des Titels wechselnden Handlung verbunden, sondern mit Film-im-Film-Fiktion und Metaebene. Dazu spicken der Regisseur und sein Co-Drehbuchautor Fondas Chalatsis ihre süffisante Sommerkomödie mit Anspielungen an das altgriechische Theater, dessen Architektur die Steilklippen andeuten. Klingt intellektuell anspruchsvoll, ist es aber nicht.
Wie ein selbstironischer Chorus kommentiert Nikitas Filmideen seines Kumpels. Weil dem nichts einfällt, nimmt er seine eigene unglückliche Liebesgeschichte mit Ex Panos (Nikolas Mihas), die in Rückblenden vorgeführt wird. Weil der Held eine Entwicklung durchmachen muss, wird selbige detailliert erläutert und die daraus gewonnenen Lebenslektionen gleich textlich eingeblendet. Und weil Demosthenes Produzent Jean-Sébastien eine Komödie will, soll das Ganze hier - denn Überraschung, das ist der Film - lustig sein. Ist aber viel zu angestrengt und anstrengend.
Fazit
Wenn man ohne Filmidee unbedingt einen Film drehen will, macht man einfach einen Film darüber, dass man keine Filmidee hat. Die Handlungsdiskussionen mit dem Kumpel wird zum Metatext erklärt, der Kumpel wird Co-Autor und dann geht man nach Hollywood. Oder zumindest Venedig. So auch Zacharias Mavroeidis mit seiner selbstvernarrten Camp-Comedy. Die fehlende Chemie der mittelmäßigen Darstellenden untergräbt den Humor, der schlicht zu aufdringlich und abgenutzt ist. Und wer ist eigentlich Carmen? (Spoiler: der Hund).
Autor: Lida Bach