MB-Kritik

Dodo 2022

Comedy

Anna Djordjikia
Natasa Exintaveloni
Nikos Gelia
Anna Jorjikia
Smaragda Karydi
Ahmad Kontar
Tzef Montana
Aggelos Papadimitriou
Chris Rondanov
Akis Sakellariou
Mariella Savvidou
Marissa Triandafyllidou
Polydoros Vogiatzis

Inhalt

Die Geldnöte einer distinuierten Athener Familie sind dank der bevorstehenden Hochzeit der Tochter des Hauses so gut wie gelöst. Ausgerechnet am Tag der großen Feier stolziert durch das Anwesn ein Dodo - eine Vogelart, die seit 300 Jahren ausgestorben sein soll. Eine Reihe unerwarteter Gäste macht das Chaos perfekt.

Kritik

Ein seit Jahrhunderten ausgestorbener Laufvogel scheint geradezu konventionell, wenn man bedenkt, dass sich in Pános H. Koútras schrägem Debütfilm ein überdimensionaler Hammelhackfleisch-Auflauf durch die Gegend wälzt. Doch die im hochherrschaftlichen und hoch verschuldeten Anwesen des vormals steinreichen Patriarchen Pavlos (Akis Sakellariou, Guiness) zusammengewürfelte Gruppe geladener und ungeladener Gäste der materiell motivierten Hochzeit seiner Tochter Sophia (Natasa Exintaveloni) reagiert auf das einem Truthahn ähnliche Titeltier so panisch, als handelte es sich um ein zweites Monster-Moussaka.

Diese hohle Hysterie ist emblematisch für die schwunglose Sittenkomödie, in deren die unwahrscheinlichsten Ereignisse aus laut geäußerter Verwunderung und Aufregung nicht viel bewirken. Dachte sich der griechische Regisseur und Drehbuchautor diese exaltierte Kombination von Überreaktion und Nichtaktion als Persiflage auf eine apathische Elite und den Dodo als metaphorisches Maskottchen durch und durch verlogenen Alternativ-Adels, der mit Veränderung konfrontiert ebenso dem Untergang geweiht ist wie das von Columbus’ Kolonialisten grausam verfolgte und schließlich ausgerottete Federvieh? 

Selbiges trägt auf der Leinwand entgegen der Natur ein buntes Federkleid. Steht der Dodo gar für diskriminierte Gesellschaftsgruppen, die christlich-konservative Machthaber aus der Gesellschaft entfernen wollen? Immerhin sind unter den Figuren diverse LGBTQ+, zwei syrische Flüchtlinge und eine Kommunistin. An allegorischem und komödiantischem Potenzial herrscht kein Mangel, noch weniger an ironischen Anspielungen - Hausherrin Mariella (Smaragda Karydi) war ein gefeierter Soap-Star - doch die satirische Seifenoper kommt nie in Gang. Dodos waren nie die Cleversten.

Fazit

Von Weitem betrachtet lockt Pános H. Koútras überspitzter Beitrag zur Cannes Premiere-Sektion mit dem exzentrischen Charme eines frühen Almodovars. Aber nicht nur der titelgebende Vogel, der laut Prämisse als Katalysator von Verwicklungen und Konflikten auftreten soll, entpuppt sich als Enttäuschung. Die Handlung erstickt an einer Überzahl betont exzentrischer, aber unlustiger Figuren, deren Vorstellung bereits die Geduld strapaziert. Sind alle endlich beisammen, passiert nicht viel und der Humor ist sogar für Cannes-Verhältnisse bemerkenswert bieder.

Autor: Lida Bach
Diese Seite verwendet Cookies. Akzeptieren.