Inhalt
Als eine unheimliche Bedrohung aus seiner Kindheit zurückkehrt, um ihn heimzusuchen, kämpft Patrick, der inzwischen selbst Vater ist, verzweifelt gegen seine tiefste innere Angst. Doch dieses Mal kämpft er nicht für sich selbst, sondern für seine Familie.
Kritik
Geschichten über unheimliche Kreaturen, die Kinder zu sich locken und wegschnappen, gibt es ebenso viele wie sie heraufbeschwörende Filme. Deren effektivste werden selbst Grundlage moderner Mythen von Kinderschrecken ähnlich der dämonischen Titelfigur Colm McCarthys (The Girl with all the Gifts) metaphorischen Monstermärchens. Sein Drehbuchautor John Hulme übersieht indes, dass gerade in der Universalität des schaurigen Stoffs dessen filmische Faszination liegt. Die wenigen stimmigen Momente seiner sinnbildhaften Story sind bezeichnenderweise jene, die anhand klassischer Illustrationen einen fiktiven Mythos um den heimlichen Hauptcharakter konstruieren.
Die Furcht vor dem Wesen, das Kinder in seinem Rucksack verschleppt, holt Patrick (Sam Claflin, Daisy Jones & the Six) ein, als er selbst Vater ist und beunruhigende Geschehnisse andeuten, dass die Kreatur seinen kleinen Sohn Jake (Caréll Rhoden) will. Kindheitstraumata, ausgelöst durch die einschüchternden Erzählungen Patricks Vaters, in der Angst um die eigenen Kinder zu reaktivieren, ist per se eine interessante Idee. Leider belässt es die stagnierende Story bei einer solchen, ohne deren Symbolik, Subtext und schauerliche Stimmung auszuarbeiten.
Das Phantom bleibt erst zu vage, um dann durch Überexposition seinen Schrecken einzubüßen. Plakativer Pseudo-Psychologie gibt die Inszenierung mehr Raum als dem Aufbau bedrohlicher Atmosphäre. Dass Patricks Partnerin Karina (Antonia Thomas, Still Up) auf die Ereignisse erst kaum reagiert, wirkt ähnlich unlogisch wie das Verbleiben der Familie in einer für das Verschwinden kleiner Kinder berüchtigten Gegend. Jene wird als Kulissen ähnlich vernachlässigt wie die morbiden Requisiten des Schreckgespensts, das nur einen triumphalen Auftritt hat - in jeder Hinsicht (zu) spät.
Fazit
Zeitloses Material, ein solider Cast und die glaubhafte Ambition, eine Gruselgeschichte mit etwas Tiefgang zu erzählen, sind nicht genug, um Colm McCarthys jüngsten Ausflug ins Horror-Kino zu mehr zu machen als derivativem Durchschnitt. Trotz einiger kleiner, aber origineller Details gelingt es der konventionellen Inszenierung weder, die psychologische Parallelen der eigens darauf ausgerichteten Handlung überzeugend auszuarbeiten, noch diesen Mangel an dramaturgischer Substanz auszugleichen. Atmosphäre und Scares sind ernüchternd generisch und das moralische Fazit fast schon albern absurd.
Autor: Lida Bach