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Nach all dem Grauenhaften, das Lancaster Dodd (Philip Seymour Hoffman) im Zweiten Weltkrieg erlebt hat, kehrt er gebrochen in die USA zurück. Auf der Suche nach sich selbst, gründet der charismatische und intellektuelle Dodd bald eine glaubensorientierte Organisation. Der junge Herumtreiber Freddie Quell (Joaquin Phoenix) wird schnell seine rechte Hand und ist als bald nicht mehr von der Seite des Masters wegzudenken. Doch nach einiger Zeit kommen Freddie Sutton Zweifel an den Idealen der Organisation.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

„Man is not an animal. We are not a part of the animal kingdom. We sit far above that crown, perched as spirits, not beasts. I have unlocked and discovered a secret to living in these bodies that we hold.”

Paul Thomas Anderson ist nicht mehr nur das Regiewunderkind, zu dem er durch Filme wie „Boogie Nights“ und „Magnolia“ stilisiert wurde, Paul Thomas Anderson ist ein moderner Visionär des Kinos, ein Meister seiner Klasse, und hat schließlich mit der bestialischen Charakterstudie „There Will Be Blood“ mehr als eindrucksvoll bewiesen, dass er in Sachen inszenatorischer Reife noch lange nicht am Ende seiner Reise angelangt ist. Anderson entwickelte sich von Film zu Film, jongliert mit seiner Themenvielfalt nach Belieben und setzte sich bereits so gut wie immer in jedem Bereich ein ganz eigenes Denkmal. Nun stellt man sich als Freund der Werke des Kaliforniers die Frage, wie man ein nahezu vollkommenes Monstrum wie „There Will Be Blood“ noch überbieten kann, wie man diese intensive Schauspielführung noch toppen soll, dieses exzellente und unvergessliche Gesamtpaket, bei dem wirklich jeder Aspekt, von der Kamera bis zum Musikeinsatz, maßgeschneidert tradiert wurde.

Die Antwort auf diese verzwickte Frage bleibt Anderson seinem Publikum auch nach seinem neusten Werk „The Master“ schuldig, der seinem bisherigen Opus Magnum „There Will Be Blood“ nicht das Wasser reichen kann. Wenn wir jedoch versuchen diese beiden Filme miteinander zu vergleichen, treffen wir auf das alte Trauerspiel mit den Äpfeln und den Birnen. Denn bleiben wir bei der Wahrheit, auch wenn „The Master“ nicht die enorme Durchschlagskraft von Andersons Geschichte über den machtbesessenen Ölbaron Daniel Planview hat, meldet sich der hochintelligente Filmemacher dennoch mit einem Meisterwerk zurück und demonstriert erneut, dass ihm an den Erwartungen des Mainstreampublikums rein gar nichts liegt und prügelt in all seiner erzählerischen Sperrigkeit auf die Sehgewohnheiten des Durchschnittskonsumenten ein.

Im Vorfeld wurde zu genüge über Andersons Intention und die folgende Umsetzung von „The Master“ diskutiert. Die Debatten kreisten um die von L. Ron Hubbard 1954 ins Leben gerufene religiöse Bewegung namens „Scientology“. Ein Thema, das dank Tom Cruise, Will Smith, John Travolta und Konsorten unzählige Male durch den medialen Fleischwolf getrieben wurde und für den genügsamen Zuschauer narrensicher als dämonischer Sektenkult verkauft wird. Worum es nun in Wahrheit bei dieser Organisation geht, wissen die Wenigsten und wenn man zugehörige Fachbegriffe wie den „Thetan“ erwähnt, der Dreh- und Angelpunkt im „Scientology“-System ist, stößt man auf verwirrte Blicke. Mit „The Master“ nimmt Paul Thomas Anderson nur in Bruchstücken Bezug auf die Methoden und Prozeduren von „Scientology“ und die fiktive Gruppe „The Cause“ lässt sich als Sinnbild für jede religiöse Bündelung verstehen, die ihre aufgenommenen Lämmer indoktrinieren wollen.

In einer Sache lassen sich die Übereinstimmungen bezüglich The Cause und Scientology nicht abstreiten. Während Scientology versucht den Thetan, ein Wesen im verborgenen Gemüt des Menschen, aufzurichten und ihn so zu einem besseren wie leistungsfähigeren Individuum zu konstruieren, verfolgt auch The Cause genau dieses Ziel, den Menschen als Unikum zur allgemeinen psychologischen Rekonvaleszenz zu führen. Das Tier in der Seele des Menschen muss entfernt werden, der Mensch muss die volle Beherrschung über sich besitzen. Ein Handlungsschema, das man von innerartlichen Revisionsprozessen kennt, bei denen Pflanzen oder wilde Tiere einer genetischen Isolierung unterzogen werden. Wer nun also bei einer solch anspruchsvollen Thematik bereits desinteressiert abwinkt, wird an „The Master“ keinerlei Freude finden, genau wie der Teil des Publikums, der klare Spannungskurven verlangt und der Leinwand nur konzentriert folgen kann, wenn er einen Charakter zugesprochen bekommt, mit dem er sich identifizieren darf, denn dem ist sicher nicht so.

Im Mittelpunkt steht Freddie Quell. Ein antriebsloser Kriegsveteran, ein triebhafter Alkoholiker, ein unbändiger Raufbold, verkörpert von Joaquin Phoenix, der hier seine mit Abstand beste Karriereleistung abliefert und eine mimische wie gestikulierte Perfektion an den Tag legt, die schlichtweg den Atem raubt. Freddie ist einer von den Männern, die im Krieg einen klaren Auftrag vor Augen hatten und nun ohne Perspektive in den Tag leben. Was Freddie fehlt ist das Gefühl der Zugehörigkeit, eine Ersatzfamilie, ein Ort, an dem er so angenommen wird, wie er ist. Und hier schaltet sich The Cause in das Geschehen ein, angeführt von Lancaster Dodd, der in Form von einem der besten Charakterdarsteller unserer Zeit auftritt: Philip Seymour Hoffman. Hoffman ist einer der Schauspieler, bei dem wir uns inzwischen sicher sein können, dass seine Performances immer von einprägsamer Brillanz geziert sind, als Master Lancaster Dodd ist das nicht anders. Freddie ist der optimale Bewerber für The Cause und wird natürlich mit einem breiten Lächeln in die hypnotische Runde aufgenommen.

Der ziellos wandelnde Freddie in den Fängen der religiösen Gemeinschaft. Anfangs noch begeistert von seinem Umfeld, das ihm genau das Gefühl gibt, was er seit Ewigkeiten vermisst hat, muss er bald mit den ersten misstrauischen Anflügen in Bezug auf die Predigten und Ansprachen von Lancaster Dodd ringen. Was sich unter diesem Gesichtspunkt als äußerst interessant identifizieren lässt, ist die Tatsache, dass Anderson Freddie keinerlei psychologische Entwicklung gewährt. Es sind maximal winzige Facetten, momentane Erfassungen, die ihn für Sekunden in ein anderes Licht stellen. Konsequente und großspurige Veränderungen werden nicht absolviert, was eben genau zu dieser widersetzlichen Dynamik führt, von der sich viele Zuschauer schnell alleingelassen fühlen werden. „The Master“ ist im Allgemeinen eine distanzierte Bestandsaufnahme, ein Film ohne Anfang und ohne Ende, im Fokus steht die Beziehung zwischen den diametralen Charakteren Freddie und Lancaster.

Diese Freundschaft birgt etwas Faszinierendes in sich. Während Freddie ein animalischer Rüpel ist, der immer genau das tut, was er gerade für richtig hält, ist Lancaster ein revierender Ruhepol. Beide sind sich von Grund auf verschieden, doch Lancaster sieht in Freddie nicht nur das zügellose Tier, das The Cause aus ihm expatriieren möchte, sondern auch den Menschen, den er selber mit aller Macht unterdrücken muss. In der Gefängnisszene wird diese psychologische Gegendarstellung beeindruckend festgehalten. Freddie rastet in aller Unbändigkeit aus, Lancaster lehnt sich regungslos an sein Bett, um langsam von Freddies stürmischer Wut mitgerissen zu werden. Wenn wir uns dann noch vor Augen halten, dass das wahre Metronom im Herzen der Sekte als Randerscheinung durch Lancasters Frau Peggy Sue (wunderbar: Amy Adams) auftritt, die die wahre Strippenzieherin im Szenario ist, bekommt die Rollenverteilung einen weiteren, hochinteressanten Anstrich.

Wer nun eine kritische Auseinandersetzung gegenüber Scientology und Co. erwartet, der befindet sich auf dem Holzweg. Anderson geht den einzig richtigen Weg und beugt sich weder der Verteufelung solcher Sekten und begeht dadurch eine urteilssichere Dekonstruktion der Moralvorstellungen, noch ist es eine Romantisierung, die dem Ganzen einen schwärmerischen Tonus verleiht. „The Master“ bleibt ein Film über Menschen, über Schwächen und Sehnsüchte. Über Menschen, die ein Teil einer standhaften Verbundenheit sein wollen, sich ihrer Natur aber nicht verweigern können und so sämtlichen Autoritäten geradewegs ins Gesicht treten. Wenn Anderson seinen renommierten Master an sich selbst zweifeln lässt, dann wird deutlich, mit welchem Scharfsinn der Regietitan seine Charaktere offenbart. Ohne Vorschriften und ohne Anbiederungen geht „The Master“ seinen Weg und als Zuschauer muss man sich an jeden noch so kleinen Zwischenton klammern, denn sonst rennt einem dieser unkonventionelle Brocken von Film gnadenlos davon.

Fazit

Ein in allen Belangen herausragendes Stück Kino: Kinematographisch einnehmend, schauspielerisch hypnotisierend und tiefenpsychologisch äußerst fordernd. „The Master“ ist ein Brocken von Film, der, wenn man ihm nur einmal nicht mit der entsprechenden Aufmerksamkeit begegnet, gnadenlos über den Zuschauer hinwegrollt. Wer sich aber auf Paul Thomas Anderson und seine vielschichtigen Gedankengänge einlässt, der erlebt eines der reichsten Meisterwerke der jüngeren Filmgeschichte.

Kritik: Pascal Reis

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