Inhalt
Nach dem Tod seiner Frau zieht der Architekt Sang-won mit Tochter Ina in ein neues Haus am Rande der Stadt. Während Sang-won versucht, Job und Trauer mit seinen Aufgaben als alleinerziehender Vater unter einen Hut zu bekommen, fühlt sich Ina vernachlässigt. Sie kapselt sich immer mehr von ihrem Vater ab und beginnt, seltsame Stimmen im Haus zu hören. Als Ina eines Tages spurlos verschwindet, droht Sang-won die Nerven zu verlieren. Ein junger Exorzist bietet dem verzweifelten Vater seine Hilfe an und behauptet, Inas Aufenthaltsort zu kennen. Doch wenn Sang-won seine Tochter von dort zurückholen möchte, bleibt ihm nicht viel Zeit …
Kritik
So ein Wandschrank kann schon ein wenig furchteinflößend sein, zumindest bei Kindern geht schon mal die Fantasie durch. Für sein Regiedebüt entschied sich der Koreaner Kwang-bin Kim für einen Horrorfilm, der genau von solch ein Objekt mit bösem Innenleben handelt. In The Closet - Es ruft nach dir verbirgt sich darin nämlich ein Dämon, der sich von Kummer und Schmerz vernachlässigter Kinder angezogen fühlt und sie schließlich in sein Totenreich zieht. Einem verwitweten Vater, gut gespielt von Jung-woo Ha (Die Taschendiebin), bleiben nur wenige Tage, sie von dort zu retten.
The Closet arbeitet mit Altbekanntem: Ein dramatisches Ereignis vergangener Tage, welches sich uns nach und nach erschließt, ist die Ursache für den rachsüchtigen Dämon. Um ihn zu bezwingen, stößt auch schon ziemlich bald eine Art Exorzist bzw. Geisterjäger (Nam-gil Kim, Memoir of a Murderer) hinzu, der sich mit Paranormalem bestens auskennt und mit diversen Apparaturen und Beschwörungsformeln gemeinsam mit unserem Protagonisten den Kampf antritt. Klingt vertraut? Ganz gewiss, man dürfte den exakt gleichen Ablauf aus unzähligen anderen Genrevertretern kennen, erzählerisch hat The Closet daher wirklich nichts Neues beizusteuern. Immerhin hält man der koreanischen Gesellschaft, welche voll auf Leistung und Effizienz ausgerichtet ist, einen Spiegel vor Augen, indem deutlich wird, welche Opfer solch eine Ausrichtung fordert. Hierbei ist die gekidnappte Tochter die Leidtragende.
Das eigentliche Horrorprogramm, bestehend aus einigen Jump Scares, herumspukenden Gestalten und unheilvollen Geräuschen, wird recht uninspiriert heruntergespult. Durch den völlig überzeichneten, mit unpassend aufgesetzter Komik versehenen Exorzisten (auch das hat man schon viel zu oft gesehen) verliert The Closet sogar jegliche Gruselatmosphäre. Was spannend und furchteinflößend hätte sein können, wird zur albernen Freakshow. Dass der Film handwerklich sauber umgesetzt wurde und mit technisch hübschen Bildern aufwarten kann, ist an sich eine feine Sache, wenn die Wirkung dahinter aber ausbleibt, hat The Closet als Horrorfilm aber eben doch versagt.
Tatsächlich handelt es sich hierbei aber nicht um einen reinen Horrorfilm, man bewegt man sich mit der Zeit verstärkt in Richtung Drama. Filme wie Hereditary, Relic oder The Babadook haben immerhin schon prima vorgemacht, wie gut die Symbiose funktionieren kann. The Closet fehlt es aber an vergleichbarer Substanz, um hier mitzuziehen und der vorhersehbare, wenig aufregende Ablauf mitsamt lahmer Auflösung löst nicht die emotionale Reaktion hervor, die hier im Grunde möglich gewesen wäre. Viel mehr endet der Film mit ziemlicher Gleichgültigkeit.
Fazit
Der guten Besetzung und den schönen Bildern zum Trotz ist "The Closet" ein ziemlich kraftloses Horror-Drama ohne wirklicher Scares oder spannender Story. Diesen Wandschrank kann man ruhigen Gewissens geschlossen lassen.
Autor: Sebastian Stumbek