Inhalt
Eva (55) arbeitet bei den Londoner Verkehrsbetrieben, steckt in einer Ehekrise und schreibt heimlich im Nebenverdienst Bewertungen über Erotikspielzeuge der Londoner Firma „The Art of Love“, um sich und ihrem Mann eine Reise zu ermöglichen, die ihre Ehe retten soll. Adam (35) ist der erfolgreichste Influencer bei “The Art of Love“. Als Eva und Adam von ih- rem Chef Hector für ein neues Projekt verpflichtet werden, sind sie alles andere als begeistert. Doch damit die Zusammenarbeit bei der Entwicklung eines neuartigen Liebesspielzeugs klappt, müssen sich beide zusammenraufen.
Kritik
Diese Geschichte von Adam und Eva ist etwas anders, als die aus der Bibel und das nicht nur, weil es hier auch um Sexspielzeug geht. In The Art of Love des Schweizer Regisseurs Philippe Weibel (Trapped) werden wir Zeuge, wie der Sex Toy Influencer Adam (Oliver Walker) sich bei der gemeinsamen Arbeit mit der unscheinbaren Eve (Alexandra Gilbreath) anfreundet. Gemeinsam unterstützt man sich, auch wenn das Duo von der Außenwirkung her nicht unterschiedlicher sein könnte. Eve ist um die 50, hat ein paar Pfunde zu viel auf den Rippen, träumt davon, mit ihrem Ehemann zu verreisen, auch wenn der lieber Ausreden pflegt, dies nicht zu tun. Ihr Leben strahlt Tristesse und Stagnation aus. Adam hingegen ist jünger, durchtrainiert, trägt stilistische Tattoos auf seinem Körper spazieren und ist online so bekannt wie auch beliebt. Wie passen diese zwei zusammen?
Ganz einfach. Unzufriedenheit hat viele Gesichter. Das ist eine der Lektionen, die einem The Art of Love auftischt. Nicht neu, aber dank Oliver Walker (Treadstone) und (Alexandra Gilbreath (Inspector Barnaby: Unglücksvögel) ist die Vermittlung doch recht sympathisch und wirkt geerdet, auch wenn das Drehbuch von Regisseur Philippe Weibel sowie Co-Autoren*innen Sarah Ashley, Brian D. Goff und Klara Kallis etwas arg viel Ballast in den Waagschale wirft. Je mehr wir über Adam und Eve erfahren, desto fülliger und aufgedunsener wird die Tragikomödie. Dazu hat der Film das Problem, dass er teils ungelenk zwischen den Stühlen steht. Zum einen versucht er die Sehnsüchte und Sorgen der beiden Sex Toy Tester ernst zu nehmen, auf der anderen Seite wird die Welt der lüsternen Spielzeuge seltsam übertrieben dargestellt.
Wenn Kenneth Collard (Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben) als Chef der titelgebenden Firma The Art of Love über seine Manufaktur wacht, dann wirkt es wie eine Mischung von Charlie und die Schokoladenfabrik und Terry Gilliams Brazil, nur mit weit weniger Budget und Fantasie. Dieser Stand zwischen den Stühlen tut dem Film, der an und für sich eine ehrenvolle Agenda verfolgt, nicht gut. Er zeigt uns zwar eine Welt der Anonymität, die aber vorgibt offen und persönlich zu sein, kleidet diese aber so aus, dass sie sich stetig mit den authentisch angelegten Hauptfiguren beißt. Ganz zu schweigen davon, dass sich die Geschichte in ihrer Gesamtheit auf sehr angepassten und wenig ambivalenten Bahnen entwickelt und trotz der Sex-Toy-Thematik fast schon ein wenig zu spießig daherkommt.
Fazit
Tester von modernen Sex-Toys werden Freunde. Was klingt wie ein Zotenfest ist eine im Grunde sehr bodenständige Tragikomödie, an der nichts so richtig heraussticht. Außer im negativen die diffuse Darstellung der Industrie und im positiven die Hauptdarsteller.
Autor: Sebastian Groß