Inhalt
Ohne es zu wissen, landet Chekov auf dem Planeten, auf den Kirk einst Khan verbannte. Der zwingt den Russen, seinen Ex-Captain herzulocken. Zugleich hat Khan es auf das Projekt Genesis abgesehen, das Kirks einstige Liebe Dr. Marcus zusammen mit ihrem gemeinsamen Sohn leitet. Es soll die Schöpfung fruchtbarer Welten auf öden Planeten ermöglichen. Als Kirk mit einer Enterprise voller Neulinge eintrifft, greift ein Föderationsschiff an. Khan führt dort das Kommando…
Kritik
J.J. Abrams, der nicht nur zuletzt mit Star Wars: Episode VII – Das Erwachen der Macht Fanseelen auf der ganzen Welt fürsorglich streichelte, ist und bleibt auch entscheidender (Kreativ-)Kopf hinter der Re-Vitalisierung des sich inzwischen über weit mehr als 10 Teile belaufenden Star-Trek-Frachise, musste sich in einem Interview eingestehen: Star Trek war ihm dann doch immer etwas zu philosophisch, was weiterführend erklärt, warum der multitalentierte Künstler seit jeher eben doch etwas mehr für den Krieg der Sterne übrighatte. Dabei sind die philosophischen Anwandlungen, die Star Trek in serieller wie in filmischer Ausformung umklammern, gerade die große Stärke der interstellaren Abenteuer rund um die Crew der ikonischen Enterprise. Und genau drei Jahre nach der ersten Odyssee des rasanten Raumschiffes belegt Star Trek II – Der Zorn des Khan diesen Umstand ultimativ.
Schon Star Trek – Der Film gemahnte in seinen elegischen Kamerafahrten an 2001 – Odyssee in Weltraum, hatte aber, neben seinem unerschütterlichen Glauben an die schöpferische (Spreng-)Kraft des Kinos, mit einigen erzählerischen Durchhängern zu kämpfen. Oder konkreter: Der erste Ausflug auf die Leinwand von Captain Kirk und Co. erschien bisweilen schon etwas behäbig. Nicholas Meyer (The Day After – Der Tag danach) bietet genannten Defiziten mit Star Trek II – Der Zorn des Khan entschieden die Stirn: Der Film überzeugt nicht einfach nur durch ein wunderbar straffes Narrativ, Meyer und Drehbuchautor Jack B. Sowards scheinen Gene Roddenberrys visionäre Passion vollends verinnerlicht zu haben und entblättern den Schlagabtausch zwischen – in diesem Fall Admiral - Kirk (William Shatner, Das Urteil von Nürnberg) und dem omnipotenten Khan Noonien Singh (Ricardo Montalbán, Die nackte Kanone) eben nicht als reißerischen Hahnenkampf.
Star Trek II – Der Zorn des Khan baut vielmehr auf angenehm-fehlerbehaftete Charakter-Porträts. Kirks Enterprise ist inzwischen zu einem Ausbildungsschiff verkommen, was ihm deutlich aufzeigt, dass seine Person für die Erkundung der unendlichen Weiten überflüssig geworden. Das Juvenile scheint ihm verlorengegangen, Kirk fühlt sich alt und leer, seine Geburtstagsfeier gleicht einer Beerdigung. In diese existentielle Lethargie schlägt Übermensch Khan, der seinen erste Auftritt in der Serienepisode Der schlafende Tiger bekommen hatte, gerade recht. Khan sinnt auf Rache, radikal und umfassend, aber auch ihm begegnet der Film mit Empathie, tastet sich behutsam an seinem verletzten Stolz entlang und findet, nicht zuletzt dank Montalbáns wunderbar ausdrucksstarker Performance, Facetten eines verletzten Individuums, welches in seinem unbändigen Vergeltungsdurst das letzte emotionale Ventil zu finden scheint, um der tiefen Trauer Ausdruck zu verschaffen.
Und aus dieser im Prinzip antagonistischen Konstellation ergibt sich die philosophische Tiefe, die Star Trek II – Der Zorn des Khan wohl ohne Frage zu einem der eindrucksvollsten Kapitel der Reihe macht. Vor allem ist das dem Umstand geschuldet, dass der Film sich viel Zeit dafür nimmt, hinter die einst so abgeklärt wirkende Fassade von Kirk zu blicken: Immer wieder trat er als Hasardeur auf, der sich risikofreudig zu manch einem Himmelfahrtskommando bereit erklärte. Diese Souveränität ist nur augenscheinlich, Kirk offenbart sich als Quacksalber; als jemand, der große Sprüche reißen kann, letztlich aber selber am wenigstens davon versteht, was er von sich gibt – und das bezieht sich in diesem Fall auf die Unausweichlichkeit des Todes, der fest zum Leben dazugehört. Doch Kirk wird lernen. Er wird lernen, was Verlust bedeutet, während der Zuschauer sich einige Tränen aus dem Knopfloch wischt, und dadurch eine Bescheidenheit gewinnen, die ihn zu einem echten, einem lebensgewandten Captain macht.
Fazit
Das ist noch Kino mit Herz und Hirn. "Star Trek II – Der Zorn des Khan" zündet in seiner Emotionalität deshalb so gut, weil sich der Film durchweg auf einem seriösen Level mit Leben und Tod auseinandersetzt, seinen Figuren greifbare Porträts ermöglicht und sie durch für den Zuschauer wirklich einnehmende Entwicklungsprozesse schleust. Straff erzählt ist Nicholas Meyers erstes Star-Trek-Kapitel dazu auch noch, während die philosophischen Anwandlungen natürlich zu den großen Stärken zählen und "Star Trek II – Der Zorn des Khan" eine nicht zu verachtende Nachwirkung zugestehen.
Autor: Pascal Reis