Inhalt
Nachdem sich Sonic in Green Hills niedergelassen hat, will er beweisen, dass er das Zeug zum echten Helden hat. Die Gelegenheit lässt nicht lange auf sich warten, als er von seinem Erzfeind Dr. Robotnik und dessen neuem Partner Knuckles herausgefordert und auf die ultimative Probe gestellt wird. Das Bösewicht-Duo ist auf der Suche nach einem rätselhaften Smaragd, der die Macht hat, die Zivilisation zu zerstören. Wie gut, dass auch der energetischste Igel der Welt Verstärkung bekommt und fortan Kumpel Tails an seiner Seite hat. Gemeinsam begeben sie sich auf eine actiongeladene Reise rund um den Globus, um den geheimnisvollen Edelstein zu finden, bevor er in die falschen Hände gerät.
Kritik
Sonic (Ben Schwartz, im Deutschen gesprochen von Julien Bam) ist dazu bestimmt, ein großer Held zu sein. Zumindest ist der blitzschnelle blaue Igel davon überzeugt – und die Sache hat nur einen Haken: Sonic ist noch lange nicht bereit für das Heldentum und seine dramatischen Hilfsaktionen sorgen letztlich stets für mehr Schaden als Nutzen.
Nicht er wird den Moment wählen, sondern der Moment ihn, erklärt sein menschlicher Adoptivvater Tom (James Marsden, Sonic the Hedgehog) bedeutungsschwanger, während sie gemeinsam in einem Ruderboot sitzen. »Ein Held übernimmt Verantwortung.« Und bis es soweit ist, ist Sonic vor allem eins: ein Kind.
Die Ruderbootszene verrät schon beinahe alles, was es über Sonic 2 zu wissen gibt. Sie etabliert einerseits den großen Konflikt der Hauptfigur – Sonics Sehnsucht nach Heldentum – und zeichnet seinen Weg zur unvermeidlichen Selbsterkenntnis vor. Andererseits macht sie klar, in welchem Rahmen wir uns bewegen: ein Familienfilm, der sich mit Botschaft und Humor vorrangig an jüngeres Publikum richten will. Aber auch handwerklich offenbart die Szene schon mehr als vielleicht gewollt: Sonic 2 setzt nämlich häufig auf den erzählerischen Holzhammer, lässt Charaktere ihre Erkenntnisse plump ausbuchstabieren und wirkt dort, wo reale Darsteller mit animierten Figuren interagieren, oft reichlich bemüht.
Aber der Reihe nach – denn sobald Sonic es wieder ans Ufer geschafft hat, geht das Spektakel erst richtig los, und trotz der bereits genannten Schwächen bietet der Film, einmal in die Gänge gekommen, durchaus einiges an Unterhaltung. Denn natürlich bleibt es für Sonic nicht beim Traum vom Heldentum, sondern sein alter Erzfeind Dr. Robotnik (Jim Carrey, Mr. Poppers Pinguine) kehrt auf Rache sinnend aus der Verbannung zurück. Und wie es sich für eine Fortsetzung gehört, hat er Verstärkung mitgebracht: Knuckles den Echidna (im Original gesprochen von Idris Elba, The Suicide Squad). Knuckles ist ebenfalls bekannt aus den Videospielen und hat mit Sonic eine Rechnung offen, von der dieser gar nichts ahnt.
Gut, dass Sonic ebenfalls Unterstützung bekommt, nämlich durch den technikaffinen zweischwänzigen Fuchs Tails (Colleen O'Shaughnessey,Violet Evergarden - Der Film)
Schnell wird klar, dass Knuckles hinter dem legendären Master Emerald her ist, der ultimative Macht verleiht. Dieses Stichwort bringt selbstredend auch Bösewicht Robotnik auf den Geschmack, sodass er Knuckles seine Unterstützung anbietet – nicht ohne Hintergedanken, versteht sich. Und so liefern sich die beiden ungleichen Duos ein action- und slapstickreiches Schnitzeljagdwettrennen zum Master Emerald.
Das ist über weite Strecken unterhaltsam inszeniert, wobei es beinahe mehr Spaß macht, die (wenn auch platte) Dynamik zwischen Robotnik und Knuckles zu verfolgen. Jim Carrey spielt den Bösewicht so überbordend exaltiert, wie es sowohl sein Ruf als auch die Figur erwarten lassen – das sorgt durchaus für Lacher, wenngleich längst nicht alle Gags zünden. Im Kontrast dazu gewinnt Knuckles zunehmend an Profil und entpuppt sich weniger als rachsüchtiger Haudrauf, sondern vielmehr als gewissenhafter Krieger, der mitunter zwar ein wenig begriffsstutzig ist, anders als der hochintelligente Robotnik aber eben Prinzipien hat.
Die Darstellung seiner Entwicklung gerät zwar letztendlich ebenfalls recht plump und vorhersehbar, trotzdem ist Knuckles womöglich die interessanteste Figur im Ensemble – und beweist gerade in den letzten Minuten des Films, dass es für gelungene Gags nicht immer Slapstick braucht.
Bei der wachsenden Freundschaft zwischen Sonic und Tails wird hingegen selbst mit niedrig angelegter Messlatte einiges an erzählerischem Potenzial verschenkt, und die Beziehung zwischen Sonic und seinen »Zieheltern« Tom und Maddie (Tika Sumpter, Ein Gauner und ein Gentleman) wirkt in jeder Szene dezent aufgesetzt. Da hilft es auch nicht, dass der Film so ziemlich alles an genretypischen Platitüden aus der Mottenkiste kramt und seine Laufzeit mit einer slapsticklastigen Nebenhandlung streckt, die letztlich zwar irgendwie mit dem Hauptplot verknüpft wird, aber nur wenige zündende Gags aufweist.
Wo Sonic 2 weder auf brachialen Humor noch unbeholfen aufgetragenen Pathos setzt, gibt es jede Menge betonte Coolness und einen Haufen popkultureller Anspielungen, die vor allem von Sonic selbst kommen. Während das an manchen Stellen gut funktioniert, geht es an anderen zulasten von Spannung und emotionaler Wirkung – weniger wäre auch hier teilweise mehr gewesen.
Wenngleich Sonic 2 erzählerisch (und vielfach auch schauspielerisch) kein Meisterwerk ist, sind Animationen und Spezialeffekte größtenteils gelungen – lediglich in einigen Szenen will sich die CGI nicht recht in die realweltliche Umgebung fügen. Dafür kommt in anderen Momenten beinahe Videospielflair auf, es gibt das ein oder andere Easter Egg zu entdecken und so manches Game- und Lore-Element wurde in den Film übertragen. Charmant ist auch der Abspann, der die Filmhandlung noch einmal grob in der alten Pixeloptik nacherzählt (und das ist, Achtung Zaunpfahl, nicht der einzige Grund, weshalb es sich lohnt, bis zum Ende zu schauen).
Fazit
»Sonic the Hedgehog 2« bringt es auf eine Laufzeit von immerhin zwei Stunden. Die hat man auch vollgepackt mit allerlei Verfolgungsjagden, coolen Sprüchen, Fanservice und mehr oder weniger gelungenem Humor – leider aber auch mit allem Formelhaften, was seichtes Hollywood-Familienkino zu bieten hat. Das macht »Sonic the Hedgehog 2« noch vorhersehbarer, als es das Genre verlangen würde. Selbst mit geringen Ansprüchen an Story und Figurenentwicklung bleibt somit Luft nach oben. Innovativ ist anders, spaßig bleibt das Abenteuer um den ambitionierten Teenie-Igel unterm Strich trotzdem – wofür an vielen Stellen allerdings vor allem die Gegenspieler verantwortlich sind.
Autor: Sabrina Železný