Jake Gyllenhaal hat sich bereits gelegentlich im Actiongenre versucht, wobei sein größter Versuch wohl die Videospielverfilmung Prince of Persia: Der Sand der Zeit war. Diese hinterließ jedoch weder einen besonders positiven noch negativen Eindruck. Nächster Versuch: Road House. Das Remake des gleichnamigen Kultfilms mit Patrick Swayze und Sam Elliott hat bereits eine bewegte Geschichte hinter sich. Nachdem Namen wie The Fast and the Furious-Regisseur Rob Cohen, Nick Cassavetes (God Is a Bullet) oder sogar die ehemalige MMA-Fighterin und WWE-Wrestlerin Ronda Rousey mit dem Projekt in Verbindung gebracht wurden, übernahmen nun Regisseur Doug Liman und Produzent Joel Silver das Ruder, beide erfahrene Größen im Actionbereich.
Liman führte unter anderem zuvor Regie bei Die Bourne Identität und Edge of Tomorrow, während der für seine cholerischen Ausbrüche bekannte Silver Klassiker wie Stirb Langsam oder The Matrix realisierte. Es ist jedoch bekannt, dass die Zusammenarbeit mit beiden nicht immer reibungslos verläuft. MGM bzw. Amazon Studios könnten davon gewiss ein Liedchen singen, insbesondere aufgrund der öffentlich ausgetragenen Kontroverse über die Veröffentlichungspolitik des Remakes vor der Premiere beim SXSW, das die Kinos umgeht und weltweit sofort als Streamingtitel bei Prime Video erscheint (mehr dazu hier).
Leinwandwürdig wäre das Remake durchaus, alleine wegen einiger visueller Kniffe, wie beispielsweise fließender Kameraübergänge von einer objektiven zu einer subjektiven Perspektive während der zahlreichen Prügeleien. Hinzu kommt, dass das Florida-Setting eine Urlaubsstimmung verbreitet, auch wenn sich hier und da einige Momente eingeschlichen haben, die dann doch etwas zu artifiziell aussehen. Insgesamt besitzt Road House jedoch einen ganz anständigen Look, der auf einer großen Leinwand vielleicht noch ein wenig mehr hätte glänzen können.
Wegen der Optik dürfte jedoch wohl niemand das Remake ansehen. Natürlich geht es um Action, vor allem Prügeleien. Während es im Original Kniestöße, Faustschläge und hier und da auch mal einen Kick gab, bietet die Neuinterpretation allein durch den MMA-Hintergrund des Helden wesentlich mehr Potenzial für saftiges, durchaus athletisches und vor allem brachiales Backenfutter. Zweifellos ist die Action das Highlight, und Jake Gyllenhaal macht, auch dank seines gestählten Körpers, eine gute Figur als Rausschmeißer Elwood Dalton, der für die Barbesitzerin Frankie (Jessica Williams, Booksmart) zum Chef-Rausschmeißer ihres Etablissements wird. In dieser Position hat er es nicht nur mit prolligen Bikern zu tun, sondern auch mit dem stadtbekannten Ober-Gangster, der Frankies Kaschemme loswerden will, weil diese seinen Geschäften im Weg steht. Weil Dalton ein immer größeres Hindernis wird, kommt dann auch noch der irische Psychopath Knox hinzu, den der MMA-Veteran Conor McGregor verkörpert, der angeblich für diese Rolle überaus fürstlich entlohnt wurde.
McGregor passt als Oberfiesling ganz gut in den Film, zumindest dann, wenn das Skript und die Kamera von ihm nicht mehr verlangen, als irre und bedrohlich zu gucken und Leute zu verprügeln. Ein Glück, dass er das auch die meiste Zeit tut. Die paar Szenen, in denen echtes Schauspiel von ihm verlangt wird, fallen jedoch stark ab. Trotzdem funktioniert er als Knox, auch weil er sehr deutlich als Gegenpart von Dalton angelegt ist. Mit Billy Magnussen (James Bond 007 - Keine Zeit zu sterben) gibt es dann noch als Ben Brandt den großen Mann an der Spitze. Doch wo Ben Gazzara als Brad Wesley im Original noch ein bisschen den Flair von Macht versprühte, ist Brandt im Remake mehr eine Witzfigur. Eine Witzfigur, deren Bedrohungsgrad zu marginal erscheint, dass man auch gut auf sie hätte verzichten können.
Es gibt einige Dinge, die im Remake redundant erscheinen. Die Liebesgeschichte zwischen der Ärztin (früher: Kelly Lynch, heute: Daniela Melchior) und Dalton war im Original auch nur deswegen besser, weil das Drehbuch hier Zeilen wie „Pain don't hurt“ auf das Publikum losließ. Doch solche Perlen fehlen in der Neuverfilmung fast komplett. Das Remake ist daran interessiert, die Geschichte des liebenswerten und anscheinend unantastbaren Rausschmeißers in die Neuzeit zu übertragen und reduziert viele Dinge, die dem Original erst den Ruf eines guten, schlechten Films einbrachten. Im neuen Road House ist kein Platz für amüsante Weisheiten, Goons, die von ausgestopften Bären erschlagen werden, rausgerissene Kehlen und Fieslinge, die sich damit brüsten, dass sie im Gefängnis mit ihren Gegnern auch mal intim wurden. Bei der Amazon-Produktion ist alles etwas rauer und ernster. Hin und wieder schleicht sich das eine oder andere Augenzwinkern durch, aber im Grunde ist das Remake sehr darauf bedacht, einen spaßigen, aber auch ernstzunehmenden Actionfilm abzuliefern.
Als solcher betrachtet ist das Ergebnis überaus solide. Es gibt ein wenig Leerlauf hier, und die ein oder andere Storyentwicklung mag zu aufgesetzt erscheinen, aber alles in allem macht das Remake wenig verkehrt. Außer die gestellten Erwartungen waren, dass dieses Road House dem wahnsinnigen Mumpitz des Originals nacheifert. Wer darauf gehofft hätte, dürfte enttäuscht werden. Ähnlich wie bei Jake Gyllenhaal, denn auch wenn er hier eine gute Leistung abliefert, dürfte die Bezeichnung "Actionstar" auch nach "Road House" nicht sehr lange an ihm haften bleiben.