Inhalt
Oskar gehört praktisch schon zur Familie, also zu Mama und Rico in die Dieffe 93. Aber diesmal trägt Oskar keinen Helm, schließlich sind die beiden Freunde inkognito unterwegs. Handtaschen, die Mausefalle und jede Menge Herzgebreche - Rico und Oskar müssen sich nicht nur kriminalistischen Herausforderungen stellen. Mann, Mann, Mann. Aber wie Rico so schön erklärt: Sellawie.
Kritik
Mit „Rico, Oskar und die Tieferschatten“ gelang Regisseurin Neele Leana Vollmer ("Maria, ihm schmeckt's nicht") 2014 nicht nur ein Hit in den Kinos, sondern auch ein Kinderfilm der wirklich für alles Altersklassen etwas zu bieten hatte. Die Verfilmung des gleichnamigen Buches von AutorAndreas Steinhöfel führte den abenteuerlustigen aber nicht ganz so cleveren Rico (Anton Petzold) ein, der in Berlin in der Dieffesbachstraße mit seiner alleinerziehenden kodderschnauzigen Mutter (Karoline Herfurth, „Fack Ju Göhte“) lebt und durch die Freundschaft mit dem zwar hoch intelligenten aber recht paranoiden Oskar (Juri Winkler) in eine waschechte Kriminalgeschichte stolpert.
Mit „Rico, Oskar und das Herzgebreche“ kehrt das Duo nun zurück und auch wenn das Sequel, welches erneut auf dem gleichnamigen Roman von Steinhöfel beruht, nicht mehr ganz so herzlich, frisch und keck daher kommt wie der Erstling, dürfen sich auch diesmal wieder alle Altersgruppen vor dem Film versammeln. Die eigentliche Geschichte ist diesmal übrigens erneut eine kriminalistische. Der titelgebende „Herzgebreche“ spielt dabei zwar auch eine Rolle, so bekommen es Oskar und Rico mit zwei gleichaltrigen Zwillingsmädchen zu tun, doch eigentlich wirkt der Titel schon etwas irreführend.
Die erste, unschuldige Liebe ist hier nämlich, wenn überhaupt, nur eine äußerst marginal vertreten. Macht ja nix, denn eine echte Hürde stellt dies gewiss nicht da. Eher im Gegenteil. Die kurzen Momente, in denen die beiden ungleichen Jungdetektive es mit „Herzensangelegenheiten“ zu tun bekommen, sind meist sogar äußerst amüsant, werden den Jüngsten aus der Seele sprechen und den Älteren schöne Erinnerungen bescheren.
Noch wesentlich amüsanter sind aber die Darsteller. Egal ob jung oder alt, die Spielfreude und vor alle der Spielwitz quillt hier durch jede Pore und die kurze Szene in der Moritz Bleibtreu als schielender wie stotternder Schläger namens Boris, der Schurkin (Katharina Thalbach) die Füße massiert, ist schlicht und ergreifend so amüsant, dass man es einmal gesehen haben sollte. Auch die anderen Darsteller hinterlassen einen fulminanten Eindruck. Egal ob Milan Peschel als miesepetriger Nachbar der versucht Steine zu züchten oder Ronald Zehrfeld als nette Polizist, von dem sich Rico erhofft, dass er eines Tages mal seine Mama heiraten wird.
Was das Sequel, genau wie den ersten Teil, auszeichnet ist seine Vitalität, die zu jedweder Zeit deutlich zu spüren ist. Das macht Spaß, wird dazu noch recht spannend erzählt und ist frei vom Mief den jüngeren Zuschauern eine Botschaft einzuhämmern. Natürlich ist auch die Fortsetzung wieder ein Loblied auf Freundschaft und Toleranz und für ältere Semester gibt es gewiss die eine oder andere Gefühlsszene die etwas zu dick aufgetragen ist, doch fügt sich das alles am Ende zu einem fähig inszenierten (Regie führte diesmal Wolfgang Groos, Vollmer wird aber für „Rico, Oskar und der Diebstahlstein“ zurückkehren, der im Sommer 2016 erscheinen soll) und überaus spaßigen Stück Unterhaltungskino, welches zur aktuellen Speerspitze des populären, deutschen Kinderfilms zählt.
Fazit
Nicht mehr ganz so spritzig und überraschend „Frei Schnauze“ wie sein Vorgänger, aber immer noch eine wunderbare Krimikomödie die dank Charme, Witz und Spielfreude zu überzeugen weiß. Ein Film der es wahrlich schafft die verschiedenen Generationen für sich einzunehmen.
Autor: Sebastian Groß