Inhalt
Während der Depression sorgt der Bankräuber John Dillinger in den USA für großes Aufsehen. Sein Charisma und seine dreisten Gefängnisausbrüche machen ihn zu einem Volkshelden, zumal er die Banken beraubt, die das Land erst in die Krise gestürzt haben. Doch J. Edgar Hoover, der Direktor des Bureau of Investigation, nutzt die Gunst der Stunde, um das Prestige seiner Organisation zu steigern, die später das FBI werden sollte. Und so erklärt er Dillinger zum Staatsfeind Nummer 1 und setzt mit Melvin Purvis seinen besten Mann auf den Bankräuber und seine Crew an.
Kritik
Michael Mann gilt spätestens seit Heat als einer der besten Regisseure Hollywoods. Sein einzigartiger Look und die Aussagekraft seiner Werke sind unverkennbar. Sein letzter Film Miami Vice lag 2009 rund drei Jahre zurück und die Erwartungen, nach dessen Flop an den Kinokassen, an das neue Projekt waren dementsprechend groß. Als Stoff hat er sich ein Stück Kriminalitätsgeschichte Amerikas rausgesucht. Die schon fast legendäre Geschichte um John Dillinger war bis dato nur dreimal verfilmt worden und schrie daher regelrecht nach einer neuen Aufarbeitung. Allerdings macht Michael Mann zu viel Abstriche und daher bleibt das Projekt hinter seinem Potenzial zurück.
Die Geschichte rund um Dillinger ist eine der interessantesten und aufregendsten der Crimegeschichte der USA. Da die Story also in Grundzügen schon vorgegeben ist und sich Michael Mann auch sehr gut daran hält, dürfte ja nicht viel schiefgehen. Weit gefehlt: Bereits zum Anfang des Films wird der Zuschauer einfach in die Geschichte geworfen, ohne überhaupt zu wissen worum es sich gerade handelt. Man fühlt sich etwas verloren und durch die anfänglich recht schnelle Erzählweise und die teilweise sprunghafte Geschichtsdarstellung wird das Bild nicht besser. Erst nach etwa der Mitte des Films, nimmt das Tempo normale Züge an und man kann den Film endlich genießen. Michael Mann wollte in dieser Hinsicht wohl einfach zu viel und traut deshalb den Zuschauer einiges zu. Allzu deutlich wird dies in Dillingers Bande, man weiß stets nicht wer da gerade an seiner Seite ist und ob dies nun eine wichtige Figur ist oder nicht und wenn man mit der Figur gerade warm geworden ist, ist sie auch schon wieder weg.
Johnny Depp spielt unterdessen als John Dillinger gewohnt routiniert und mimt die Rolle sehr gut. Ein bisschen mehr Individualität von Dillinger hätte man sich aber gewünscht. Die Rolle ist zu sehr für Johnny Depp maßgeschneidert worden. Allerdings bringt er das Charisma von Dillinger wunderbar in Szene. Auch Christian Bale bringt die Figur Melvin Purvis gewohnt auf die Leinwand. Highlight ist aber klar Marion Cotillard als Dillingers Geliebte. Sie ist ein wahrer Lichtblick in den sonst eher blassen Charakteren. Alle anderen Figuren in Public Enemies spielen zwar teilweise recht gut, bleiben aber blass und austauschbar, teilweise sogar unwichtig. Nur Stephen Graham als Baby Face Nelson und Stephen Lang als Charles Winstead können mit ihren Rollen noch etwas herausstechen.
Ein weiterer großer Fehler des Films ist die allgemeine Optik, Micheal Mann verwendet wieder seine moderne, superflexible HD-Digicam, die auch in Collateral zum Einsatz kam. Hier wirkt diese Optik allerdings etwas fehl am Platz. Der Hochmoderne Look und die Dreißigerjahre wollen einfach nicht miteinander Harmonieren. Auch die Spannung bleibt an etlichen Szenen auf der Strecke. Und auch die ersten Schießereien wirken recht kurz und liegen in Sachen Inszenierung weit hinter alten Filmen von Mann zurück. Erst nach ungefähr der Hälfte des Filmes, zeigt Michael Mann sein wahres Potenzial. Plötzlich sind Schießereien und Verfolgungsjagden wunderbar Inszeniert und darum auch spannend. Dieses Niveau hält sich dann auch bis zum Schluss, der wiederum eines der spannendsten und besten Szenen des ganzen Filmes ist. Auch sehr gut gelungen ist die Rahmenhandlung, die Entstehung des FBI, die Andeutungen der Kommunisten Verdächtigungen und das verändernde Rechtssystem der USA. Alles wirkt sehr authentisch und nachvollziehbar.
Fazit
"Public Enemies" war der bis dahin wohl schlechteste Film von Micheal Mann. Er ist keine ganz große Katastrophe geworden, da die zweite Hälfte des Films dennoch wunderbar gelungen ist, doch reicht dies nicht für ein gelungenes Erlebnis. Ein Erfolg ist "Public Enemies" dennoch geworden, denn durch sein recht niedriges Budget hat er seine Kosten allein in den USA schon eingespielt. Dennoch ist es wirklich schade, dass Mann sein Potenzial in diesem doch recht schönen Film, nicht komplett ausspielen konnte.
Autor: Thomas Repenning