Inhalt
Vor sechs Jahren haben vier Jugendliche eine Mitschülerin in den Tod getrieben. Doch jetzt am Abend ihres Abschlussballs, der "Prom Night", nimmt ein Maskierter unbekannter grauenvolle Rache. Und es ist ihm egal ob dabei unschuldige Mitschüler ums Leben kommen. Er schlitzt sich durch die Abschlussklasse für die es kein Morgen mehr zu geben scheint, doch als er entlarvt wird kommt es zur wohl grausigsten Krönung eines Prom Night-Paares.
Kritik
Es erscheint gleichermaßen absonderlich wie nachvollziehbar, dass sich dieser Schmierfink von Neunzigminüter über die Jahre den Status erarbeitet hat, zur Grundbildung des Slasher-Kinos zu gehören. Also in einem Atemzug mit Filmen wie Halloween – Die Nacht des Grauens, Freitag, der 13. oder Jessy – Die Treppe in den Tod genannt zu werden, was ihm einerseits ob seiner filmischen Qualität keinesfalls zugestehen dürfte, die Regiearbeit von Paul Lynch (Twilight Zone – Unbekannte Dimensionen) aber besitzt inzwischen etwas, wovon viele der unzähligen ähnlich gepolte Werke nur träumen dürfen: Einen ganz und gar entarteten Charme des Unzulänglichen. Schon Randy (Jamie Kennedy) verwies in Scream – Schrei von Wes Craven auf Prom Night – Die Nacht des Schlächters, wenn es darum geht, das Regelwerk des (Sub-)Genres zu verstehen und zu verinnerlichen.
Alles beginnt, so wie es die Handlungsstruktur des Slashers vorgibt, mit einem Verbrechen in der Vergangenheit: Die 10-jährige Robin Anne Hammod wird im Zuge eines Versteckspiels in den Tod getrieben. Die Schuldigen, eine Gruppe wenig Älterer, geben sich untereinander das Versprechen, die Tat für sich zu behalten. 6 Jahre später, dann, wenn die eigentliche Handlung von Prom Night – Die Nacht des Schlächters einsetzt, sollen die Verantwortlichen am Abend des Abschlussballes für das Ableben von Robin zur Rechenschaft gezogen werden – natürlich von einem Unbekannten. Paul Lynch lässt sich in seiner Erzählung ungewöhnlich viel Zeit, bis der Rächer in Schwarz zum ersten Mal sein blutiges Handwerk vollstrecken darf, was Prom Night – Die Nacht des Schlächters über weite Strecke vor allem zu einem seifigen, bisweilen unterirdischen gespielten Highschool-Tiefflieger erklärt.
Der Fall um den tragischen Verlust der kleinen Robin wurde schnell als Sittlichkeitsverbrechen ad acta gelegt, was Prom Night – Die Nacht des Schlächters auch ganz subtil den Verweis zugesteht, Kontakt zum Giallo, dem Spaghetti-Slasher, aufzunehmen, der das amerikanische Kino mit einer Zurschaustellung von Spannern, Stelzböcken und Triebtätern maßgeblich inspirierte. Der hiesige Schlächter mit Sturmmaske verschärft seine Mittel der Verängstigung dabei auch gezielt: Es beginnt mit dem Telefonterror, der sich im letzten Drittel der Geschichte schließlich in physische Gewalt transformieren wird. Paul Lynch aber fehlen die Kompetenzen, um die Bedrängungen, die Prom Night – Die Nacht des Schlächters aufwirbeln möchte, gekonnt, greifbar und vor allem körperlich erfahrbar in Szene zu gießen. Stattdessen erscheint der Film wie halbgar aus dem Sack geschmiert, immer mit großem Interesse, die Leiber der Protagonistinnen zu erforschen.
Kim Hammond (Jamie Lee Curtis, Ein Fisch namens Wanda) ist hierbei das gute Gewisse der Figuren, sie hat mit dem Tod von Robin nichts zu tun und darf sich vielmehr ernsthafte Chancen auf die Krönung zur Ballkönigin ausrechnen, was Jamie Lee Curtis zwei Jahre nach Halloween – Die Nacht des Grauens nicht nur zum zweiten Mal zur Scream Queen erhebt, sondern auch zur Prom Queen. In den flackernden Scheinwerfer des Dancefloors gelingt es Paul Lynch dann sogar, dem Film ein Alleinstellungsmerkmal abzuringen, handelt es sich hierbei doch um den vermutlich einzigen Slasher, der nicht nur sein Genre bestätigen möchte, sondern dieses mit der damaligen Disco-Welle verquirlt und sich die Zeit nimmt, seine Darsteller ausgelassen zum 1970er Jahre Pop bewegen zu lassen.
Mr. Saturday Night John Travolta allerdings schaut in diesem Trash-Schlitzer nicht vorbei, dessen letzter Abschlussball ging bereits mit Carrie – Des Satans jüngste Tochter nicht besonders gut für ihn aus. Ein erfreuliches Wiedersehen gibt es indes mit Leslie Nielsen (Die nackte Kanone), der als Kims Vater ebenfalls mit von der Partie ist und sich tagsüber als Schuldirektor präsentiert, während er nachts zum Discokönig mutiert und zusammen mit seiner Tochter den ein oder anderen flotten Schritt auf das Parkett legt. Ja, irgendwie ist Prom Night – Die Nacht des Schlächters sympathisch, obwohl er ein Reinfall auf ganzer Linie ist. Vermutlich macht auch dieser Umstand, dieses Scheitern auf allen Wegen, seinen verqueren Reiz aus. Reine Konfektionsware, die es nicht einmal beherrscht, den Durchschnitt seines Gefildes wirklich Konkurrenz zu machen. Aber wenn schon auf die Nase fallen, dann im Stroboskoplicht mit beiden Armen in der Luft.
Fazit
Ein Reinfall, maximal Konfektionsware, und doch sympathischer als vieles von dem, was das (Sub-)Genre in jenen Jahren vollbracht hat. Das liegt vor allem daran, dass Paul Lynch so offenherzig auf ganzer Linie scheitert und sich dazu hinreißen lässt, das Slasher-Kino mit der Disco-Welle der 1970er Jahre zu verquirlen. Hier scheitert man noch, während man Arme und Beine im flackernden Scheinwerferlicht durch die Luft wirbelt. Was für eine niedliche Gurke.
Autor: Pascal Reis