3.0

MB-Kritik

Delicious 2025

Drama, Thriller

3.0

Inhalt

Das wohlhabende Ehepaar John & Esther ist mit den beiden Kindern im Urlaub in Südfrankreich, standesgemäß in der eigenen Ferienvilla. Eines Abends fährt der angetrunken John das Dienstmädchen Theodora an. Um unliebsame Konsequenzen zu vermeide, bekommt sie bei ihnen einen Job als Haushälterin. Doch Theodora ist wesentlich gerissener, als es das arrogante Paar gedacht hätte, und spielt die Familie schnell gegeneinander aus.

Ab 7. März 2025 auf Netflix

Kritik

Das einheimische Publikum kennt Nele Mueller-Stöfen vermutlich eher als Darstellerin aus etlichen Kino- und TV-Produktionen, seit 2014 zeichnet sich die Ehefrau von Edward Berger (Konklave) auch als Drehbuchautorin aus (u.a. All My Loving) und jetzt feiert auch ihr Regiedebüt Premiere. Diese hatte Delicious offiziell im Februar bei den 75. Filmfestspielen in Berlin, nun gehört es zum Portefeuille von Netflix und um mal dem Fazit vorwegzugreifen: in dessen überschaubaren Qualitätsstandard ist diese grobschlächtige Thriller-Groteske perfekt aufgehoben.

Im Mittelpunkt steht das Frankfurter Ehepaar John (Fahri Yardim, Jerks) und Esther (Valerie Pachner, Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse), die gemeinsam mit den beiden Teenager-Kindern Urlaub in Südfrankreich macht. Nicht etwa im Hotel, natürlich besitzt die Oberschichtfamilie eine eigene Ferienvilla, denn schließlich spielt Geld bei ihnen schon lange keine Rolle mehr. Damit das ja auch der schwerfälligste Nullapostel JEDER ZEIT begreift, wird es einem rund um die Uhr aufs Brot geschmiert. Es gibt keine zwei Sätze in Folge, in denen die Charaktere nicht deutlich unterstreichen, wie unfassbar wohlhabend sie sind, wie wenig sie mit den Sorgen „normaler“ Menschen zu tun haben und wie sehr es ihnen am Arsch vorbeigeht, dass ihr Prunk- und Protzgehabe auf weniger gut situierte Menschen eventuell abwertend wirken könnte. Film will uns ganz subtil sagen: das sind arrogante, selbstgerechte Arschgeigen und verdienen einen Denkzettel. Diesen scheinen sie in Form von (Carla Díaz, Élite) alsbald zu bekommen. Diese wird von John nach einem Gin Tonic zu viel auf der Heimfahrt angefahren, bzw. – auch das zeigt uns der Film bereits vorher, warum auch nicht? – dies wird von ihr nur simuliert.

Allein da – und wir sind hier vielleicht erst 15 Minuten im Film – stellen sich schon zu viele Fragen, sowohl von der inneren als auch der narrativen Logik, auf die man keine vernünftige Antworten hat. Warum wird uns bereits jetzt verraten, dass Theodora ein falsches Spiel spielt, anstatt das Publikum glauben zu lassen, alles wäre dem Zufall geschuldet? Wie kann es sein, dass jemand NICHT angefahren wird, aber der Autofahrer glaubt, sie erwischt zu haben? Und wie sollte so ein Unfall ablaufen, dass die einzige Verletzung eine saubere Schnittwunde am Oberarm ist, während das Auto vermutlich nicht die geringste Spur aufweist? Naja, ist auch egal, wichtig ist die innovative Geschichte über eine listige Person aus der verarmten Arbeiterklasse, die sich in den Schoß einer wohlhabenden Familie schleicht, um dann subversiv…ähm, Moment mal. Gab es doch schon, oder? In diesem koreanischen Nischenfilm, wie hieß der gleich…ach, hat bestimmt eh keine Sau gesehen, ist halt asiatisch. Im Prinzip haben wir hier das Gleiche, nur weitaus weniger raffiniert, platt wie eine Flunder und voll mit absurden und komplett unstimmigen Charakterentwicklungen, in dem ein Widerspruch den nächsten jagt.

Ab einem gewissen Punkt ist das Handeln der Figuren abenteuerlich unsinnig, insbesondere mit Hinblick auf die Art und Weise, wie sie uns vorher skizziert wurden. Etwaige Überraschungs- oder Spannungsmomente sind sowieso Mangelware, da der Film von Beginn an alles dafür tut, jedwedes Mitdenken und Abwarten gnadenlos zu untergraben und das der einzige nicht unbedingt zu erwartende Turn dann auch noch in dem Kontext absolut himmelschreiender Humbug ist, gibt dem Ganzen dann auch noch den Rest. Grundsätzlich ist es zwar sehr zu begrüßen, das der deutsche Film sich mal aus seiner bequemen, piefigen und überwiegend stinklangweiligen Komfortzone wagt, aber auch dann muss man doch nicht jeden schlecht kopierten und mit unsinnigen Genre-Elementen angereicherten Bullshit über Gebühr loben.

Fazit

Immerhin wird in einer deutschen Produktion mal etwas in Richtung Genre probiert und handwerklich ist das zumindest solide, aber eine derart plakative Eat-The-Rich-Posse mit einem furchtbaren Drehbuch voller zusammengeklaubter und schlecht umgesetzter Raubbauideen ist dann wirklich nicht die Lösung des Problems. Für den ersten Platz in den Netflix-Charts mag das für eine Woche reichen und nächstes Jahr hat den das hoffentlich jeder wieder vergessen.

Autor: Jacko Kunze