Inhalt
Durch die Unachtsamkeit zweier Vorarbeiter wurden am Valentinstag 1960 sechs Kumpel bei einem Grubenunglück verschüttet. Der einzige Überlebende verfiel nach Wochen im Schacht dem Wahnsinn und ermordete auf den Tag genau ein Jahr später die Verantwortlichen. Seitdem wird der Tag in der kleinen Stadt nicht mehr gefeiert. Zwanzig Jahre später soll erstmals wieder eine große Party stattfinden, doch die Vergangenheit in Form eines maskierten Kumpels mit Spitzhacke holt sie ein...
Kritik
Der Moviebreak Horroctober: 05.10.2015 (Slasher)
Tag 5 im Horroctober und in der Themenwoche Slasher führt uns unter Tage, wo es ausgesprochen zünftig zur Sache geht.
"Roses are red, violets are blue, one is dead and so are you!"
Im Fahrwasser der Genreikonen "Halloween – Die Nacht des Grauens" und "Freitag, der 13." wurde Anfang der 80er "Blutiger Valentinstag" über die kanadische Grenze angespült, dem kein so großer Erfolg zu Teil wurde. Ein gewisser Quentin Tarantino („Pulp Fiction“) bezeichnet ihn sogar als einen seiner Lieblingsfilme, womit dieser abermals seine Vorliebe für räudiges B-Kino mit Herz und noch mehr Herzen unterstreicht. Denn davon gibt es hier reichlich, nicht nur in der omnipräsenten, gewohnten Symbolform, sondern auch die lebenswichtigen Organe, liebevoll aus dem Körper gerupft und hübsch als Valentinsgruß verpackt.
Im Gegensatz zu seinen großen Brüdern und fast jedem, nur halbwegs kostendeckenden Slasher blieb der Film von George Mihalka („Lost Girl“) erstaunlicherweise ein Einzelkind, obwohl er am Ende nicht nur nach einer Fortsetzung schreit bzw. irre lacht, er bringt eigentlich alles mit, was ein potenzieller Serientäter haben muss. Allein das Motto, ausgerechnet den Tag der Verliebten in ein blutgetränktes Schlachtfest zu verwandeln birgt Möglichkeiten für eine effektive Dauerschleife, auch der in seinem Auftreten äußerst interessante und in seinem Vorgehen wenig zimperliche Killer hätte mühelos zu einer Spitzhacke-schwingenden, bleiern-röchelnden Ikone ausgebaut werden können. Verwunderlich, dass dies niemals wieder aufgegriffen wurde. Denn sind wir mal ehrlich, viel gehört nicht zu einem brauchbaren Old-School-Slasher, wenn man sich wie hier auf das kleine Einmaleins des Subgenres konzentriert und sich nicht vor dem Auffahren der standesgemäßen Klischees scheut, die letztlich doch einfach dazugehören. Diese bedient „Blutiger Valentinstag“ am laufenden Band, genau genommen etablierte er sie noch ein stückweit mit, so viele Vergleichsmöglichkeiten existierten 1981 ja noch nicht. Ein Festtag, der in der Vergangenheit einer Kleinstadt mit einem dunklen Schandfleck behaftet ist und jetzt wieder gefeiert werden soll, ruft alte Erinnerungen und ganz besonders einen maskierten Schlächter auf den Plan, der sein Werk von einst fortsetzt. Die Zeitzeugen von damals mahnen die unbedarfte Jugend, die pellt sich ein Ei auf die ollen Gruselkamellen und will lieber ein vergnügliches Sauf- und Fickgelage feiern, wo das wohl enden mag?
Während der Heimkehrer schon wütet, das Ganze aber vom verängstigten Bürgermeister und dem ziemlich plan- und hilflosen Gesetzeshüter noch geheim gehalten wird um eine Panik zu vermeiden (wie immer eine völlig sinnlose Maßnahme, die mehr Leben kostet als schützt), balzen die beiden Platzhirsche um das unentschlossene Blondchen und die eigentlich abgesagte Tanzveranstaltung wird in spontaner Eigeninitiative ausgerechnet zum Bergwerk verlegt, wo das Übel einst seinen Ursprung fand. Super Idee, fast so clever wie dann natürlich noch in den Stollen zu gehen, wo der traumatisierte Spielverderber selbstverständlich Heimvorteil genießt und diesen gnadenlos ausnutzt. Genau dann gibt „Blutiger Valentinstag“ mächtig Gas, nutzt sein düster-beklemmendes Setting hervorragend aus und lässt den Gore-Hammer hemmungslos kreisen. Freunde des satten Splattereffekts kommen auch vorher schon auf ihre Kosten, ganz untätig ist der übellaunige Kumpel ja nicht, so richtig aus dem Schuh kommt der Film trotzdem erst in seinem Schlussdrittel, da stimmt es mit Tempo und Atmosphäre. Zuvor kann man sich eventuell an den ziemlich unfähigen Darstellern und der nicht unbedingt auf große Spannung angelegten, schlichten Inszenierung etwas stören, da merkt man schon noch die Qualitätsunterschiede zu den ganz Großen seiner Zunft. Dafür ist der Film in seinem exploitativen, extrem zügellosen Härtegrad auch heute noch eine echte Hausnummer.
Wie hier der Fleischwolf angeworfen wird und jeder Kill mit einem eindeutigen Hoppla-Effekt veredelt wird, ist nicht von schlechten Eltern. Aufgrund dessen seinerzeit mindestens so verstümmelt wie seine Opfer, ist „Blutiger Valentinstag“ definitiv (sogar mehr als es ohnehin immer der Fall ist) nur in der Uncut-Fassung genießbar, da geht ordentlich die Luzi ab und generiert immer noch wüste Schauwerte, die man nicht alle Tage vorgesetzt bekommt. Man könnte diesen Film mühelos als plumpen, maximal mittelmäßigen und relativ unkreativen Low-Budget-Heuler auseinandernehmen. Gerade das macht ihn aber irgendwie charmant. Kein aalglatter, verkniffen auf Ernsthaftigkeit geeichter, steriler Kommerz-Slasher, dem es an eigener Identität fehlt. Hier wird auch mal rumgeblödelt, der Humor funktioniert selten wie gewollt und oftmals nur auf unfreiwilliger Basis, alles wirkt locker aus dem Ärmel geschüttelt und leicht unbeholfen, die Auflösung ist platter Humbug, aber wenn der Film was kann, dann brachial auf die Kacke hauen. Das hat noch diesen wilden, autodidaktischen Charakter und das Herz am rechten Fleck, wenn auch nur das eigene. Schade nur, dass der eigens komponierte Titelsong „The Ballad of Harry Warden“ ausschließlich im Abspann versteckt wird, hätte man ruhig vorher schon einspielen können, wenn sich schon so eine bald unverhältnismäßige Mühe gegeben wurde.
Fazit
Eine herzhafte Slasher-Sause, kompromisslos in ihren Stärken und eindeutig in den Schwächen, was sie nur sympathischer macht. Das ist noch grundehrliche, bodenständige Hausmannskost, grob gehakt statt fein passiert, nur echt mit Stücken drin. Dem nimmt man seine Fehler nicht wirklich krumm, ohne sie komplett ignorieren zu können. Ein Film mit Ecken und Kanten, noch nicht rundgeschliffen und auf seine simple Art äußerst unterhaltsam. Außerdem wissen wir nun, dass man alte Frauen nicht in den Trockner stecken darf, die laufen ein. Allein so was traut sich doch heute kaum noch wer.
Autor: Jacko Kunze