Inhalt
Karen hat einen Diebstahl verbockt, ihr Auftraggeber Eddie ist gar nicht erfreut davon. Also nimmt der mordende Gangsterboss die Frau als Geisel und erpresst so die Hilfe ihres Ex-Freundes Jack, der einst selbst ein erfolgreicher Dieb war. Er soll eine wertvolle Fracht mit Edelsteinen stehlen und macht sich an die Arbeit – mit Erfolg. Doch Eddie denkt gar nicht daran, sich an die Vereinbarung zu halten…
Kritik
„Ich hasse Spielchen! Ich habe sogar die Grundschule geschmissen, weil ich die Pausen nicht ertragen habe.“
Superstar, Frauenmagnet, Actionheld und Box-Office-Phänomen. Diese Auszeichnungen hat Bruce Willis (Last Boy Scout) seit seinem Durchbruch in der US-amerikanischen Fernsehserie Das Model und der Schnüffler über mehr als zwei Dekaden in Ehren gehalten und, zweifelsohne, nicht nur durch seinen ikonischen Auftritt im Stirb langsam-Franchise Filmgeschichte geschrieben: Der markante Charme des Wagehalses mit Naturbadekappe konnte sich als echtes Kassengold vermarkten lassen. Inzwischen aber ebbt das Renommee des in Idar-Oberstein geborenen Willis' zusehends ab und hat seit einigen Jahren im spröden Direct-to-DVD-Morast seinen Tiefpunkt gefunden. Kein Wunder, dass ein Film wie Precious Cargo, der sich in eine Reihe unzähliger gleichgerichteter, für das schnelle Geld produzierter Machwerke gesellt, für die Bruce Willis sich in den letzten Jahren hergegeben hat, wie der nächste Sargnagel im morschen Gehölz einer ehemals schillernden Karriere wirkt.
Dabei hat Willis, auch wenn das Poster etwas anderes suggerieren möchte, natürlich nur eine Screentime von bestenfalls 10 Minuten. In diesem Fall gibt er den durchtriebenen Eddie, Kopf eines Syndikates und zu jeder Schandtat bereit, wenn es darum geht, jede Menge Mammon zu scheffeln. Epizentrum von Precious Cargo hingegen stellt Mark-Paul Gossellaar dar, den man möglicherweise aus New York Cops – NYPD Blue Pitch oder seiner Nebenrolle im gelungenen DTV-Flic Die Entführung von Bus 657 kennen könnte. Gossellaar, der hier als Jack den sogenannten 'Michelangelo der Diebe' verkörpert, ist kein uninteressanter Akteur, sein Spiel erinnert in Sachen Physis und Süffisanz zuweilen an die Auftritte von Ryan Reynolds (Deadpool), selbstverständlich aber ist uninspirierte Schleuderware, wie sie Precious Cargo letzten Endes nun mal darstellt, die falsche Plattform, um glänzen zu können, einen schlechten Job macht der Mann dank schlagkräftiger Argumente jedoch nicht.
Und damit sind nicht nur die Hiebe gemeint, die er den Schergen von Eddie mit auf den Weg ins Nirvana gibt, sondern auch sein loses Mundwerk, welches zuweilen tatsächlich einen Ansatz Frische in das beschränkte Action-Geplänkel implementiert. Beschränkt, weil nicht nur Max Adams (Drehbuchautor bei Die Entführung von Bus 657 und Extraction) in seinem Spielfilmdebüt innerhalb seiner inszenatorischen Kompetenzen wenig Passion aufweist, um Precious Cargo aus dem Einheitsbrei der anonymen Videothekenware zu erheben, sondern natürlich auch, weil sich das Budget in einem äußerst übersichtlichen Rahmen belief: Die im semi-ästhetischen Teal & Orange gehaltenen Action-Sequenzen jedenfalls sehen kaum hochwertiger aus, als die Autobahnkarambolagen in Alarm für Cobra 11. Aus dem DTV-Fundus lassen sich eben seltener kleine Schätze heben, als dass man mal wieder die wenig gefällige Chance erhält, ehemalige Größen im freien Fall zu beklagen.
Fazit
Astreine Konfektionsware aus dem Direct-to-DVD-Sumpf, wie man sie jeden Monat in Hülle und Fülle zu Gesicht bekommt. Bruce Willis sorgt indes weiter dafür, dass sein ehemals großer Name mehr und mehr verdreckt, während Mark-Paul Gossellaar an vorderster Front immerhin erahnen lässt, dass er im Action-Genre nicht gänzlich fehlplatziert ist. Ansonsten bleibt "Precious Cargo" eine dröge, anonyme Veranstaltung, die gerne übergangen werden darf.
Autor: Pascal Reis