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Quelle: themoviedb.org

Verfügbar auf

Netflix

Inhalt

Zur Hochzeit ihrer Schwester reißt Ella mit ihren beiden Kindern von Berlin zurück in die alte Heimat, einem kleinen Kaff in der ostdeutschen Provinz. Dort lebt auch noch ihr Ex-Mann Lukas mit seiner neuen Lebensgefährtin Kim, sowie ihr Vater Eike, der inzwischen jedoch im örtlichen Seniorenheim untergekommen ist. Am Abend der Feier kommt es – scheinbar europaweit – zu einem sonderbaren Phänomen: alle alten Menschen verfallen in eine Art Blutrauch und fallen über die Generationen her, die sie links liegen gelassen haben.

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Quelle: themoviedb.org

Kritik

Ich sehe alte Meschen…

So lobenswert es auf der einen Seite ist, dass Dank des Supports vom Streaming-Giganten Netflix einem einst ganz interessanten Talent des deutschen Independent-Horror eine große Plattform geboten wird, so desillusionierend ist es auch, was am Ende dabei rumkommt. Diesmal möchte man aber die Schuld nun wirklich nicht beim Content-Collector ausmachen, denn die haben den Film letztlich nicht zu verantworten, sondern ihm einfach nur eine Bühne gegeben. Und generell wollen wir das doch. Das deutsches Independent- und Genrekino nicht in einer ungesehenen Ecke vergammelt, sondern eine echte Chance zu Teil wird. Der gebürtiger Münchner Andy Fetscher machte mit dem TV-Film Bukarest Fleisch im Jahr 2007 zum ersten Mal auf sich aufmerksam, in Sachen Spielfilm kam 2011 lediglich der - unter den gegebenen Umständen recht ordentliche - Berlin-Katakomben-Horror Urban Explorer hinzu. Old People ist nun, 11 Jahre später, seine allein aufgrund der Vermarktung locker größte Produktion. Welche eindeutig auch ganz gut aussieht, handwerklich lässt sich diesem zudem ziemlich zünftigen Belagerungs-Schocker wenig vorwerfen. Alles andere ist leider entweder unfreiwillig peinlich bis stellenweise ärgerlich. Insbesondere da mit einer angeblich humanistischen Botschaft hausieren gegangen wird, während tatsächlich überwiegend das Gegenteil als Mechanik Verwendung findet.

Um die Handlung kurz zusammenzufassen: alte Menschen drehen urplötzlich durch und mutieren von gebrechlichen Pflegebedürftigen in plötzlich erstaunlich robuste und überaus bedrohliche Amokläufer, die innerhalb kürzester Zeit alles um sich herum in ein Schlachtfeld von apokalyptischen Ausmaßen verwandeln. Warum ist das so? Weiß man nicht genau. Irgendwo gibt es wohl eine Art Prophezeiung oder Fluch, der eintritt, wenn man die Alten nicht ehrt. Wer kennt sie nicht, die mystischen Geheimnisse der ostdeutschen Ureinwohner von anno ganz lange her? Das hier relativ wenig erklärt wird (gar nicht wäre sogar noch besser gewesen), ist bestimmt nicht das große Problem des Films. Das ist schlicht und einfach seine unglaubliche dämliche Prämisse bzw., wie damit umgegangen wird. Würde man dieser mit Sarkasmus und Ironie begegnen, könnte sie der Stoff für eine smarte Genre-Parodie sein, die tatsächlich als gelungener Kommentar auf den Generationenkonflikt und den Umgang unserer Gesellschaft mit den „nutzlos“ gewordenen Alten funktioniert, denen wir nur allzu gerne die Menschenwürde und Partizipation am sozialen Leben beschneiden.

Stattdessen präsentiert Andy Fetscher seine Kukident-Crazies in bester Night of the Living Dead-Tradition, die in einem bierernst gemeinten Terror-Szenario über ihre Mitmenschen herfallen und sie mit ihren alten Socken totschlagen (kein Witz!). Das kann man genauso wenig ernstnehmen wie die vorher schon absurden Rahmenbedingungen. Wenn ein Altenheim dargestellt wird, als hätte die gesamte Belegschaft (und alle externen Kontrollinstanzen) direkt nach dem Mauerfall rübergemacht und dort in den letzten dreißig Jahren auch niemand mehr einen Handschlag getan, ist das kein Beleg für die aktuell (natürlich vorhandenen) Missstände. Es ist absurder Kokolores, der eher den Anschein erweckt, dass keiner der Beteiligten jemals selbst einen Fuß in so eine Einrichtung gesetzt hat und selbst alles nur aus billigen Genre-Filmen kennen. Die das dann in der Regel aber NICHT ernst meinen, sondern sehr wohl als überzeichnetes Stilmittel verwenden. Old People würde aber gerne ein grimmig-blutiger Seniorenteller MIT mahnend-humanistischer Message sein, die er einem am Ende auch noch völlig abstrus mit der Gehhilfe einprügelt. Begreift aber wohl gar nicht, dass er sich vorher nur zu gerne die Berührungsängste und Befremdung vieler Menschen vor alten Leuten zu Nutze macht und das Bild vom ekeligen, sabbernden und als unangenehm wahrgenommenen Zausel-Greisen als angsteinflößend und abstoßend verwendet. Damit hält er seinem Publikum nicht etwa einen Spiegel vor und entlarvt es seiner eigenen Vorurteile und Intoleranz. Im Gegenteil, er schnürt sie erst fest zusammen und beutet sie auf ganz plumpe, beinah schon menschenverachtende Art und Weise aus, um uns hinterher erzählen zu wollen, wie sehr ihm doch sein Apell von Respekt und sozialer Verantwortung am Herzen liegt. Wer sich da nicht gehörig verarscht fühlt, hat sich wohl noch nie wirkliche Gedanken über den Umgang mit den Ältesten in unserer Gesellschaft gemacht.

Fazit

Eigentlich müsste man über einen Film wie „Old People“ herzhaft lachen können, wenn er nicht so furchtbar ernstgemeint wäre. So überwiegt sogar der Ärger über so viel Doppelmoral und Respektlosigkeit, die man am Ende sogar noch ins Gegenteil verdrehen möchte. Mit einer anderen, satirischen Herangehensweise hätte das sogar richtig viel Potential gehabt, so ist das einfach nur beschämender Quark, den auch sein handwerklich wenigstens beachtliches Knowhow nicht mehr retten kann.

Kritik: Jacko Kunze

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