6.8

MB-Kritik

Freitag der 13. 1980

Mystery, Horror, Thriller

6.8

Betsy Palmer
Adrienne King
Jeannine Taylor
Robbi Morgan
Kevin Bacon
Harry Crosby
Laurie Bartram
Mark Nelson
Peter Brouwer
Rex Everhart
Ronn Carroll
Ron Millkie
Walt Gorney
Willie Adams
Debra S. Hayes
Dorothy Kobs

Inhalt

Ein alter Fluch liegt auf dem friedlichen Sommercamp Crystal Lake. Trotz eindringlicher Warnungen verbringt hier eine Gruppe junger Leute ihre Ferien. Leider bewahrheiten sich die schrecklichen Vorhersagen: Auf unvorstellbare Weise wird einer nach dem anderen ermordet - nur eine überlebt. Sie lüftet das Geheimnis des Crystal Lake. Doch eine letzte Gefahr lauert auf sie...

Kritik

Es ist der feuchte Traum eines jeden brunftigen Adoleszenten: Die Sonne wirft angenehme Strahlen vom höchsten Stand, der Sommer ist in seiner aphrodisierenden Schönheit der wohltuenden Hochstimmung nahe und die jugendliche Meute findet sich zum Feiern, Kiffen und Poppen im idyllischen Camp Crystal Lake zusammen. Nicht nur um die Seele baumeln zu lassen und die unverbrauchten Körper ins kühle Nass zu tauchen, sondern auch um den exzessiven Verlangen des promiskuitiven Hormontaumels nachzugeben. Dem bunten Treiben wird jedoch ein jähes Ende gesetzt, nachdem die ersten dicken Tropfen des roten Lebenssaftes durch die Gräueltaten eines Unbekannten auf den Waldboden klatschten. Geschichte wiederholt sich nicht, möchte man sagen, doch irgendwann kommt der Boomerang zurück und die Fehler der Vergangenheit werden martialisch gesühnt. Das vermeidliche Paradies wird zum bohrenden Alptraum und der unzüchtige Garten Eden konvertiert zur schauderhaften Kulisse des Schreckens. Dem Unterhaltungsfaktor wird dabei allerdings keine Barriere in den Weg gelegt.

Der Blick auf den filmischen Kalender verheißt nichts gutes: „Freitag, der 13.“, zum allerersten Mal. Und der heutige Meilenstein unter den Slashern hat nur Marginalien seiner qualitativen Beschaffenheit einbüßen müssen. Ungebundene Innovationsvielfalt kann man Victor Miller und seinem Drehbuch zu „Freitag, der 13.“ nicht nachsagen. Das könnte man dem unlängst zum Klassiker avancierten Slitzer-Urgestein nun zwar durchaus als Manko ankreiden, doch damit würde man sowohl der Arbeit Millers, als auch der Inszenierung von Sean S. Cunningham überaus unilateral entgegenwirken. Beide wollten sie „Freitag, der 13.“ schließlich in keinem Augenblick unter der heuchlerischen Maskierung der eigenständigen Individualität versilbern, sondern tragen ihre (audiovisuellen) Anleihen und Referenzen ohne jede Zaghaftigkeit offen aus. Das „Freitag, der 13.“ in seinem – aus heutiger Sicht – abgegriffenen Genre-Kosmos so außerordentlich gut funktioniert, liegt vor allem am symptomatischen (Roh-)Charme der Umsetzung, die aus ihrer formalen Begrenzung und der inhaltlichen Schlichtheit eben doch einen beachtlichen Radius an atmosphärischer Spannweite generiert.

Dass der Franchise-Startschuss mit darauffolgender Endlosschleife noch ohne Jason Vorhees, seine eigentliche Horror-Ikone mit Machete und Eishockeymaske, auskommt, ist nur ein kleiner, feiner Nutzeffekt, der den kenntnisarmen Betrachter das Miträtseln wenigstens ein Stück weit ermöglicht – Die Auslösung jedenfalls verkommt zu einem Wechselbad aus gekonnter Anspannung (motivischer Kontext) und amüsierender Überzogenheit (überkandideltes Spiel des Verantwortlichen – nicht umsonst für eine Goldene Himbeere nominiert). Was bleibt, ist das organische Fundament der Einfachheit; bestückt mit dünnen (Story-)Komponenten, die man heute berechtigterweise als Klischees abstempeln darf. Harry Manfredinis zuweilen an „Psycho“ orientierter Score besitzt zu dem noch den echten Symbolcharakter der lauernden Bedrohung und kann im Zusammenspiel mit den unheimlichen Point-of-View-Einstellungen sowie den ordentlich blutrünstigen Kills seine erhoffte Wirkung in Sachen Unbehagen durchaus entfachen, auch wenn dem ausgedehnten Showdown etwas der Saft abgeht. „Freitag, der 13.“ bleibt ein großartiger Horror-Film und ein in seinem rustikalen Minimalismus noch besserer Slasher.

Fazit

Sorgsamer (!) Minimalismus à la „Halloween – Die Nacht des Grauens“ bekommt man hier nicht geboten, eher artikuliert sich „Freitag, der 13.“ als klobiger Spross der Slasher-Gefolgschaft, der sein Ziel – im Gegensatz zu unzähligen Nachkömmlingen – mehr als zufriedenstellend erreicht.

Autor: Pascal Reis
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