6.3

MB-Kritik

Magic, Magic 2013

Horror, Drama, Thriller

6.3

Michael Cera
Juno Temple
Emily Browning
Catalina Sandino Moreno
Agustín Silva
Luis Dubó
Roxana Naranjo
Lorenza Aillpan
John Carlos Huenchuano
Rayén Aliquintuy
J.P. Serret

Inhalt

Die fragile US-Amerikanerin Alicia (Juno Temple) hat zum ersten Mal ihr Heimatland verlassen – um ihre Cousine Sara (Emily Browning) zu besuchen, die derzeit in Chile studiert. Als sie eintrifft, erfährt sie, dass sie sich mit Sara auf eine 12-Stunden-Fahrt in eine Hütte im südlichen Hinterland begeben wird. Auch Saras Freund Agustín (Agustín Silva) sowie dessen Schwester Bárbara (Catalina Sandino Moreno) und der exzentrische Brink (Michael Cera) nehmen an dem Trip teil. Als Sara einen Anruf erhält, muss sie (angeblich) zur Universität zurückkehren, um eine Klausur zu schreiben. Alicia fühlt sich in Gesellschaft der anderen ziemlich unwohl; insbesondere Brink verschreckt sie durch seine aufdringliche Art. Angst und Schlaflosigkeit führen bald zu einer Katastrophe…

Kritik

Magic, Magic“ ist kein klassischer Horrorfilm – erzählt aber vom ultimativen Horror: dem allmählichen Verlust des Verstandes (am denkbar ungünstigsten Ort, umgeben von den denkbar verständnislosesten Leuten). Als Psychogramm mit Thriller- und Melodram-Elementen erinnert das Werk von Sebastián Silva an Roman Polanskis Meisterstück „Ekel“ (1965) sowie an John Hancocks wirkungsvollen Grusler „Let’s Scare Jessica to Death“ aus dem Jahre 1971. Gewiss nicht die schlechtesten Vorbilder! Und tatsächlich gelingt es hier, ein ebenso beständiges Gefühl von Bedrohung zu erzeugen, wie es einst bei Polanski und Hancock zu spüren war.

Die zunehmend derangiert auftretende Juno Temple („Kaboom“) gibt die junge Frau in Nöten nicht durchgängig als Sympathieträgerin, sondern spielt auch das Enervierende der Rolle aus. Im Spannungsfeld zwischen Wahn und Wirklichkeit liefert sie eine eindrückliche Leistung. Während Emily Browning und Agustín Silva als semi-nettes Paar und Catalina Sandino Moreno als entnervt-unfreundlicher Ich-Mensch recht blass bleiben, ist Michael Cera („Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt“) eine Wucht: Wie schon in Sebastián Silvas Vorgänger „Crystal Fairy“ ist Cera gegen sein Image als liebenswerter Geek besetzt – und hat augenscheinlich viel Spaß daran, sich ganz und gar unverschämt zu benehmen und sich von seiner garstigsten Seite zu präsentieren. Mit Blicken, Gesten und fiesen Sprüchen treibt er in seiner Rolle die verunsicherte Alicia zur Verzweiflung. Pretty creepy

Streckenweise ist der Film eine äußerst präzise Studie über Gruppendynamiken, Mobbing und die systematische Zerstörung eines Menschen. Das Thema wird bis zur letzten Konsequenz ausgelotet – wobei Beginn und Mittelteil überzeugender ausfallen als der Schlussakt, in welchem „Magic, Magic“ ein wenig zu sehr ins Bizarre abdriftet. Durchweg großartig sind indes die Bilder, die der Kameramann Christopher Doyle („In the Mood for Love – Der Klang der Liebe“) für Alicias Leidensweg findet – und die dazu beitragen, dass sich die Hysterie der (Anti-)Heldin auf den Zuschauer überträgt.

Fazit

Man könnte „Magic, Magic“ als filmgewordenes Panikgefühl beschreiben. Sebastián Silva erzählt hier von diffusen Ängsten und zwischenmenschlichem Terror; Juno Temple und Michael Cera lassen in ihren schwierigen Parts Talent und Hingabe erkennen.

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