Inhalt
Zora erfährt von ihrer Mutter Sarah, daß sie nicht, wie bislang angenommen, die Tochter des Ex-Ehemannes von Sarah ist, sondern mittels einer Spende aus einer Samenbank gezeugt wurde. Zora bringt den Namen des "Vaters" in Erfahrung und sucht ihn auf: Zu ihrem Entsetzen stellt Zora fest, daß Halbert Jackson ein Gebrauchtwagenverkäufer ist - und obendrein weiß ist. Mutter Sarah ist aufgebracht, doch nach ersten Streits mit dem Redneck Halbert entdeckt sie, daß er gar nicht so schlimm ist, wie sie zunächst geglaubt hat.
Kritik
Niemand kann ihr etwas anhaben: Wenn sich Sarah Mathews (Whoopi Goldberg, Ghost – Nachricht von Sam) auf ihr Fahrrad schwingt, um sich auf den Weg zu ihrem Laden African Queen zu machen, dann radelt sie wie ganz selbstverständlich geradewegs in den Gegenverkehr hinein. Überfüllte Bürgersteige werden aufgescheucht, Straßen werden blindlings überquert, lautstarke Beschwerden durch die aufgedrehten Kopfhörer in ihren Ohren mit wohlwollender Leichtigkeit überhört. Wenn jemand zu bremsen hat, dann sicherlich nicht Sarah, sondern die Autofahrer. So sieht's mal aus! Diese Exposition von Made in America ist natürlich programmatischer Natur, weil sich im Verlauf der Handlung eigentlich alles darum dreht, wie diese augenscheinlich unerschütterliche Frau im Verlauf der Handlung genau diese Souveränität ablegt und in ihrer neuen Verletzlichkeit nicht nur Schwächen, sondern auch einen Gewinn erkennen darf. Eigentlich.
Die Komödie von Richard Benjamin (Geschenkt ist noch zu teuer) allerdings hat mit der obligatorischen Krankheit vieler Komödien zu ringen: Der Film ist sich seinem inhaltlichen Potenzial zu keiner Zeit wirklich bewusst. Das fängt bereits damit an, dass der Titel, Made in America, in keinerlei nachvollziehbarem Verhältnis zum Geschehen steht. Sarah beschreibt sich selber zwar als urbane Buschfrau und trägt in ihrem Alltag einige Rassismen mit sich herum, um ethnische Zugehörigkeit und nationale Befindlichkeit jedoch macht die Geschichte einen weitestgehend großen Bogen. Dass die Prämisse durchaus die Möglichkeiten in sich trug, kulturelle Konflikte anzusprechen, um diese dann mit Anleihen an das klassische Screwball-Genre spielerisch anzugehen, steht außer Frage. Regisseur Richard Benjamin schwebte hier aber das brave, massenkompatible und damit konfektionierte Comedy-Kino vor.
Dass Made in America über seine etwas mehr als 90-minütige Laufzeit aber nicht verärgert, liegt an seinen durchaus gut aufgelegten Hauptdarstellern. Whoopi Goldberg darf sich erneut von ihrer renitenten Seite zeigen und regelrecht vom Glauben abfallen, wenn sie von der Nachricht eingeholt wird, dass der Vater ihrer Tochter Zora (Nia Long, Big Mamas Haus) kein intelligenter Afroamerikaner, sondern ein weißer Gebrauchtwagenhändler namens Hal (Ted Danson, Cheers) ist, der mit der Marlboro im Mundwinkel, dem Cowboyhut und -Stiefeln genau das Amerika repräsentiert, welches Sarah eigentlich von Grund auf ablehnt. Eigentlich. Am Ende ist Made in America natürlich harmoniesüchtige und mutlose Unterhaltung, die sich vor allem für die Wiederherstellung des Familiensegens interessiert. Das darf man prüde und rückständig empfinden, die emotionale Annäherung der Protagonisten aber bleibt dank gelungener Performances immerhin glaubwürdig.
Fazit
Inhaltlich weiß "Made in America" wenig aus seinen angeschnittenen Themen herauszuholen, was den Titel des Films auch in ein fragwürdiges Licht stellt – denn genau an dieser Stelle hat die Komödie nichts zu erzählen. Ansonsten kann sich Richard Benjamin zwar auf gute Darsteller verlassen, im Großen und Ganzen aber bleibt "Made in America" zu bieder und harmoniesüchtig, als dass er eine Zweitsichtung rechtfertigen könnte.
Autor: Pascal Reis