Inhalt
Auf der Flucht vor ihrer Vergangenheit hat es Margaret in die schillernde Metropole Tokio verschlagen. Während sie tagsüber als Englischlehrerin in einer Ausbildungsstätte für Flugbegleiterinnen arbeitet, verbringt sie die Nächte mit Freunden in ihrer Lieblingsbar. In der Anonymität der Großstadt versucht sie, ihr Verlangen durch bedeutungslose Sexabenteuer mit wildfremden Männern in Stundenhotels zu befriedigen. Als sie den verführerischen, aber unnahbaren Yakuza Kazu kennenlernt, verliebt sie sich Hals über Kopf in ihn – obwohl sie weiß, dass er einer anderen versprochen ist. Seine Zurückweisung katapultiert sie noch tiefer in den zerstörerischen Strudel aus Alkoholexzessen, flüchtigem Sex und Einsamkeit.
Kritik
Lost Girls and Love Hotels gehört zu den Filmen, die zu jeder Zeit das merkwürdige Gefühl heraufbeschwören, den Zuschauer auf Tuchfühlung mit der Vision des Regisseurs geraten zu lassen. Problematisch daran ist nur, dass es William Olsson (An American Affair) über mehr als 90 Minuten nicht gelingt, seinen inhaltlich Standpunkt filmisch zu untermauern. Im Zentrum der Geschichte steht Margaret (Alexandra Daddario, We Summon the Darkness), die ihre Heimat verlassen hat, um in der japanischen Metropole Tokio einen neuen Anfang zu finden. Die junge Frau allerdings befindet sich auf der Flucht: Sie möchte ihrer Vergangenheit entkommen, leidet aber permanent unter den Dämonen dieser Zeit. Warum, lässt Lost Girls and Love Hotels über seine gesamte Laufzeit offen. Interessant(er) wird ihre Figur dadurch aber definitiv nicht.
Dass Lost Girls and Love Hotels oftmals als eine Mischung aus Lost in Translation und Fifty Shades of Grey beschrieben wird, ist dabei gar nicht so daneben. Wie schon Sofia Coppola in ihrem Oscar-prämierten Meisterwerk aus dem Jahre 2003, versucht sich William Olsson daran, die urbane Anonymität des stetig pulsierenden Tokios zu nutzen, um eine Frau auf der Suche nach sich selbst zu begleiten. Ihre Mittel, um noch irgendwie einen Sinn in ihrem Dasein zu kennen, sind dabei selbstzerstörerischer Natur: Von diversen Männern lässt sie sich auf Hotelzimmer begleiten, um ihrem Körper sadomasochistischen Sexualpraktiken hinzugeben. Wo Schmerz ist, da muss auch noch Leben sein, oder? Lost Girls and Love Hotels aber besitzt zu keiner Zeit die zwischenmenschliche Weitsicht eines Lost in Translation.
Und was die Freizügigkeit angeht, veweilt der Film sogar noch unter dem eh schon hochgradig biederen Niveau der Fifty Shades of Grey-Hausfrauenschinken. Dementsprechend halbgar und reizlos erweist sich die Seherfahrung, die William Olsson seinem Publikum hier zumutet. Im Endeffekt nämlich ist Lost Girls and Love Hotels eine plumpe Aneinanderung von Plattitüden und Allgemeinplätzen: Ein vom Vergangenen gezeichnete Frau muss sich verlieren, um zurück zu sich zu finden. Olsson übernimmt nie etwas, um seiner Geschichte (respektive seiner Protagonistin) einen Funken Dreidimensionalität einzuverleiben. Die Leerstellen, die Lost Girls and Love Hotels forciert, erschaffen keine einnehmende Mysteriösität, sondern verweisen vielmehr darauf, dass der Film keinen Plan hat, in welche Richtung er sich eigentlich entwickeln möchte. Als zusätzlich hinderlich erweist sich dabei natürlich auch der Umstand, dass Alexandra Daddario einfach keine gute Schauspielerin ist.
Fazit
Hohl und reizlos. "Lost Girls and Love Hotels" möchte eine entschleunigt-enigmatische Tour de Force durch die Abgründe Tokios (und damit auch die Abgründe einer jungen Frau auf der Flucht vor sich selbst) sein, versackt letztlich aber ausschließlich in Allgemeinplätzen. Alexandra Daddario beweist hier ein weiteres Mal, dass sie keine gute Schauspielerin ist, während Regissur William Olsson in seiner planlosen Mischung aus "Lost and Translation" und "Fifty Shades of Grey" weder das Zwischenmenschliche, noch das Sexuelle beherrscht.
Autor: Pascal Reis