Inhalt
Die 18-jährige Maria hat es nicht leicht. In der Schule wird sie von ihren Mitschülern gemobbt, und auch zu Hause fühlt sie sich von ihren Eltern nicht verstanden. Eines Tages entdeckt sie in ihrem Spiegelbild ihre Zwillingsschwester, die bei ihrer gemeinsamen Geburt gestorben war. Sie kennt all die Geheimnisse, Ängste und Sorgen von Maria und ist zunächst ein guter Ansprechpartner für sie. Nach und nach möchte der Zwilling jedoch die Probleme selbst in die Hand nehmen und die Kontrolle übernehmen. Maria ist einverstanden und so wechseln sie die Seiten. Plötzlich ist Maria gefangen im Spiegel und ihr Gegenstück macht sich auf, sich an all den Menschen in Marias Umgebung zu rächen.
Kritik
Mit zwei Embryonen, die sich im Ultraschallbild unruhig hin und her winden, gibt der Horror-Thriller Look Away eigentlich schon in der ersten Szene sein später enthülltes Geheimnis preis. Bevor es aber soweit ist, lernen wir mit Maria (India Eisley, Underworld Awakening) die introvertierte junge Hauptfigur des Films kennen, die als Einzelkind (aha!) unter diversen Problemen leidet. Sie hat keine Freunde, wird von Mitschülern auf fiese Art ausgegrenzt und sie findet keinen Zugang zu ihren Eltern. Mit der Thematisierung von Einsamkeit und Mobbing startet der von Assaf Bernstein (The Dept) gedrehte Film gar nicht uninteressant, die Gefühlslage des jungen Mädchens spiegelt sich auch passend in den tristen, kühl eingefangenen Bildern wider.
Wenn sich dann auch noch ihr Spiegelbild verselbstständigt, womit sich der Film ein klein wenig ins Horrorgenre bewegt, wird der Film thematisch auch um eine mögliche Schizophrenie bereichert. Doch Look Away behandelt all das nur beiläufig, in die Tiefe geht er dabei nie. Viel mehr ist er daran interessiert, seine Hauptdarstellerin voyeuristisch mit der Kamera zu beobachten, wenn sie mehrmals blank zieht. Sicherlich gehört auch die sexuelle Selbstfindung zum Erwachsenwerden des jungen Mädchens hinzu, verstärkt durch den Tausch mit ihrem Alter Ego aus dem Spiegel, es wirkt jedoch arg aufgesetzt.
Sobald Airam, so der Name ihres bösen Spiegelbilds, die Kontrolle übernimmt, beginnt der Rachefeldzug unserer Hauptfigur. Besaß sie zuvor zumindest einen Hauch an Sympathie, ist diese spätestens jetzt gänzlich verloren gegangen. Viel mehr verhält sich das Bad Girl wie ein verzogenes Miststück, das nun auch Menschen bestraft, die es gar nicht verdient haben. Ernst nehmen kann man Look Away nun nur noch schwerlich, immer wieder ertappt man sich in unfreiwillig komischen Situationen mit Fremdschämcharakter.
Damit verspielt der Film nicht nur seine Chance, mit seinen schweren Themenkomplexen sinnvoll umzugehen und dadurch an Relevanz zu gewinnen, sondern auch in irgendeiner Weise unterhaltsam zu sein. Für einen Thriller fehlt es an Spannung, für einen Horrorfilm an Schockern, für ein Drama an Tiefe und Gefühl. Look Away tastet sich überall ein wenig heran, macht davon aber nichts wirklich gut. Und wenn es schließlich zum lange im Voraus vorhergesehenen Schluss kommt, ist der Film auch schnell wieder vergessen. Hätte man den Titel doch nur wortwörtlich als Aufforderung verstanden.
Fazit
Zahmer Horror-Thriller, der mit seinen nicht gänzlich uninteressanten Ideen nicht viel anzufangen weiß und gleichzeitig auf Unterhaltungsebene versagt.
Autor: Sebastian Stumbek