Inhalt
Eine britische Raummission zur Erforschung des Halley’schen Kometen entdeckt in seinem Schweif ein geheimnisvolles Flugobjekt. An Bord findet die Crew neben einigen Leichen zwei Männer und eine verführerische Frau im Tiefschlaf. Sie beginnen mit der Bergung und lösen damit eine Katastrophe aus, denn als das Raumschiff auf der Erde landet, ist es ausgebrannt und die Besatzung bis auf Kommandant Carlson tot. Die drei Passagiere stürzen als blutsaugende Aliens London in ein apokalyptisches Chaos…
Kritik
Zum Video-Kultklassiker avanciertes Science-Fiction-Horror-Allerlei aus dem guten Hause CANNON und Beginn der drei Filme umfassenden Zusammenarbeit des Rabatz-Studios mit Regisseur Tobe Hooper (Blutgericht in Texas), im darauffolgenden Jahr vollendet durch das Remake Invasion vom Mars und natürlich The Texas Chainsaw Massacre 2. Nach seinem einmaligen Ausflug mit Poltergeist in das Haifischbecken der Großstudio-Produktionen war der gute Mann vielleicht so desillusioniert über die dort herrschenden Hierarchien und mangelnden, künstlerischen Freiheiten, dass er sich lieber wieder eine Stufe darunter positionierte. Offenbar mit hohen Ambitionen ausgestattet wurde gleich noch Dan O’Bannon – Autor von Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt – mit an Bord geholt und die von Henry Mancini komponierte Musik wurde vom London Symphony Orchestra eingespielt. Der Angriff auf die Erde und die Kinokassen mögen beginnen.
Nackte Weltraum Vampire in gläsernen Särgen werden in einem phallisch anmutenden Raumschiff entdeckt, welches im Halley’schen Kometen steckt. Um nicht zu sagen, in ihn eingedrungen ist. Sexuell bereits hier merkwürdig aufgeladen zieht und steigert sich dies durch den gesamten Film. Speziell die in der ersten Hälfte ausschließlich im Eva-Kostüm präsentierte Mathilda May (Der Schakal) erfüllt die CANNON-Checkliste für nackte Haut komplett im Alleingang. Vampire ist vielleicht nicht die ganz korrekte Bezeichnung für die Kreaturen in verführerisch-makelloser, menschlicher Gestalt. Es ist die erste, naheliegende Assoziation, nicht nur wegen ihrer Sarg-ähnlichen „Frischhalteboxen“. Auch sie ernähren sich durch das Aussaugen ihrer Opfer, wenn sie es jedoch nicht auf Blut, sondern deren Lebensenergie abgesehen haben. Hinterlassen leere, ausgetrocknete Hüllen, die nach kurzer Totenstarre plötzlich wieder auferstehen, um sich selbst mit dem dringend benötigten Lebenselixier zu versorgen. Was natürlich einer Epidemie gleichkommt, wenn nicht rechtzeitig gestoppt.
Erinnern die ersten Szenen im Weltall tatsächlich noch stark an die Alien-Reihe (auch von der Musik), verwandelt sich Lifeforce – Die tödliche Bedrohung unmittelbar nach Ankunft auf der Erde in einen sich immer wieder veränderndes bzw. immer wieder irgendwas addierendes Best-of aus allem, was das Genre so hergibt. Dem Vampir-Kontext wird später ein ganz konkreter Bezug gegeben, mit sogar eindeutige Parallelen zur klassischen Dracula-Geschichte, wie der mentalen Verbundenheit der Herrin mit ihrem Auserwählten oder einer Van Helsing-ähnlichen Figur. Klar handelt es sich aber um eine außerirdische Invasion, bei der die Eindringlinge auf einmal auch fremde Körper in Besitz nehmen können (Die Dämonischen und all ihre Ableger lassen grüßen) und am Ende sich gar alles in ein Romero’sches Zombie-Spektakel verwandelt, das London in einen chaotisch-apokalyptisches Massengrab verwandelt. Da ist wirklich dauernd was los und auch immer mal wieder was anderes, so dass es beinah bewundernswert wäre, wie sehr unsere überrumpelten Helden trotz dieses Durcheinanders sich blitzschnell auf die neuen Gegebenheiten einstellen und irgendwie spontan immer die richtige Theorie haben, was denn nun schon wieder los ist und wie man dem begegnet. Beinah bewundernswert, wenn man den Film denn auch nur eine Sekunde ernst nehmen könnte.
Lifeforce – Die tödliche Bedrohung ist trotz seines hohen Unterhaltungswertes, seines rasanten Tempos und seiner verhältnismäßig sehr aufwändigen Inszenierung (gerade die Effekte sind für Zeit und Umstände zum Teil grandios) bei aller Liebe nichts anderes als Sci-Fi-Horror-Quatsch mit ganz viel Soße. Hier wird in vielen Dingen einfach maßlos übertrieben und der konfuse Ablauf mit einigen herrlich- absurden Momenten verfeinert. Spitzenmäßig, wie Hauptdarsteller Steve Railsback (Der lange Tod des Stuntmans Cameron) – der seine Zurechnungsfähigkeit scheinbar direkt im Orbit gelassen hat – irgendwann von allen guten Geistern verlassen, alles und jeden nur noch hysterisch anschreit und sich wild durch die Gegend ohrfeigt im Dienste der Menschheit. Die Dialoge erreichen manchmal unfreiwillige Comedy-Qualitäten, aber das unterstützt den Entertainment-Faktor nur, anstatt ihm ernsthaft zu schaden. Der Film stellt ab einem gewissen Punkt auf Dauerfeuer und kennt nur noch geradeaus. Dafür über weite Strecken bemerkenswert gut gemacht, irre charmant und in seinem größenwahnsinnigen Unfug einfach die Reise wert. Muss man natürlich mögen so was…aber wie könnte man das nicht?
Fazit
Einer der schönsten CANNON-Filme. Trash, aber mit viel Aufriss, guter Handwerkskunst und zahllosen Versatzstücken aus allem was der Genre-Fan kennt und liebt. Kulminierend in einem mordsmäßigen Tohuwabohu, in dem sich die Ereignisse, die Synapsen und der gesunde Menschenverstand überschlagen und verknoten bis zum Anschlag. Duffte Nummer!
Autor: Jacko Kunze