Inhalt
Dem Versprechen seiner sterbenden Mutter gegenüber folgend, macht sich der junge Charlie Countryman auf ins rumänische Bukarest, nicht ahnend, dass ihm der Tod bereits ins Flugzeug gefolgt ist. Erst stirbt sein Sitznachbar, dann soll er dessen Tochter Gabi eine Nachricht überbringen und schließlich stellt sich ihr Ex Nigel als psychopathischer Killer heraus. Er muss einen brutalen Fiebertraum aus Sex, Drogen und Gewalt überstehen, um schließlich dem Tod selbst ins Auge zu sehen.
Kritik
Bukarest oder Budapest: Für manch einen scheint diese Entscheidung ein leichtes zu sein, sind doch immerhin beide Städte mit einem recht romantischen Flair behaftet sowie vielen Traditionen, doch für Charlie Countryman, wird es die Reise seines Lebens. Und gerade daher ist der neue Film von Regisseur und Werbefilmer Fredrik Bond auf jeden Fall einen Blick wert: Denn hier gibt es nicht nur einen ungleichen Trip zu bestaunen, sondern auch tiefe philosophische Verankerung, welche gepaart mit der unglaublich schönen wie surrealen Inszenierungen einen wahren Reigen ergibt. Doch was ist "Lang lebe Charlie Countryman" (ab dem 20.02. bei uns auf DVD/BD erhältlich) überhaupt? Ein düsterer Gangsterfilm, eine lockere Komödie mit Drogenelementen, ein spiritueller Trip in sich selbst oder gar ein Märchen? Fest steht, es wird ein Film, der einen nicht so schnell loslässt.
Dieses liegt unter anderem an der mehr als grandiosen Leistung (die beste seiner Karriere bislang) von Hauptdarsteller Shia LaBeouf. So viele negative Schlagzeilen wie der ungewöhnliche Darsteller und Haudrauf-Junge aus Hollywood in letzter Zeit auch produzieren konnte, eines bleibt hier sichtbar: Er ist auch ein begnadeter Charakterdarsteller. Und gerade hierfür wurde LaBeouf belächelt, als er ankündigte sich für eine Zeitlang dem Indie-Film zu widmen. Doch während bereits das historische Gangster-Epos "Lawless" beweisen konnte, dass sich LaBeouf dieser Aufgabe durchaus stellen kann, zimmert er nun mit "Charlie Countryman" ein regelrechtes Denkmal seiner Leistung. Doch nicht nur dies macht den Film von Regisseur und Newcomer Fredrik Bond, nach einem Drehbuch von Matt Drake, zu einem sichtlichen Genuss. Denn während sich brutale wie stilistisch höchst ansehnliche Szenen immer wieder abwechseln, kann vor allem der Soundtrack von Künstlern wie Moby, The XX oder M83, ein immer wieder kurzzeitiges Meisterwerk hervorbringen.
Letztlich reicht dies aber aufgrund der recht inkohärenten Geschichte nicht, den Film über die Masse anderer experimenteller Gangster-Filme hinaus zu bringen. So ist oftmals der Clou vorhersehbar, die Reise in die vermeintlich falsche Stadt nicht immer durchgehend spannend und gerade die düstere Gangster-Story nicht immer frei von Fehlern. Doch während die Geschichte sehr oft auf klare Konventionen setzt und auch gerne einmal coole Genre-Werke zitiert, zerrt "Charlie Countryman" dennoch von seiner unheimlich dichten wie soghaften Inszenierung. So schafft es Regisseur Bond, gerade zum Finale hin, den Zuschauer regelrecht in den Sessel zu zerren. Musik, Darsteller, Stimmung, Brutalität sowie die Dramaturgie, entfesseln kurzerhand einen künstlerisches Fest, das ein wahres Inszenierungsfeuer loslässt.
Doch vor allem seinen Darstellern ist es geschuldet, dass dem Film von Regisseur Fredrik Bond gerne kleine Ungereimtheiten in Erzählung sowie Geschichte verziehen werden. Denn gerade Shia LaBeouf kann sich gekonnt von seinem bisherigen Image lösen und offenbart sich als schmieriger, langhaariger wie schwitzender Reisender, der stets auf der Suche nach sich selbst ist. Egal ob blutend, verzweifelnd, lachend, im Drogenrausch oder schlichtweg voll Panik und Angst. Dieses Facettenreichtum möge Kritiker auf lange Zeit verstummen lassen. Doch nicht nur LaBeouf kann überzeugen: So liefert Mads Mikkelsen abermals eine gekonnte Darbietung als Bösewicht ab, die erneut zeigt, warum der Däne aktuell zur Weltspitze gehört. Ein recht selbstironischer aber dafür auch blasser Til Schweiger, ein bemühter (aufgrund seiner kleinen Rolle) wie durchgeknallter Rupert Grint sowie die schöne wie herzerwärmende Evan Rachel Wood, runden den Cast schließlich gelungen ab.
Fazit
"Charlie Countryman" ist ein atmosphärisches, wildes, optisch teils perfektes wie eindringliches Werk, voller Suche, Schmerz, Abschied, Liebe sowie eben einem Bukarest, dass jeder Zeit eine Reise wert ist. Und vor allem Transformers-Boy Shia LaBeouf kann sich hier gekonnt von seinem Image trennen und die wohl beste Leistung seiner Karriere abliefern. Somit ist der Film von Regisseur Fredrik Bond eine Achterbahnfahrt in den Untergrund, die man so schnell nicht vergisst.
Autor: Thomas Repenning