Inhalt
Frisch aus dem Gefängnis entlassen versucht Margaret einen Neuanfang. Ihre Bewährungshelferin vermittelt ihr ein Zimmer im Haus der Witwe Grant. Doch bereits nach kurzer Zeit häufen sich merkwürdige Ereignisse: Wiederkehrende, erschreckend reale Albträume, ein mysteriöser Blutfleck auf dem Boden und ein fragwürdiger Selbstmord. Margaret glaubt schnell, dass etwas nicht stimmt und forscht auf eigene Faust nach. Offenbar war sie nicht das erste Mädchen, für das Zimmer 2A zur Endstation wurde…
Kritik
Wer sich noch nie mit dem Phänomen Giallo befasst hat, dürfte sich wahrscheinlich ab und an verwundert die Augen reiben, was für objektiv betrachtet sonderbare Exemplare der Gattung Film in Fankreisen gefeiert bis verehrt werden. Kaum ein inoffizielles Sub-Genre ist so speziell und konnte deshalb einen so einzigartigen Reiz entwickeln. Pulpige, gerne auch lüsterne Krimi, Thriller bis Horrorfilme, in deren Spannweite zwischen cineastischer Brillanz bis hin zum absolutem Schrott nahezu alles vertreten war – manchmal lagen sogar nur Wimpernschläge dazwischen, denn von dem Einen zu viel, von dem Anderen zu wenig, schon wurde aus Kunst Müll. Dieses Luxus-Problem stellt sich bei Das Haus der Angst a.k.a. La casa della paura a.k.a. The Girl in Room 2a schon mal nicht. Denn das ist eines der beinah schon exotischen Beispiele, das in absolut jeder Beziehung schlicht und ergreifend nur beschissen ist. So stark, dass er ab und an noch für ein sportliches Kopfschütteln sorgt, aber auch nicht dämlich oder unverfroren genug, als das er wieder echten Spaß generieren würde. Genau das was hier dargeboten wird, sollte ein Giallo nie sein. Zu eindeutig miserabel, zweifelsfrei völlig untalentiert und dabei auch noch kaum unterhaltsam.
Schon beim Regisseur fängt das Paradoxon an, das Das Haus der Angst als einen der wenigen, wirklich schlechten Gialli der ersten Hälfte der 70er outet. Normalerweise schmückten sich viele italienische Regisseure (oder Darsteller) mit amerikanischen Pseudonymen, um sich eine bessere Chance auf dem internationalen Markt auszurechnen. Der hier aktive William Rose heißt tatsächlich so und ist sogar gebürtiger New Yorker. Warum zum Teufel dreht der nun in Italien einen Giallo? Nun, vermutlich da er mit schlüpfrigen Nackedei-Nummern wie 50,000 B.C. (Before Clothing) oder Professor Lust und seine Vögelein - allein diese Titel sind schon preisverdächtig – in der Heimat nicht wirklich groß rauskam und sich überlegte, wo kann man mit nackter Haut und absurden Geschichten zum echten Star werden? Si, bella italia. Muss du halt in einen Thriller um verstörte, bedrohte Damen in Not verpacken. Und wenn man schon nach „den Sternen greift“, keine halben Sachen. Versuchen wir uns gleich an paranoidem Suspense mit Gothic-Horror-Anleihen, da ist alles dabei. Kann nur gelingen, für den Giallo reicht das allemal. Ähm…falsch!
Das Haus der Angst beginnt mit einer relativ drastischen, aber bereits jetzt so schäbig inszenierten Blut-und-Titten-Sequenz, da ahnt man bereits Böses. Dahingehend werden keine falschen Versprechungen gemacht, außer dass das vorgelegte Tempo nicht mal ansatzweise gehalten wird. Offenbar meint man wirklich, die Geschichte der frisch aus der Haft entlassenen Margaret (Daniela Giordano, Blutiger Freitag), die das scheinbar verfluchte Zimmer 2a im Hause der Beruhigungsmittel-kippenden Witwe Grant bezieht und danach von maskierten Butzemännern heimgesucht wird, wäre ernsthaft aufregend oder wenigstens nur halbwegs anständig vorgetragen. Der gesamte Film ist ähnlich potthässlich wie die schauderhafte Blümchentapete in besagter Kammer des Schreckens. Der Plot, er ist beim Giallo traditionell das schlecht behandelte Stiefkind, Präsentation und Stimmung müssen es oft richten. Beides wird hier nur hingerichtet. Sieht aus wie der Fußabtreter vorm Heizungskeller und besitzt die Atmosphäre von Onkel Dieters vergilbter Dia-Show, in die sich ab und zu mal eine „versehentliche“ Nacktaufnahme vom FKK-Strand verirrt. Giallo-Ikone Rosalba Neri (Das Auge des Bösen) bekommt hier eine extrem glaubwürdige Rolle als seriöse Sozialarbeiterin zugeschanzt – quasi so, als wenn Micaela Schäfer UN-Genrealsekräterin wäre -, sonst werden jedwede Spannungs-Anflüge billig verhunzt und als Highlight versohlen Mitglieder der Sekte der roten Kapuzen-Popo-Peitschen einigen Dirnen den Intimbereich. Am Ende zufällig etwas Gore, weil vorher vergessen und ein Twist aus dem Toiletten-Geschäft. Grüße an Anchorman – Die Legende von Ron Burgundy.
Fazit
Ganz sich einer der miesesten Gialli. Entstanden in einem Zeitraum, als echte Meisterwerke wie „Das Parfüm der Dame in Schwarz“ oder „Profondo Rosso – Die Farbe des Todes“ zu den Speerspitzen des Sub-Genres wurden. Besitzt rein gar keine echten Vorzüge und entbehrt maximal durch sehr peinliche Aussetzer nicht vollends so was wie kurzzeitiger Komik („Das ist aber ein schönes Bild“). Stinklangweilig, handwerklich indiskutabel und so deutlich Trash, das es dem Gesamtbild seiner Zunft unvorteilhaft schadet. Wer den als Einstieg sieht, wird nie wieder einen Zugang zum Rest finden.
Autor: Jacko Kunze