6.7

MB-Kritik

Kickboxer 1989

Action, Thriller, Sport – USA

6.7

Jean-Claude Van Damme
Dennis Alexio
Dennis Chan Kwok-San
Michel Qissi
Haskell V. Anderson III
Rochelle Ashana
Ka Ting Lee
Richard Foo
Ricky Liu
Ho Ying Sin
Tony Chan
Brad Kerner
Dean Harrington
Mark DiSalle
Richard Santoro
Louis Roth

Inhalt

US-amerikanischer Martial-Arts-Film. Eric Sloane (Dennis Alexio) ist neuer Kickbox-Weltmeister und reist zum Wettkampf nach Bangkok. Im Kampf mit Tong Po wird er so schwer verletzt, dass er fortan im Rollstuhl sitzen muss. Doch da ist ja noch sein Bruder Kurt (Jean-Claude Van Damme), der ihn rächen will und sich darum ihn die Geheimnisse der thailandischen Kampfkunst einweisen lässt.

Kritik

Einst gehörte „Kickboxer“ zum Kanon der früher bekannten wie beliebten „Karate Tiger“-Reihe – zumindest in Deutschland. Das ergab früher in so manchem Kinderzimmer, in dem die Filme heimlich geschaut und mit kindlicher Naivität besprochen wurde, hitzige Diskussion, schließlich spielte Jean-Claude Van Damme im ersten Teil der Reihe ja den fiesen Bösewicht, der mit einer legendären Spagat-Szene auf sich aufmerksam machte und sich damit die Reputation eines großen Kampfsportstars aufbaute, also jenen Ruf, den heute Stars des Genres wie Iko Uwais, Tony Jaa oder Scott Adkins genießen. Von deren Durchschlagskraft und vor allem roher Brutalität war der Van Damme von einst aber weit entfernt. Gewaltfrei liefen seine Filme bei weitem nicht ab, aber vergleicht man die Action von „Kickboxer“ etwa mit der von „The Raid“ oder „Undisputed 3: Redemption“, wirkt sie fast schon etwas zahm.

Kickboxer“ kommt aus der Zeit (1989), als Van Damme dabei war das Kino zu erobern. Mit „Bloodsport“ kam im gleichen Jahr der Film heraus, der ihn endgültig zum Actionstar machte. Schon damals war es aber vor allem seine Physis die überzeugte. Sein darstellerisches Talent konnte man eher als zweckmäßig bezeichnen. Während bei „Bloodsport“ nicht allzu viel von ihm verlangt wurde, was Schauspielerei angeht, gibt es bei „Kickboxer“ eine Szene, die über die Jahre zum eigentlichen Highlight mutiert wurde und damit ist nicht die ebenfalls legendäre Tanzszene gemeint. Wenn Van Damme im Krankenhaus von der Querschnittslähmung seines Bruders erfährt, dann versucht der belgische Bruce Lee wirklich mimisch zu überzeugen und Emotionen zu übermitteln. Das Ergebnis ist allerdings höchst desaströs und löst eine unterhaltsame Mixtur aus Fremdscham und unfreiwilliger Komik aus. Es muss aber dick unterstrichen werden, dass sich Van Damme wirklich Mühe gibt. die Szene wirkt aus heutiger Sicht fast wie ein Vorbote der heutigen Zeit, in der the muscles from brussels in Filmen wie etwa „Enemies Closer“ vollkommen ungehemmt der Anti-Schauspielerei frönt und damit höchst unterhaltsame Performances erschaffen hat.

Natürlich ist „Kickboxer“ aber kein Film, der sich dessen bewusst ist. Er folgt recht klar und frei von Überraschungen dem typischen Konzept aller Kampfsportfilme dieser Ära. Im Grunde kennt man den Verlauf aus den spätere „Rocky“-Filmen: Held bekommt Grund gegen Bösen zu kämpfen, Held trainiert (meist mit ungewöhnlichen Trainingsmitteln oder mit einem Trainer, dessen Vertrauen und Respekt er sich erarbeiten muss), Held kämpft gegen Schurken, Schurke scheint besser zu sein, Held beginnt an sich zu glauben und macht den Schurken fertig. Happy End. Abspann. Diese Reihenfolge befolgt „Kickboxer“ ziemlich 1:1 und das ist keine Spoiler, sondern Genre-Grundwissen. Nun sollte man nicht den Fehler machen und glauben, dass „Kickboxer“ wegen seiner Vorhersehbarkeit und Anti-Schauspiel schlecht sei. Eigentlich sind es die größten Stärken des Films. Es ist ein so doofer wie aber auch charmanter Dumm-Film, der eben gerade wegen seiner Verfehlungen einen durchaus akzeptablen Unterhaltungswert auf seiner Habenseite verbuchen kann. Wenn der junge Van Damme versucht mit mimischen Spiel sich auch Abseits von High Kicks, Spagaten und Ellbogenschlägen zu behaupten, dann besitzt das eine überaus groteske Herzlichkeit, die modernen Martial-Arts-Massakern fehlt.

Fazit

„Kickboxer“ ist so dumm wie der Rand eines Butterbrots. Doch in seiner Bestrebung mehr sein zu wollen, als ein standardisierte Kampfsportfilm (was er letztlich aber ist) gelingt dem Film eine charmante Aufzeichnung des Versagens und obendrein einen klassischen Genre-Beitrag nach bekanntem Profil.

Autor: Sebastian Groß
Diese Seite verwendet Cookies. Akzeptieren.