4.5

MB-Kritik

Die Rache des Johnny Cool 1963

Action, Drama, Crime, Thriller

4.5

Henry Silva
Elizabeth Montgomery
Richard Anderson
Jim Backus
Joey Bishop
Brad Dexter
Wanda Hendrix
Hank Henry
Marc Lawrence
John McGiver
Gregory Morton
Mort Sahl
Telly Savalas
Joan Staley
Sammy Davis Jr.
Katharine Bard

Inhalt

Der sizilianische Gesetzlose Giordano wird scheinbar von der Polizei erschossen, doch dies dient nur um ihn untertauchen zu lassen. Inszeniert hat dies der im römischen Exil lebende Mafiaboss Johnny Colini, der Giordano für eine persönliche Vendetta ausgewählt hat. Unter dem Namen Johnny Cool schickt er ihn nach New York, wo er die Leute umbringen soll, die Colini zur Flucht aus den Staaten zwangen.

Kritik

Niemand anderes als Jazz-Legende Sammy Davis Jr. (Frankie und seine Spießgesellen) läutet den Film mit dem von ihm gesungenen Titeltrack „The Ballad of Johnny Cool“ ein und lässt es sich auch nicht nehmen, später einen kurzen Gastauftritt vor der Kamera hinzulegen. Ein stimmungs- und durchaus auch verheißungsvoller Auftakt, doch diese aufgebaute Erwartungshaltung kann dieser eindeutige B-Gangsterfilm (was per se natürlich überhaupt nichts über die Qualität auszusagen hat) schon relativ früh kaum aufrechterhalten.

Seine beiden größten Probleme sind nämlich nicht nur von Anfang an ersichtlich und werden auch im weiteren Verlauf maximal gelegentlich ausgebessert, sondern sind für praktisch jeden Film von essentieller Natur. Sowohl die Inszenierung als auch die Narration sind über zu weite Strecken suboptimal und bringen die Handlung trotz eines eigentlich recht straight anmutenden Plots nur sehr stockend in Gang. Das sorgt gleichzeitig dafür, dass sich die Figuren kaum schlüssig entwickeln bzw. nur sehr oberflächlich charakterisiert sind, was kaum für eine entsprechende Bindung zu ihnen führt. Es ist von Beginn an ein Teufelskreis, aus dem sich Die Rache des Johnny Cool kaum mal befreien kann und immer wieder über die selben Probleme stolpert, auch wenn er zwischendurch mal den ein oder anderen Lichtblick parat hält.

Einer davon ist definitiv Telly Savalas (Ein Köder für die Bestie) als gegnerischen Mafia-Boss, der eindeutig an Al Capone angelegt scheint. Eine temperamentvolle, enorm charismatische Performance, doch mehr als eine Nebenrolle ist es eben nicht und am Ende des Tages können damit die restlichen Defizite nicht aufgefangen werden. Regisseur William Asher (Beach Party) war in seiner Karriere überwiegend im TV-Bereich tätig und das merkt man seine uninspirierten und scheinbar auf Zweckdienlichkeit angelegten Inszenierung leider auch an. Theoretisch wuchtige Szenen wirken seltsam beiläufig und der Schnitt ist teilweise wirklich verwirrend, so dass es mitunter zu leichten Irritationen im Narrativ führen kann. Dies ist generell leider ebenso holperig. Da werden oft nur Szenen aneinander gereiht, Nebenfiguren ploppen ohne große Erklärungen auf und sind genau so schnell wieder verschwunden, wenn sie ihren Nutzen scheinbar erfüllt haben. Dadurch wirkt der Film speziell in der ersten Hälfte viel länger als er eigentlich ist und das liegt nicht etwa an sehr langen Einstellungen, ausgiebigen Dialogen oder wenig Geschehen, sondern einfach daran, dass es unvorteilhaft erzählt ist und es dem Publikum somit schwer macht, wirklich investiert in das Gezeigte zu sein.

Leider kann auch Charakter-Fresse Henry Silva (Der Teufel führt Regie), sowohl im US- als auch im europäischen Genre-Kino über Jahrzehnte ein gern gebuchter Schurkendarsteller, in einer seiner seltenen Hauptrollen nur bedingt überzeugen. Charisma hat er ohne Frage, aber hier kann er den Film kaum tragen, hat aber auch die Bürde, dass die für die Handlung an sich wichtige Beziehung zu seinem Love-Interest (Elizabeth Montgomery, Verliebt in eine Hexe) überhaupt nicht funktioniert. Diese verliebt sich Hals über Kopf in einen wenig charmanten oder attraktiven Mann, über den sie nichts weiß, der ganz offenkundig in sehr krumme Sachen verwickelt ist und fällt am Ende trotzdem aus allen Wolken, als sie offenbar aus einem seltenen Fall von Schlafwandeln erwacht ist, anders lässt sich das Ganze kaum erklären. Das klingt jetzt alles nach einem ziemlich harten Verriss, aber so fair muss man schon sein, gemessen am B-Movie Standard der frühen 60er ist Die Rache des Johnny Cool kein absoluter Totalausfall. Der hat ja hier und da mal seine Momente und an sich liegt hier sogar das Potential für einen echten Genre-Kultfilm. Das Schlussdrittel hat auch deutlich mehr Schwung und wenn Inszenierung und Narration besser wären, vermutlich eine ganz runde Sache. So maximal für absolute Liebhaber und Nostalgiker irgendwie interessant, aber wer den auslässt, hat eindeutig nichts verpasst.

Fazit

Er war stets bemüht. Ja, so was möchte niemand in einer abschließenden Bewertung hören, ist es doch eine höfliche und schmeichelhafte Beschreibung für „leider durchgefallen“. So auch bei „Die Rache des Johnny Cool“, dessen Probleme früh auf der Hand liegen, sich aber zumindest immer mal wieder kurz nach oben kämpfen zu scheint. Man möchte diesen Film eigentlich viel lieber haben als er es insgesamt verdient. Das wäre tatsächlich mal ein Fall für ein sinnvolles Remake, denn aus der selben Geschichte hätte man schon damals einen richtig guten Film machen können.

Autor: Jacko Kunze
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