Inhalt
"Hidden Figures" erzählt die Geschichte von Katherine Johnson, Dorothy Vaughn und Mary Jackson - herausragende afro-amerikanische Frauen, die bei der NASA gearbeitet haben und in dieser Funktion als brillante Köpfe einer der größten Unternehmungen in der Geschichte gelten: Sie haben den Astronauten John Glenn in die Umlaufbahn geschickt. Eine fantastische Errungenschaft, die der Nation neues Selbstbewusstsein gab, das Rennen im Weltall neu definitierte und die Welt aufrüttelte. Dieses visionäre Trio überschritt jegliche Geschlechts- und Rassengrenzen und inspirierte Generationen, an ihren großen Träumen festzuhalten.
Kritik
Zur Vereidigung von Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten versammelten sich tausende Menschen, um für Gleichberechtigung und gegen Rassendiskriminierung zu protestieren. Ein Wunsch, eine Hoffnung, die nicht erst seit kurzem dafür sorgt, dass sich Menschen öffentlich echauffieren und ihre Banner durch die Straßen tragen. So gesehen kommt Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen genau zur rechten Zeit in die Kinos. Die wahre Geschichte von Katherine Johnson und ihrem Kampf für Gleichberechtigung bei der NASA, einhergehend mit ihrer aktiven Mithilfe, dass die USA den Wettlauf zum Mond gegen die Sowjetunion gewann, ist alleine auf dem Papier bestes Botschafts-Kino.
Regisseur Theodore Melfi (St. Vincent) inszeniert das ganze in einem wenig aufregenden, gefälligen Ton. Melfi will nur bedingt aufrütteln und wagt sich auch nie so recht die vergangenen Geschehnisse mit der Gegenart zu koppeln. Viel mehr geht es ihm darum ein kurzweiliges, nicht zu kompliziertes Feel-Good-Movie auf die Leinwand zu bringen. Ein Film der klar und deutlich neben seiner eigentlichen Geschichte auch ein klare Aussage hat, diese aber nicht vehement unterstreicht, sondern sie lieber als netten Nebeneffekt auf dem Soziusplatz mit nimmt.
Besonders deutlich wird das immer dann, wenn er Rassismus inszeniert. Bei Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen bekommen es die weiblichen Heldinnen immer wieder mit diesem zu tun. Doch die Rassisten im Film werden meist nur als Personen dargestellt, die es einfach nicht besser wissen. Diese „Es ist ja nicht ihre Schuld“, bzw. "Sie wussten es ja nicht besser"-Mentalität stört gewaltig. Es scheint fast so, als ob Melfi sein Publikum nicht überfordern möchte. Deswegen verzichtet er weitestgehend darauf die angestaute Wut auf beiden Seiten zu kanalisieren. So wirkt seine Darstellung von Unterdrückung und Diskriminierung oftmals fast schon naiv. Kein wirklich guter Ansatz für diese Thematik.
Ausbügeln können die Darsteller dies zwar nicht, aber es gelingt ihnen, dass die Charaktere gekonnt zum Leben erweckt werden. Kevin Costner als mürrischer NASA-Oberer ist in seinem Element, The Big Bang Theory-Star Jim Parsons darf seine Sitcom-Rolle in einer anderen Variation wiedergeben und die drei Frontdamen Taraji P. Henson, Octavia Spencer und Musikerin Janelle Monáe schenken Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen eine gute Dosis Vitalität sowie Ehrfurcht und zelebrieren dabei den Kampf gegen Unterdrückungen in jeglicher Form.
Fazit
Was „Hidden Figures - Unerkannte Heldinnen“ fehlt ist die Courage der Wut durch erlittenen Rassismus, Diskriminierung und Unterdrückung einen sichtbaren Raum zu geben. Der Film will niemanden überfordern oder erschrecken und verpasst somit die Chance mehr zu sein, als eine cineastische Gefälligkeit, angesiedelt in einem ernsten Rahmen. Als gut gespielter Historienkitsch vermag die Produktion aber recht solide zu unterhalten.
Autor: Sebastian Groß