Inhalt
The United States of Fonda“ heißt das Motto jenes autobiofilmografischen, mit Kino-Passion und Montage-Pfiff gebauten dreistündigen Filmdenkmals, das Alexander Horwath einem Präsidenten setzt, den es nur auf der Leinwand gegeben haben wird: Henry Fonda.
Kritik
Was scherzhaft klingt und es in der den Titel inspirierenden Folge der in den 70ern recht populären US-Sitcom Maude auch war, ist durchaus ernst zu nehmen. Die ironische Überspitzung der Fonda-Verehrung dient Alexander Horwaths epischem Essay-Film nicht der kritischen Distanzierung von einer ideellen Idealisierung des von Maude und ihren Freundinnen zum Staatsoberhaupt vorgeschlagenen Schauspielers, sondern deren formeller Verkappung. Henry Fonda ist in dem dreistündigen Debütfilm des Autors und Regisseurs ein Titan, dem keine Buch-Biografie genügt.
Auch keine Leinwand, auf der Fonda ein halbes Jahrhundert seine Wirkung entfaltete; oft in Schlüsselrollen US-amerikanischer Legendenbildung wie der Tom Doads aus Steinbecks Grapes of Wrath oder des Titelcharakters von Young Mr. Lincoln, beide inszeniert vom ähnlich ikonischen John Ford (Sieben Frauen). Um Fonda zu verkörpern, braucht es für Horwath eine ganze Nation, und zwar die von Ronald Reagan (The Bad Man) in einer frühen Szene zu Gottes auserwähltem Land verklärte. Oder ist es umgekehrt und Fonda verkörpert die USA?
In der romanesken Rollen-Revue ist es mehr eine grandiose Vision der Vereinigten Staaten, deren Facetten in Fondas Figurenrepertoire schillern. Untermauern sollen die forcierte Parallele eine grob chronologische Parade von Protagonisten-, Dialog- und Szeneninterpretationen. Die Betonung liegt auf Interpretation, denn was der als Erzähler agierende Regisseur in Fondas Darstellungen an genuin US-amerikanischen Charakteristika sieht, basiert mehr auf persönlicher Verehrung als filmanalytischem Fundament. Die soziologischen und politischen Assoziation bleiben meist so lapidar wie die zu Reagan.
Fazit
Für eine filmische Lebensgeschichte bleibt Alexander Horwarths akademistische Hommage biografisch zu lückenhaft. Für eine Werkbetrachtung ist die Auswahl der Filmausschnitte und Figuren zu selektiv. Für eine ideologische Studie ist der Ansatz zu subjektiv. Eingefleischten Fonda-Fans bietet die visuell auf Fernsehniveau stagnierende Collage immerhin Ausschnitte seines 1981 mit Lawrence Grobel geführten letzten Interviews. Dazu ein paar Kuriosa wie einen gleichnamigen Ort, dem ein Besuch abgestattet wird. Dass Politik und Schauspiel Verwandte sind, zählt kaum als Erkenntnis.
Autor: Lida Bach