Inhalt
Kang Chul-joo (Kim Yoon-seok) hat es nicht leicht. Als Kapitän eines Fischerboots sieht er für sich und seine Crew auf lange Sicht keine Zukunft mehr, zu wenig Geld lässt sich mit dem Fischfang verdienen. Und so versucht sich die Crew im illegalen Menschenschmuggel, bei dem Chinesen nach Südkorea transportiert werden sollen. Doch dabei kommt es zu unvorhergesehenen Problemen.
Kritik
"Haemoo" (internationaler Titel: "Sea Fog") basiert auf wahren Begebenheiten, die sich 2001 zugetragen haben und könnte aktueller kaum sein, wenn man in den täglichen Nachrichten mitverfolgt, welch grausame Dinge sich weltweit auf hoher See ereignen, wenn Flüchtlingsboote verunglücken oder man immer weitere Details aus den furchtbaren Bedingungen erfährt, unter welchen die Menschen, mit Hoffnung auf ein besseres Leben, ausgesetzt werden. Mit "Haemoo" feiert der Koreaner Sung-bo Shim sein Regiedebüt, einen Namen hat er sich zuvor als Drehbuchautor des hervorragenden koreanischen Thriller-Meisterwerks „Memories of Murder“ unter der Regie von Altmeister Joon-ho Bong („Snowpiercer“, „The Host“) gemacht. Bei "Haemoo" wechseln sie nun quasi die Rollen, Joon-ho Bong fungiert hier als Produzent und hat zusammen mit Sung-bo Shim am Drehbuch mitgeschrieben.
Was zwar mit einer ernstzunehmenden Lage, jedoch in recht heiter-lockerem Ton beginnt, mit einem Kapitän, welcher sich um seine finanzielle Grundlage und um den Fortbestand seines Fischerboots sorgt und nebenbei von seiner Frau betrogen wird, was ihn aber nicht sonderlich stört, wandelt schnell in einen wahren Albtraum. "Haemoo" hält einige sehr unangenehme Überraschungen bereit, auf die an dieser Stelle auch gar nicht näher eingegangen werden soll, damit sie ihre Wirkung auch voll entfalten können. Für den Zuschauer fühlen sie sich wie ein schwerer Schlag in die Magengrube an und nehmen ihn mit auf einen Trip in die Hölle. Nur so viel: Der Flüchtlingsschmuggel gestaltet sich als komplizierter als geahnt und wirft dabei auch viele moralische Fragen auf, denen sich sowohl die Charaktere des Films, als auch der Zuschauer stellt. Wie würde man selbst unter solch stressbedingten Situationen handeln? Was ist die beste Lösung für alle aufkommenden Probleme? Und mag man sich überhaupt vorstellen, dass sich vieles von dem, was wir im Film sehen, tatsächlich zugetragen hat und auch heute noch, ohne dass wir davon erfahren, irgendwo auf diversen Flüchtlingsbooten ereignet? Joon-ho Bong ist bekannt dafür, in seine Filme viele kritische Aspekte einzubauen und in die psychologischen Abgründe der Menschen zu blicken, sein Einfluss an Haemoo ist somit unverkennbar.
Produktionstechnisch spielt "Haemoo" ebenso auf ganz hohem Niveau: Der Kampf auf hoher See ist in wunderschönen, sehr kraftvollen Bildern eingefangen, wirkt passend düster und erzeugt ein klaustrophobisches, sehr bedrohliches Gefühl. Ebenso leisten die Darsteller hervorragende Arbeit, die ganze Szenerie glaubwürdig rüberzubringen. Dabei darf vor allem Yun-seok Kim ("The Chaser", "The Thieves", "The Yellow Sea") als Kapitän und Verantwortlicher des ganzen Schlamassels glänzen.
Fazit
"Haemoo" ist besonders schwere Filmkost aus Südkorea, welche den Zuschauer ordentlich aufwühlt und schockiert. Meisterhaft inszeniert, brillant gespielt, durchgehend fesselnd und thematisch höchst aktuell und wichtig.
Autor: Sebastian Stumbek