Inhalt
Für viele Touristen ist der Han-Fluss, der zweitgrößte Fluss Südkoreas, der mitten durch das Herz von Seoul fließt, der perfekte Ort, um sich von einem langen Sightseeingtour zu erholen. Unzählige Buden und Cafés laden zu einer kleinen Pause ein und in eben so einer kleinen Bude arbeitet Protagonist Gang-Doo ( Kang-ho Song), zusammen mit seinem Vater Hee-bong ( Hie-bong Byeon). Die Beiden leben ein bescheidenes Leben, sehr zum Verdruss von Gangs kleiner Tochter Hyun-seo ( Ah-sung Ko), die ihren Vater um Geld für ein Handy bittet. Eines Tages wird die Idylle jedoch überraschend gestört, als plötzlich ein unbekanntes Wesen aus dem Fluss steigt, eine Schneise der Verwüstung hinterlässt und darüber hinaus auch noch Hyun-seo verschleppt. Während Gang-Doo und die restliche Familie Park um Hyun-seo Verlust trauern taucht plötzlich das Militär auf und verhängt eine flächendeckende Ausgangssperre, da sie, so ein offizieller Sprecher, es für möglich halten, dass das unbekannte Wesen Träger einer tödlichen Krankheit ist.
Als Gang jedoch eine Nachricht von seiner Tochter erhält macht sich die ganze Familie auf, um sie zu retten. Auf dem Weg zu ihr müssen sie sich nicht nur gegen das Monster zu Wehr setzen, vielmehr ist es das Militär und die restlichen Zivilbevölkerung, die ihre Rettungsaktion sabotieren wollen.
Kritik
Wer kennt folgende Situation nicht: Da sitzt man, ein fröhliches Lied auf den Lippen, im Labor einer streng geheimen Militärbasis und spült literweise Giftmüll den Abfluss herunter. In der realen Welt würde dies vermutlich sämtliche Umweltschutz Organisationen der Welt auf den Plan rufen, doch in der Filmwelt ist dies für gewöhnlich der Anfang um ein weiteres Monster auf die Leinwand loszulassen. Während Godzilla, Mothra, Rodan und andere Kreaturen, die einst von Menschen in Gummianzügen verkörpert wurden, im 21. Jahrhundert jedoch kaum noch Zuschauer ins Kino locken, war es Regisseur Joon-ho Bong („Madeo“ ,“Tokio!“), der, lange bevor Hollywood mit Filmen wie „Cloverfield“ antwortet, zeigte wie ein moderner Monsterfilm zu funktionieren hat.
In einem Zeitalter, in dem ganze Filme aus dem Computer kommen, scheint der Kreativität keine Grenzen mehr gesetzt zu sein. Umso erstaunlicher ist es da das so ikonische Filmmonster, wie etwa Godzilla, so lange auf ein Reboot warten mussten. Die größte Schuld daran trägt vermutlich Regisseur Roland Emmerich („ Independence Day“, „The World after Tomorrow“ ), der mit seiner Version der radioaktiven Echse 1998 einen grandiosen Flop hinlegte. Ob Gareth Edwards ( „Monsters“, „Shadow of the Moon“) mehr Erfolg hat wird man wohl erst 2014 erfahren.
Während Filme, in deren Kern eine bekannte Monster Figur steht, sich oftmals um jene Figur drehen, schwenkte Joon-ho Bong den Blick auf die Menschlichen Protagonisten und deren Erlebnissen. Dabei ist es vor allem der Mensch, der in Bongs Film die größte Bedrohung darstellt und somit im Grunde das wahre Monster, denn das echte Monster ist, für sich genommen, ziemlich belanglos. So verfügt die Kreatur weder über einen Atomatem, noch über andere ausgefallene Merkmale, sodass es eigentlich nur einer zu groß geratenen Amphibie ähnelt.
Das soll jedoch nicht heißen das sich die Designer keine Mühe gegeben haben. So hat Joon-ho Bong etwa sämtliche Bewegungen des Monsters selbst designet, sodass es, gerade für einen Film, der zu einer Zeit heraus kam in der CGI noch nicht auf dem heutigen Stand war, einfach fantastisch aussieht. Wer sich indes wundert, weil das Gesicht der Kreatur ihn an einen Schauspieler erinnert, dem sei gesagt, dass besagter Schauspieler unter anderem im Erstlingswerk von Quentin Tarantino mitspielte.
Doch genug vom Monster, schließlich geht es in dem Film um die Familie Park und ihrem herzergreifenden Kampf gegen das Establishment. Die Leistung der Schauspieler ist durch die Bank großartig, vor allem Protagonist Kang-ho Song („Sympathy for Mr.Vengeance“, „Memories of Murder“) spielt unglaublich gut. Für seine Performance wurde er 2007 daher auch völlig zurecht mit dem „Asia Film Award“ als Bester Hauptdarsteller ausgezeichnet. Neben Song ist es Ah-sung Ko („A Brad new Life“), die in ihrer erste Rolle so manchem alten Hasen die Show stiehlt.
Obwohl es in Sachen Schauspieler nichts zu meckern gibt muss man sich dennoch oftmals vor Wut an den Kopf fassen, denn gerade die deutsche Synchron ist nicht gerade auf hohem Niveau. Wäre so etwas in den 60er und 70er Jahren noch ein sympathisches Feature gewesen, ist so etwas heutzutage einfach nur störend und vollkommen unnötig. An vielen Stellen merkt man regelrecht das die Sprecher mit der, von den koreanischen Schauspielern ausgedrückten Gefühlslage, nicht klar kamen und so einfach in vielen der Dialogen improvisieren mussten. Zwar findet man solche Totalausfälle nur selten, dennoch stören sie das runde Gesamtbild des Films sehr, da sie einen immer wieder aus der Atmosphäre reißen. Wie bei vielen asiatischen Filmen gilt also auch hier: O-Ton und Untertitel sind der Synchronfassung vorzuziehen.
Fazit
„The Host“ ist ein fesselndes Drama, das ebenso gut ohne Monster funktionieren würde. Doch seien wir mal ehrlich, wenn jedes Familien Drama ein 5 Meter großes Amphibienwesen beinhalten würde, dann wäre das Genre mit Sicherheit bei den jungen Leuten wesentlich beliebter. Wer dem asiatischen Kino nicht abgeneigt ist, Lust auf tolle Schauspieler hat und wer darüberhinaus eine intelligente Geschichte hirnloser CGI Action vorzieht, der kommt hier voll auf seine Kosten.
Autor: Sebastian Pierchalla