Inhalt
Sancaka lernt das Leben von der harten Seite kennen. Der Vater ermordet, von der Mutter verlassen, wächst er in der Gosse Jakartas auf. Die ist in den festen Händen brutaler Gangs. Er lernt schnell, dass man nur überlebt, wenn man sich heraushält - und sich in den Kampfkünsten perfektioniert. Als ein Mafiaboss mit seinen Elitekämpfern nach der Macht in der 10 Millionen-Metropole greift, tritt Sancaka endlich aus dem Schatten. Als maskierter Gundala wird er fortan von der Bevölkerung als Superheld gefeiert und von den Mobstern bis aufs Blut bekämpft.
Kritik
Das indonesische Kino ist ohne Zweifel seit einigen Jahren ein wahrer Newcomer – vor allem auf dem internationalen Filmmarkt. Filme wie Merantau, The Raid, The Raid 2, The Night Comes for Us, Headshot oder Satan's Slaves lieferten teils hervorragende Genre-Kost, die sich sogar zu Kultfilmen entwickelten und mit The Raid gar das Action-Kino für immer veränderten. Und auch wenn der Output an Kinofilmen aus Indonesien weiterhin klein bleibt, folgt mit Gundala nun das nächste ambitionierte Projekt, welches sich nicht nur einem festen Bestandteil der indonesischen Popkultur widmet, sondern gleichzeitig einen ungewöhnlichen Superhelden etabliert. Regisseur und Autor Joko Anwar (Satan's Slaves, Modus Anomali) hat dabei indes keine leichte Aufgabe: Ihm obliegt es nicht nur eine interessante Origin-Story zu liefern, sondern auch westlichen Zuschauern die Figur des Gundala näher zu bringen. Herausgekommen ist ein teils actionreicher, dramatischer, aber auch unübersichtlicher und klischeehafter Film, der mehr verspricht als er letztlich halten kann.
Zumindest setzt Gundala – wie seine Genre-Kollegen – auf große Bilder und Momente: Der Kampf um Gerechtigkeit ist ebenso im Fokus wie die Frage von „aus großer Kraft, wächst große Verantwortung“. Der Aufbau der Superheldenverfilmung ist damit allerdings auch stark bekannt: Der Verlust der Eltern, die Suche nach Hoffnung, die Entscheidung die Gabe zum Guten zu nutzen, die Erschaffung einer Legende (inklusive Anzug) und am Ende der Kampf gegen einen scheinbar übermächtigen Feind. Doch auch wenn die Geschichte von Gundala wie ein Abziehbild wirkt, entfalten sich über die erste Hälfte hinweg ein paar fantastische Ideen und Einschübe, die den Film Streckenweise höchst faszinierend machen. Während beispielsweise Jakarta apokalyptisch und korrupt inszeniert wird, darf Sancaka alias Gundala (gespielt von Abimana Aryasatya) einige wirklich tolle Martial-Arts-Einlagen zeigen. Die Kritik an korrupten Politikern, einer schlaftrunkenen Bevölkerung, Selbstverteidigung der Bürger und einer Hoffnung auf der neuen Generation, kommt indes nicht von ungefähr. Im Jahre 2019 verkündete Indonesien, dass die Hauptstadt verlegt wird – die Flut kommt!
Abseits der politischen Dimension, die manchmal auch etwas holprig wirkt, ist es aber vor allem wohl der Action sowie Hauptdarsteller Abimana Aryasatya zu verdanken, dass der Film über weite Strecken unterhaltsam bleibt. Gerade die Action-Sequenzen sind trotz einiger Trägheit fantastisch in Szene gesetzt und gut choreografiert – auch unter anderem dank dem Einsatz der Stuntman und Cecep Arif Rahman (The Raid 2, John Wick 3). Abseits dessen, wird es allerdings in der zweiten Filmhälfte unübersichtlich: Figuren kommen und gehen, Schnitte reihen sich aneinander und der eigentliche Climax verschiebt sich auf eine mögliche Fortsetzung. Gerade hier zeigt sich, dass die Ambitionen größer waren und es Regisseur Joko Anwar nicht gänzlich schafft alle Elemente gekonnt miteinander zu verbinden. Neben einigen flachen Dialogen und fehlenden Charakterprofilen, ist dies wohl die größte Schwäche von Gundala und sorgt dafür, dass der Zuschauer am Ende mit einem recht unbefriedigtem Gefühl entlassen wird. Die Hoffnung bleibt aber, dass Gundala 2 (wenn er denn kommen wird) hier noch deutlich zulegen kann.
Fazit
"Gundala" ist im Kern eine ebenso interessante wie ambitionierte Superheldenverfilmung aus Indonesien, die gerade mit seinen gekonnten Action-Einlagen sowie der politischen Kritik überzeugen kann. Abseits dessen, verrennt sich Regisseur und Autor Joko Anwar aber oftmals in seiner Verfilmung und offenbart in der zweiten Filmhälfte sogar viele handwerkliche Fehler, die merklich den Spaß trüben. Für Martial-Arts und Comic-Fans dennoch einen Blick wert.
Autor: Thomas Repenning