Inhalt
Privatdetektiv Jeff Bailey (Robert Mitchum) soll für Gangster Whit Sterling (Kirk Douglas) dessen Geliebte Kathie Moffat (Jane Greer) zurückbringen. Die ist mit 40.000 Dollar im Gepäck abgehauen. Tatsächlich findet Jeff die Dame, erliegt aber ihrem Charme und brennt mit der angeblich Unschuldigen durch. Als Jeffs Ex-Partner das Paar aufspürt, schießt Kathie ihn nieder und macht sich aus dem Staub. Jahre später lebt Jeff als Tankstellenbesitzer in einem Provinznest. Da taucht plötzlich Whit bei ihm auf. An seiner Seite: Kathie...
Kritik
-„Wir haben lange Fehler gemacht und verdienen nun etwas Besseres!“
-„Wir verdienen einander!“
Nachdem ihm mit bis heute relevanten Beiträgen des Horrorfilms wie „Katzenmenschen“ und „Ich folgte einem Zombie“ seinen Durchbruch gelang, schuf Jacques Tourneur mit „Goldenes Gift“ einen der Klassiker des amerikanischen Film Noir. Alle essentiellen und prägenden Elemente des Genres verbindet er in seiner kompakt vorgetragenen, nie zu vorhersehbaren Geschichte, die trotz ihrer pessimistischen, bald nihilistischen Grundstimmung und der unausweichlichen Route in Richtung eines destruktives Finale doch noch einen leichten Hoffnungsschimmer bereithält. Nicht für seine Hauptfiguren, denn sie haben ihr Schicksal schon lange vorher besiegelt, aber zumindest einer von ihnen kann vielleicht noch seinen Frieden machen und seine Seele zumindest ein Stück weit retten. In dem er den einzig guten Menschen in seinem Leben den Weg in ein besseres Zukunft ebnet.
Der ehemalige Privatschnüffler Jeff Malcolm (Robert Mitchum, „Die Nacht des Jägers“, stilecht mit schiefen Hut und dauernd mit schiefer Fluppe im Mundwinkel) glaubt, seine schmutzige Vergangenheit abgeschüttelt zu haben und führt nun unter falschem Namen ein kleinbürgerliches Leben in einem kleinbürgerlichen Kaff. Selbstverständlich kann er seinem Schicksal nicht entkommen und als Joe (Paul Valentine, „Fesseln der Macht“) – der Handlanger von Jeffs letzten Auftraggeber, dem skrupellosen Spielhallen-Besitzer Whit Sterling (charismatisch-kantig: Kirk Douglas, „Wege zum Ruhm“) – auf der Matte steht ist ihm sofort klar, dass sein Leben verwirkt ist. Doch anstatt ihn gleich für den damaligen Verrat bezahlen zu lassen, bei dem Whits Geliebte Kathy (Jane Greer, „Gegen jede Chance“) eine gewichte Rolle spielte, bietet er ihm die Chance an, durch einen weiteren Job seine Schuld auszugleichen. Der gerissene Jeff riecht natürlich sofort den Braten, weiß dass er bei White nicht mit einer fairen Chancen zu rechnen hat und versucht seinem Widersacher immer einen Schritt voraus zu sein, doch die starken Alphamännchen sind hilflos gegen die Waffen des noch abgebrühteren Frauenzimmers in ihrer Mitte. Obwohl sie beide es eigentlich besser wissen (müssten).
Durch die vermeidlich leicht romantische Ader des Films fließt das Gift des ewige lockendes Weibes, einer Femme Fatale mit allen Wassern gewaschen. Sie ist verantwortlich für den Ausgangs-, Wende- und fatalen Schlusspunkt einer intriganten Geschichte, in der die männlichen Figuren von ihr nacheinander ins Verderben geschickt werden. Dabei inszeniert sie Jacques Tourneur nie offensichtlich als berechnende Strippenzieherin, lässt sogar Zweifel daran, ob alles einem perfiden Plan folgt. Jane Greer ist in ihrer Rolle womöglich nur eine Frau, die gelernt hat in einer von Männern dominierten Welt zu überleben und instinktiv sich immer dann aus einer für sie brenzligen Situation windet, was zwangsläufig ihren nächsten „Beschützer“ nur tiefer in den Schlamassel zieht. In vortrefflich fotografierten, schattig-düsteren Bildern scheint „Goldenes Gift“ ein Film zu sein, der einerseits die Frau als cleverste Person emanzipiert und der archaischen Rollenverteilung bissig ins Gesicht schlägt, andererseits das weibliche Geschlecht und deren manipulative Kraft als Bedrohung zu fürchten scheint. Gegen die auch abgebrühte Ermittler, harte Gangster und eiskalte Killer letztlich keine Chance haben, selbst wenn sie das Spiel kennen.
Neben der hervorragenden Inszenierung, der gut strukturierten Story und dem starken Cast fällt „Goldenes Gift“ besonders durch seine Dialoge auf, die für die damalige Zeit enorm viel Sarkasmus bis hin zu bald rabenschwarzem Zynismus beinhalten. Die schwarze Serie war ja nie für seinen positiv gestimmten Ton berühmt, so giftig wie hier teilweise verbal um sich geschossen wird, ist er dem deutschen Titel schon in doppelter Hinsicht gerecht.
Fazit
Eine fatale Abwärtsspirale, die sich trotz klarer Vorzeichen und dem Bemühen des sich dessen stets bewussten Protagonisten einfach nicht aufhalten lässt. Dem Schicksal lässt sich nicht entkommen, das Grab wurde schon vor einer Ewigkeit selbst geschaufelt, die „gerechte“ Strafe lässt sich nicht abwenden. Eventuell kann man aber noch mit gutem Gewissen den Hut ablegen. Schlechte Menschen sterben einsam, gute Menschen sollten nicht einsam leben. Hat minimale Abnutzungserscheinungen, unabhängig davon immer noch eine Perle des Genres und Fans zwingend zu empfehlen.
Autor: Jacko Kunze