Inhalt
Die Homepage „Girlhouse“ bietet dem sexhungrigen Internetuser eine neuartige Mischung aus 24Stunden-Live-Reality-TV und Playboy-Mansion-Web-Cam-Porno. Dafür werden einige junge Schönheiten in einer völlig isolierten, durch ein Hightech-Sicherheitssystem geschützten Luxusherberge untergebracht und von hunderten Kameras dabei gefilmt, wie sie ihren Tagesablauf zwischen Striptease, Trinkspielen und Sexpartys zelebrieren. Auch die junge Studentin Kylie Atkins (Ali Cobrin aus „Neighbors“) möchte von der vorgeblich sicheren Soft-Core-Unterhaltung profitieren und entschließt sich dazu ein freies Zimmer im „Girlhouse“ zu beziehen. Als sie den Psychopathen Loverboy während einer privaten Session jedoch unbeabsichtigt bloßstellt, macht dieser sich zur abgelegenen Villa auf, um den Mädchen eine blutige Lektion zu erteilen. Für Kylie und ihre neuen Freundinnen beginnt ein erbarmungsloser Kampf ums Überleben.
Kritik
Loverboy’s Revenge
“Girlhouse” als Revival des angestaubten Slasher-Genres zu bezeichnen, würde mit Sicherheit zu weit greifen. Trotzdem ist der Streifen von Jon Knautz („Jack Brooks: Monster Slayer“) und Regie-Newcomer Trevor Matthews mit Sicherheit unterhaltsamer geraten, als der Großteil ähnlicher Direct-To-DVD Produktionen, die den Heimkinomarkt seit Jahren nahezu überfluten. Das wiederum liegt vor allem daran, dass das Regie-Duo weder auf die handelsübliche Billig-Optik gesetzt noch sich ausschließlich auf infantile Lückenbüßer-Dialoge verlassen hat. Stattdessen liefert „Girlhouse“ eine filmtechnische Reise zurück in die goldene Ära des Slasherfilms. Eine Zeit, in der grobschlächtige Killer noch die Zugkraft hatten ein Millionenpublikum durch ihre kreativen Morde zu begeistern. Nicht das „Girlhouse“ auf eine Ebene mit Klassikern wie „A Nightmare on Elm Street“ zu setzen wäre. Ganz gewiss nicht. Aber trotzdem zaubert die kompromisslose letzte halbe Stunde des kanadischen Horrorfilms dem geneigten Slasher-Fan durch ihren morbiden Hang zum Voyeurismus ein beseeltes Lächeln auf die Lippen.
Doch nicht nur der straff inszenierte Schlussakt von „Girlhouse“ kann überzeugen. Auch der ungemein brutale Filmstart, quasi die OriginStory des Killers, hebt sich überraschend stark vom Gros aktueller Slasher-Produktionen ab. Wären da nicht der etwas zähe Mittelteil, die langatmige (Pseudo-)Liebesgeschichte und die unverzeihlichen Ausfallschritte in Richtung Selbstpersiflage würde „Girlhouse“ eine willkommene Neubelebung des sleazigen Direct-To-DVD Horrorfilms bieten. Schlussendlich muss sich der geneigte Zuschauer mit überdurchschnittlich gut inszeniertem Mittelmaß zufrieden geben.
Eindeutig gelungen sind mit Sicherheit, die harten Goreszenen und die retro-lastigen Todesarten. Abgehackte Finger, eingeschlagene Schädel und verbrannte Haut dominieren das „The Toolbox Murders“ Finale von „Girlhouse“. Auch der sogenannte Final Kill, durch das, sich bereits nach wenigen Minuten herauskristallisierende, Survivor Girl, versprüht eine rohe Brutalität. Obwohl Trailer und Blu-ray-Cover etwas anderes vermuten lassen, bietet „Girlhouse“ nahezu keine nackten Tatsachen. Hier und da einmal ein kurzer Blick auf eine weibliche Brust oder diverses von der Wand baumelndes Sexspielzeug und ein sehenswerter Striptease der Hauptdarstellerin sind die beinahe als prüde zu bezeichnende Ausbeute von Jon Knautz und Trevor Matthews Streifen.
Darstellertechnisch gibt es wenig zu loben, aber auch wenig zu kritisieren. Die hübschen Opferlämmer bewegen sich alle im soliden Schauspielmittelfeld und sind weitgehend schönheitschirurgisch unberührt. Die männlichen Nebendarsteller agieren ehrlicherweise völlig talentbefreit, was bei einem Titel wie „Girlhouse“ jedoch nicht weiter ins Gewicht fällt. Der Rapper Slaine als Loverboy, gibt den Killer durchaus bemüht, weiß jedoch erst nach dem Überstülpen seiner Perücke zu überzeugen. Ali Cobrin wiederum ist ein perfekt besetztes Survivor Girl, mit erkennbarem Potential für die Zukunft.
Fazit
„Girlhouse“ ist im Großen und Ganzen ein wirklich gelungener Slasher. Einem starken Beginn und kompromisslosen Schlussakt stehen die üblichen Genreschwächen wie ein aufgeblasener Mittelteil und bis zur Selbstpersiflage überzogene 80erJahre Referenzen im Weg. Ali Cobrin überzeugt als eines der besten Survivor Girls seit langem ebenso klar, wie die Kameraführung und der Schnitt der kanadischen Produktion.
Autor: Christoph Uitz