MB-Kritik

Geranien 2023

Friederike Becht
Oliver Möller
Peer Martiny
Aleksandra Corovic
Jasmina Music
Marion Ottschick
Friedemann Eckert
Zora Klostermann

Inhalt

Die junge Schauspielerin Nina kehrt zur Beerdigung der Oma ins Ruhrgebiet zurück. Es kommt zu Spannungen zwischen ihr und ihrer Mutter. Untermalt von Kleinstadtgeräuschen füllt das beredte Schweigen komplexer Mutter-Tochter-Beziehungen den liebenswerten Film.

Kritik

Manchmal fragt sich selbst die klassenkämpferischste Kritikerin, ob der Grund der überproportionalen Präsenz der Mittel- und Oberschicht in der Filmindustrie nicht allein strukturelle Benachteiligung ist, sondern das Talent der Privilegierten, Drama zu machen, wo keines ist. Wobei Talent hier relativ ist und nur mit der Lupe erkennbar in Tanja Egens erster Spielfilmarbeit. Deren Auswahl für die Berlinale Perspektive Deutsches Kino rechtfertigt noch am ehesten die Thematik. Wiederwahl ist jemand tot und Wiederwahl ist es Oma.

Sie liegt leblos im Blumenbeet, zu dem der Titel Assoziationen weckt. Womöglich ist er auch schlicht ein Hinweis der Regisseurin auf die bukolische Banalität ihrer mit Esther Preußler verfassten Story. Deren Minimum an Handlung dreht sich um die diesjährigen Lieblingsmotive des Festivals: Sterben, Loslassen, Abschied. Für Drittes ist Enkelin Nina (Friedericke Becht, Schneller als die Angst) ein bisschen spät dran, woran sie zu knabbern hat. Allerdings nicht sonderlich viel, denn das friedliche Verscheiden einer betagten Dame ist keine Tragödie.

Es ist normal und sogar Glück für Oma, rüstig, geistig wach und ohne langes Leiden im eigenen Garten abzutreten. Der Aufreger scheint hier mehr, dass doch tatsächlich auch wohlhabende Bildungsbürger eines Tages sterben. Jetzt muss Mama Konnie (Marion Ottschick) eine Grabrede halten und Papa Harald (Peer Martiny) die Beisetzung bezahlen. Dank des familiären Vermögens ist das kein Drama, also macht Egen eines daraus, dass Konnie ihre Tochter manchmal nervt. Wie dieser Film das Publikum.

Fazit

Der internationale Verleih-Titel „On Mothers and Daughters“ sucht vergeblich nach einer tieferen Erkenntnis oder zumindest amüsanten Beobachtung in Tanja Egens blumigem Bourgeoisiestück. Dessen farblose Facette kleinstädtischen Familienlebens ist so brav, Bilder und gänzlich belanglos wie die krampfige Inszenierung. Das Bisschen Sinnieren der jungen Protagonistin über ihre weibliche Verwandtschaft ist weder unterhaltsam noch amüsant. Abgesehen von der unfreiwilligen Komik der Entrüstung jener Wohlstandsbürger über ihre eigene Sterblichkeit. Beine neue Episode in der Endlos-Serie spießbürgerlicher Selbstbespiegelung.

Autor: Lida Bach
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