MB-Kritik

Fire of Wind 2024

Maria Catarina Sapata
Maria Clara Madeira
José Moura
Safir Eizner
Soraia Prudêncio

Inhalt

Der Weinstock trug Früchte und es ist Erntezeit. Soraia, ein junges Mädchen, schneidet sich. Blut vermischt sich mit Wein. Ein schwarzer Stier ist auf freiem Fuß. Oben in den Eichen wächst die Zeit und eine Gemeinschaft sucht Schutz. Sie teilen Brot und Wein, Erinnerungen und Träume, die Geschichte einer Landschaft. Wir betreten eine lange Nacht, in der auch die Natur spricht. Der feurige Wind, der die Hitzewellen bringt, brennt.

Kritik

Dass in Marta Mateus‘ (Barbs, Wasteland) symbolschwerem Spielfilm-Debüt unter den repräsentativen Figuren irgendwann die drei Hexen aus Shakespeares Macbeth auftauchen, scheint nicht weiter befremdlich inmitten der akzentuierten Allegorik des magisch-realistischen Mementos. Dessen stilisierter Sprachmodus und statische Szenerie ersetzen die visuelle Flexibilität eines Kinofilms mit der dramaturgischen Direktheit eines Bühnenwerks. Als ein solches hätte das situative Szenario, in der eine übergreifende Metapher durch eine Vielzahl einzelner Sinnbilder ergänzt wird, womöglich zu stärkerer Ausdruckskraft gefunden als auf der Leinwand. 

Darauf haben der unmittelbare Blick der Darstellenden in die Kamera, die scheinbar geradewegs das Publikum adressierenden Monologe und der bewusste Verzicht auf narrative Entwicklung unweigerlich etwas Forciertes, mitunter auch Frustrierendes. Das ist bedauerlich angesichts der motivischen Komplexität der Ereignisse, deren dokumentarischer Naturalismus fließend in symbolistische Statik übergeht. Aufgestört durch einen freigelassenen Stier, flüchtet sich eine Gruppe portugiesischer Landarbeitender auf die an die Plantage angrenzenden Bäume. Dort verharren sie, versunken in Erinnerungen an ausbeuterische Arbeitsverhältnisse, repressive Hierarchien und persönliche Verluste.

Sie alle überdauern auf eigene Weise in einer Gegenwart, in der die Geister der Toten zweier Kriege von den Lebenden nur durch ihre historischen Uniformen zu unterscheiden sind und eine buchstäblich animalische Aggression in Gestalt des Stiers greifbare Gestalt erhält. Improvisatorisch in das minimalistische Geschehen eingeflochtene Elemente aus Folklore und Lokaltradition geben der theatralischen Inszenierung einen ebenso originellen wie opakes Kolorit. Jener wird zum eigentlichen Beitrag des laienhaften Ensembles, das mehr durch physische Präsenz überzeugt als Schauspielvermögen.

Fazit

Mit seinem metaphorischen Manierismus und einem in seiner Statik bisweilen an ein Tableau Vivant erinnernden Szenario ist Maria Mateus‘ erster Langfilm, der auf den Filmfestspielen von Locarno Premiere feiert, ein ebenso abstraktes wie ambivalentes Werk. Dessen organische Verflechtung von Traum, Phantasie und Wirklichkeit weckt zwar mit imaginativen Ideen Neugier, aber kann im filmischen Medium nur bedingt überzeugen. Die ambitionierten Aussagen verlieren sich in der durch Theatralik reduzierten Tiefenschärfe eines letztlich mehr kunsthandwerklichen als kinematischen Konstrukts.

Autor: Lida Bach
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