6.3

MB-Kritik

Feinde aus dem Nichts 1957

Sci-Fi, Horror – UK

6.3

Brian Donlevy
John Longden
Sid James
Bryan Forbes
William Franklyn
Vera Day
Charles Lloyd Pack
Tom Chatto
John Van Eyssen
Percy Herbert
Michael Ripper
John Rae
Marianne Stone
Ronald Wilson
Jane Aird
Betty Impey

Inhalt

Das Team von Weltraumforscher Professor Quatermass entdeckt über einem entlegenen Dorf merkwürdige Phänomene. Quatermass forscht nach und stößt auf eine militärisch abgeriegelte Fabrikanlage, in der angeblich im Auftrag der Regierung synthetische Nahrungsmittel produziert werden. Als er hinter die Wahrheit kommt, scheint es schon fast zu spät zu sein…

Kritik

Die für eine BBC-Serie entwickelte Figur des Professor Quatermass bescherte den HAMMER-Studios einen ihrer größten Kinoerfolge der 50er Jahre. Der stetig mit außerirdischen Bedrohungen in Kontakt tretende Forscher feierte 1955 mit Schock sein Leinwanddebüt und bekam bereits zwei Jahre später seinen nächsten Auftritt in Feinde aus dem Nichts spendiert. Trotz der ernüchternden Kritiken bei ihren jeweiligen Premieren genossen die Filme schnell eine hohe Popularität in Fankreisen, wodurch es etwas verwundert, dass es mit Das grüne Blut der Dämonen nur noch einen weiteren Quatermass-Teil gab. Der dann auch noch erst zehn Jahre später realisiert wurde. Wenn man das mal in Relation zu den unzähligen Dracula- und Frankenstein-Variationen des Studios stellt, gar kein Vergleich.

In Feinde aus dem Nichts wird unser Protagonist von der britischen Raumfahrtbehörde aus dem buchstäblichen Nichts mit einer zunächst kaum definierbaren und offenbar lange unerkannten Bedrohung konfrontiert, obwohl sie sich schon seit über einem Jahr vor aller Augen ausbreitet. Zuerst trifft er bei einem Unfall auf der Landstraße zufällig auf ein Pärchen, bei dem der Mann nach Kontakt mit einem seltsamen Felsbrocken ein verbrennungsähnliches Mal im Gesicht aufweist und eindeutig nicht mehr Herr seiner Sinne ist. Kurz danach berichtet sein Team von dem Niederschlag Meteoriten-artiger Objekte über einem kleinen Dorf. Quatermass (Brian Donlevy, Auch Henker sterben) zählt Eins und Eins zusammen und stößt in den Ruinen des dem Erdboden gleichgemachten Dörfchens auf ein gigantisches und beinah militärisch bewachtes Fabrikgelände, das dem von ihm selbst entworfenen Modell einer Besiedlungsstation auf dem Mond wie ein Ei dem anderen gleicht.

Die zweite Quatermass-Interpretation aus dem Hause HAMMER ist natürlich ein sehr kostengünstig entwickeltes B-Movie, das dankbar auf der Welle der subversiven Sci-Fi-Invasions-Paranoia mitreitet. Dies fügt sich aber nicht nur ideal in den Zeitgeist des noch ziemlich heißen und jungen Kalten Krieges mit ein, sondern transferiert es in seinem Rahmen kaum weniger effektiv als andere Genre-Klassiker dieser Dekade. Da wird mit der Angst vor der schleichenden, heimlichen, feindlichen Übernahme von innen heraus gespielt und so einem aus dem Kontext gerissen vielleicht banal und einfältig wirkendem Alien-Schmarn eine ganz andere, sogar erschreckend greifbare Dimension verliehen. Mit seinen geringen Mitteln gelingt dem schon beim Vorgänger tätigen Regisseur Val Guest eine handwerklich geschickte Adaption bekannter Motive, wie man sie schon aus H.G. Wells' Krieg der Welten, Invasion vom Mars und ganz besonders natürlich dem kurz zuvor erschienen Klassikers Die Dämonischen kennt. Bei den Body Snatchern bedient sich Feinde aus dem Nichts mit Sicherheit am deutlichsten und kann besonders in der engen, zeitlichen Nähe kaum dem unmittelbaren Vergleich mit ihm aus dem Weg gehen. Am Ende ist der Film von Don Siegel in allen Belangen etwas reifer, hochwertiger und ganz bestimmt nicht nur filmhistorisch nachhaltiger, dennoch ist diese HAMMER-Variante keinesfalls außer Acht zu lassen. Viel mehr als kurzweilige Low-Budget-Unterhaltung schwebte hier auch nie jemanden vor und dafür ist das außerordentlich gut gelungen.

Fazit

Der zweite Teil des ersten Franchise-Erfolgs der HAMMER-Studios punktet durch seine gelungene Atmosphäre und den  gekonnten Transfer der zeitaktuellen Stimmungslage in zeitlose Genre-Thematik. Kaum schwächer als die ähnlich gelagerte Konkurrenz aus Hollywood, nur etwas kleiner, günstiger und bescheidener. Für Fans ohnehin eine Pflichtveranstaltung.

Autor: Jacko Kunze
Diese Seite verwendet Cookies. Akzeptieren.