MB-Kritik

El Jockey 2024

Drama, Crime

Úrsula Corberó
Daniel Giménez Cacho
Mariana Di Girolamo
Nahuel Pérez Biscayart
Rolly Serrano
Luis Ziembrowski
Daniel Fanego
Roberto Carnaghi
Osmar Núñez
Adriana Aguirre

Inhalt

Remos selbstzerstörerisches Verhalten überschattet sein Talent. Abril, eine aufstrebende Jockeyin, ist von Remo schwanger und muss sich zwischen einem Kind oder der Fortsetzung des Rennens entscheiden. Beide rennen für Sirena, einen Geschäftsmann, der in der Vergangenheit Remo das Leben gerettet hat.

Kritik

Das Kurioseste an Luis Ortegas (Monobloc) greller Genre-Groteske ist nicht der schräge Sporno-Style und auch nicht die überdrehten Tanzeinlagen, sondern deren auffällige Parallelen zu Emilia Perez. Jaques Audiards Mafia-Musical über einen mexikanischen Kartell-Boss, der seine kriminelle Karriere für ein neues als Frau hinter sich lassen will, teilt mit Ortegas absurdem Reigen aus Sport-Satire und Selbstfindungsstory nicht nur das manierierte musikalische Momentum, aggressive Ästhetik und der Mischung von Machismo und Melodramatik, sondern auch die Appropriation queerer Themen.

Sein Faible für letztes pflegte der argentinische Regisseur bereits in seiner Gay-Killer-Story El Angel, deren Hauptcharakter ähnlich musik- und tanzaffin auftrat wie der titelgebende Jockey Ramos Manfredi (Nahuel Pérez Biscayart, My New Friends). Der Profi-Pferdesportler torpediert seine Rennen für Mafia-Sponsor Sirena (Daniel Giménez Cacho, Fiesta in der Räuberhöhle) mit einem Zwang zu satirisch superlativierter Selbstzerstörung mittels exzessiven Drogenkonsums und absurder Unfällen. Dieses als absurde Autoaggression legitimierte Queer Bashing zelebriert der erste zwei Handlungsakte ist im Grunde als Serie sadistischer, subtil sexistischer Sketche. 

Psychopathologisches Verhalten und Kriminalität sind noch mehr als im Vorgängerfilm direktes Resultat von Queerness, die durch einen gesundheitlichen Schaden scheinbar aktiviert wird. Der zweite Akt, der die Titelfigur auf ihrem Weg in ein neues Leben frei vom Gangster-Geschirr folgt, zementiert die straighte Stereotypiesierung mit der Besetzung einer trans Rolle mit einem cis Darstellenden, der in dem Part so verkrampft wie der Regisseur bei der Abbildung nicht-heteronormativer Annäherung. Karikatureske Choreografien und gehässige Gags verzuckern dröge Biederkeit.

Fazit

Trister Retro-Look, Rennpferd-Analogien und bizarre Balz-Tänze: Luis Ortega gelingen in seiner absurden Allegorie originelle Abstraktionen der Lage seiner Figuren und surreale Szenarien, die schlicht durch WTF-Wert bestechen. Doch schwarzhumorige Symbolik und parodistische Provokationen kippen zu oft in Sexismus und Chauvinismus. Unangenehme Fehlbesetzungen und der mangelnde Fokus machen die abstruse Story anstrengend statt unterhaltsam. Die kantige Inszenierung macht kaum mehr mit der Kollision von Machismo und Melodramatik außer sich darauf zu fixieren wie auf die Sportfetisch-Outfits.

Autor: Lida Bach
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