Inhalt
Vier Freunde, die alle gemeinsam Träume lesen können, verabreden sich regelmäßig einmal im Jahr zu einem Jagdausflug in ihrer Heimat. Treffpunkt ist eine Waldhütte namens "Hole in the Wall". Alle versuchen ihre Probleme für ein Wochende zu vergessen.Doch die kleinen Alltagssorgen sind nichts, verglichen mit dem Horror, der die Ausflügler im tiefen Forst von Maine erwartet. Sie treffen einen Umbekannten dort im Wald, doch das ist nicht das Einzige, was sie dort erwartet, und gegen das müssen sie kämpfen, um die Welt vor der ewigen Verdammnis zu retten.
Kritik
Stephen King Adaptionen genießen allgemein ja nicht den besten Ruf und aufgrund ihrer Vielzahl ist es schier unmöglich zu verallgemeinern, ob dies weitestgehend zutreffend ist oder eher ein Klischee. Schließlich wurden inzwischen über 60 Filme (Serien nicht mitgerechnet) aufgrund seiner literarischen Vorlagen produziert, da lässt sich schwer alles über einen Kamm scheren. Fakt ist: Es gibt wirklich viele enttäuschende bis wirklich schlechte King-Verfilmungen, wobei sich die Schuld meist beim Film finden lässt. Zu weit weg von der Vorlage (wobei das einem Shining eher weniger geschadet hat), zu schlampig produziert (gibt es genug Beispiele) oder nicht in der Lage, die Faszination der Vorlage adäquat auf die Leinwand zu transportieren (Es oder Friedhof der Kuscheltiere, egal in welcher Ausführung), oder eine ungesunde Kombination aus allem. Man mag es aber kaum glauben: Manchmal war schon bei Meister himself nicht alles Gold was glänzt und wenn man ausgerechnet das auch noch zum großen King-Buster aufblasen will, kann der Schuss praktisch nur nach hinten losgehen.
Dreamcatcher (in Deutschland: Duddits) beruht auf einem in kurzer Zeit handgeschriebenem Manuskript, das Stephen King während der Genesung von seinem schweren Unfall im Jahr 1999 erstellte, als er von einem Auto überfahren und beinah getötet wurde. Dabei verarbeitete er zum Teil seine aktuelle Situation, kopierte aber in erster Linie nur andere Motive. Von sich selbst (die Anspielungen auf Es und den „Club der Verlierer“ kommen im Roman deutlicher zur Geltung, im Film lassen sie sich schlicht kaum übersehen), oftmals aber von den ganz großen des Sci-Fi-Horror-Kinos. Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt bekommt durch die Verwendung des Begriffs Ripley für den pilzähnlichen Befalls des außerirdischen Parasiten eine konkrete Erwähnung, Das Ding aus einer anderen Welt ist fast noch präsenter. Das klingt per se ja nicht schlecht und wenn jemand mit diesen Hommagen gekonnt jonglieren sollte, dann wohl Stephen King. Aber selbst er bedachte sein Buch rückwirkend mit wenig lobenden Worten. Umso verwunderlicher, dass mit Lawrence Kasdan (French Kiss) eine gestandene Größe im Filmgeschäft daraus einen starbesetzten Blockbuster zimmern wollte, bei dem die ohnehin schon eklatanten Schwächen der Vorlage nur umso drastischer in den Fokus rücken.
Die erste Hälfte gestaltet sich wenigstens relativ interessant, könnte sich aus der bewusst nebulös gehaltenen Beziehung eines mit außergewöhnlichen Gaben beschenkten Männer-Quartetts zu ihrem „besonderen Spender“ Duddits (später: Donnie Wahlberg, Saw II) doch noch eine spannende Idee entwickeln. Diese erweist sich im weiteren Verlauf als genauso banal und ausgequetscht wie nahezu alles in dieser erstaunlich einfallslosen Alien-Invasion-Story, die nach ihrem halbwegs stabilen Aufbau in (vermutlich) unfreiwilligem Edel-Trash versickert, ohne sich daraus wenigstens noch einen versehentlichen Mehrwert herauszustolpern. Die Ungereimtheiten stapeln sich selbst bei dieser schlichten Geschichte unter die Decke, insbesondere die Fähigkeiten der Protagonisten stellen sich im entscheidenden Moment als absolut wirkungslos heraus. Die können in den unwichtigsten Situation Gedanken lesen und sich in die Köpfe von alles und jedem versetzen, geraten trotzdem in „unvorhersehbare“ Situationen und handeln teilweise so unfassbar dämlich (manchmal muss man Prioritäten setzen: An einem Zahnstocher knabbern oder einfach mal 5 Minuten sitzen bleiben), dass dieser ganze Gedanke im Prinzip komplett für den Arsch ist. Apropos…
Das Alien, das aus der Schüssel kam. An und für sich ist das ja eine ganz spritzige Idee, nur dann muss man es zwingend in einem entsprechenden Kontext verkaufen. Dreamcatcher könnte super eine campy Hommage nicht nur an Ridley Scott und John Carpernter, sondern viel mehr an das possierliche wie leidenschaftliche Sci-Fi-Kino der 50er und 60er sein, nur das bekommt man schlicht nicht gewürfelt. Dafür nimmt sich der Quatsch – selbst bei diesen Steilvorlagen – aus unerklärlichen Gründen viel zu ernst und will sich lieber als A-Kino verkaufen, in dem die pubertären Sprüche eher peinlich als spaßig wirken und die gesamte Storyline um einen Men in Black-Colonel Kurtz-Verschnitt (Morgan Freeman, Million Dollar Baby) wie aus einem komplett anderen Film erscheint. Der Film kann die guten Ideen der Vorlage (die „innere Erzählebene“ von Jonesy, undankbar verramscht durch Damian Lewis, Once Upon a Time…in Hollywood) nicht entsprechend verwirklichen und kann durch die noch mehr betonten Schwächen natürlich keinen Boden mehr gutmachen. Das mittelprächtige CGI, der völlig verschenkte Cast und insbesondere die furchtbar träge Dynamik geben dem Ganzen dann den Rest. Der Film findet – selbst bei dieser Thematik – nie den Schleifpunkt zum Durchstarten und rollt eher mit durchgetretener Kupplung bis zu einem abrupten Finale, das sogar noch generischer ist als in der Vorlage.
Fazit
Herzlichen Glückwunsch, nahezu alles falsch gemacht. Schon in der Planung. Man hätte selbst aus „Dreamcatcher“ noch einen brauchbaren Film zimmern können, nur dann müsste man sich deutlicher bewusst werden müssen, mit was man hier hantiert. So ist es ein ungünstiger Hybrid aus gescheitertem Blockbuster und nicht akzeptierten Edel-Trash, der immer wieder verschämt die Hand hebt, dass er doch nur spielen will. Und dem sofort wieder auf die Finger geklopft wird, weil er doch etwas viel Besseres sein soll. Schade drum, man würde ihn so gerne liebhaben.
Autor: Jacko Kunze